Der Legende zufolge trieb das harte Winterwetter im US-Bundesstaat Maryland Nora Roberts dazu, Bücher zu schreiben. Weil sie Ende der 1970er-Jahre wegen eines heftigen Schneesturms nicht vor die Tür gehen konnte, fing die damals knapp 30-Jährige Hausfrau und Mutter an, eine Romanze zu schreiben. So entstand Irish Thoroughbred, eine Lovestory über eine Pferdeflüsterin, die ein damals nicht unbedingt selbstverständliches, unabhängiges Frauenbild verkörperte. 1981 brachte der US-Romance-Verlag Silhouette Books den Roman als Buch heraus und legte damit den Grundstein einer kometenhaften Autorinnenkarriere.
Inzwischen hat Nora Roberts mehr als 250 Romane veröffentlicht, die in 30 Sprachen übersetzt wurden. Ihre Gesamtauflage liegt bei rund 500 Millionen Exemplaren. Die Mitglieder der internationalen Fangemeinde bezeichnen sich selbst augenzwinkernd als „Noraholics“.
In Deutschland wird Roberts oft als „amerikanische Rosamunde Pilcher“ gehandelt. Der Vergleich hinkt ein wenig, wenn man bedenkt, dass die Britin Pilcher 1924 und Roberts erst 1950 geboren wurde. Andererseits gibt es in der Tat einige Parallelen: Beide begannen mit dem Schreiben aus einer Hausfrauenexistenz heraus. Beide nutzten teils Pseudonyme, viele ihrer Bücher wurden verfilmt. Und nicht zuletzt: Beide werden von der Literaturkritik belächelt, aber von Lesenden geliebt. Doch was finden die Noraholics eigentlich so unwiderstehlich an den Büchern ihrer Lieblingsautorin? Im Folgenden gehen wir der Sache auf den Grund.
Die Frauen von Maine: Die neue Nora-Roberts-Trilogie
Im Februar erschien mit Morgenröte der erste Band der jüngsten Nora-Roberts-Trilogie „Die Frauen von Maine“. Wie viele Romane der Autorin verbindet das Buch gekonnt Idylle und Geheimnis, Identitätsfindung und Romantik.
Darum geht’s in Morgenröte: Nachdem ihr Verlobter sie betrogen hat, beendet Sonya MacTavish die Beziehung und überdenkt ihre Zukunft neu. Doch bevor sie ins Grübeln kommen kann, eröffnet eine unerwartete Erbschaft neue Perspektiven. Ein Onkel, den Sonya gar nicht kennt, hat ihr ein elegantes Anwesen vermacht. Das Herrenhaus an der Küste von Maine wird für Sonya nicht nur zum Schauplatz eines neuen Lebens und einer neuen Liebe, sondern auch zum Tor in ihre familiäre Vergangenheit.
Auf Morgenröte werden zwei Nachfolgebände folgen: Abendlicht und Nachtleuchten. Sie erscheinen jeweils im Frühjahr 2026 und 2027. Das heißt aber nicht, dass die Fans bis zum nächsten Nora-Roberts-Buch ein ganzes Jahr warten müssen – dafür ist die Autorin auch mit Mitte 70 noch viel zu fleißig. Im Mai erscheint ihr romantischer Thriller Rache im Blick und im Juli ein neuer Fall der futuristischen Eve Dallas-Krimireihe. Letztere schreibt Roberts unter dem Pseudonym J. D. Robb. Damit wären schon einige der Facetten im Schaffen der Bestseller-Autorin aufgezeigt. Im Folgenden lernst du ihre Themen und Auffassungen näher kennen.
Eine Stimme, drei Genres: Die vielen Gesichter der Nora Roberts
Im Interview mit Associated Press brachte Nora Roberts Anfang 2025 ihr Tätigkeitsfeld kurz und knapp auf den Punkt: „Ich schreibe Romane. So einfach ist das – Suspense, Thriller, Fantasy.“ Im gleichen Gespräch erteilte sie auch ihrem ewigen Image als Romance-Autorin eine Absage:
„Ich habe mit Romance angefangen und großen Respekt für das Genre. Aber inzwischen schreibe ich Romance nicht mehr. Ich schreibe Beziehungsgeschichten.“
Als ihre eigenen Lieblingsbücher und Inspirationsquellen nennt Roberts Jane Eyre von Charlotte Brontë, Wer die Nachtigall stört von Harper Lee und die Kriegs-Satire Catch-22 von Joseph Heller. Ihre enorme Produktivität als Autorin erklärt sie mit Disziplin, schnellem Arbeitstempo und ihrer Neugier auf neue Figuren und Geschichten. In jeder ihrer Veröffentlichungen spiegeln sich aber auch Aspekte ihrer eigenen Lebenswelt und Persönlichkeit wider. Welche? Lies weiter und finde es heraus!
Nora Roberts‘ Herzensthema: Irland
Nora Roberts wurde in den USA geboren und wuchs auch dort auf, aber ihre Eltern hatten irische Wurzeln. Im Interview mit der Irish Times äußerte Roberts 2007, sie sei eine „durch und durch irische Frau“. Dieses Selbstverständnis prägte ihr Werk von Anfang an. Der Irische Herzen-Trilogie vom Beginn ihrer Karriere folgten weitere Reihen, die in Irland spielen oder Hauptfiguren haben, die ihren irischen Wurzeln auf den Grund gehen – allen voran die Irland-Trilogie und die O’Dwyer-Trilogie. Mit der Zauber der grünen Insel-Trilogie erschloss Roberts das Fantasy-Genre, indem sie Motive aus der irischen Mythologie verarbeitete.
„Durch und durch irisch“: Mit Nora Roberts auf die grüne Insel
Bei Nora Roberts zu Besuch: Die BoonsBoro-Trilogie
Als persönlichste Nora-Roberts-Reihe gilt die beliebte BoonsBoro-Trilogie. Sie erzählt die Geschichte der Familie Montgomery, die in der US-Kleinstadt Boonsboro ein historisches Hotel renoviert und wiedereröffnet: das BoonsBoro Inn.
Das Besondere daran: das Hotel gibt es wirklich. Und es gehört Nora Roberts. Denn die Autorin rettete 2007 das alte BoonsBoro Inn in ihrer Heimatstadt selbst vor dem Verfall. Die turbulenten Erfahrungen, die sie im Zuge der Sanierung machte, verarbeitete sie in der Trilogie. Seit 2009 betreibt sie das renovierte Anwesen mit ihrem Mann. Es nun ein schickes Boutique-Hotel, dessen Zimmer nach literarischen Figuren benannt sind.
Reise nach Boonsboro: Nora Roberts Hotel-Trilogie (Lang- und Kurzfassungen)
Nora Roberts‘ Pseudonym: J. D. Robb
Genau genommen ist schon der Name Nora Roberts ein Pseudonym, denn behördlich korrekt wäre Eleanor Marie Robertson. Die Autorin selbst versteht die Bestandteile ihres Aliasnamens allerdings schlicht als griffigere Kurzformen von „Eleanor“ und „Robertson“. Ihr Undercover-Pseudonym J. D. Robb verwendet sie erst seit Mitte der 1990er-Jahre. Roberts‘ amerikanischer Verlag wollte mit dem neuen Namen Kaufanreize setzen und mehr Abwechslung suggerieren. Die Autorin nutzte das Pseudonym derweil, um sich neu zu erfinden. So betonte sie: „Ich habe gesagt, ich mache das nur, wenn ich dann etwas komplett anderes schreiben darf.“ So entstand die Krimireihe um die toughe Detektivin Eve Dallas.
Auf Verbrecherjagd mit J. D. Robb: Die Eve-Dallas-Reihe (Auswahl)
Mit der Eve-Dallas-Reihe eroberte Nora Roberts alias J. D. Robb gleich zwei neue Genres. Erstens waren die mörderischen Fälle der New Yorker Detektivin explizite Spannungs- und Krimilektüre, zweitens spielen sie im Jahr 2058. Es ist also auch ein Hauch Science Fiction dabei. Das Publikum liebte die gewagte Mischung. So wurde das Projekt zum Dauerbrenner. Auf Englisch kam Anfang 2025 mit Bonded in Death der 60. Eve-Dallas-Fall heraus. Auf Deutsch erscheint im Mai mit Der Kuss der Schwarzen Witwe Band 49 der Reihe. Ein Ende ist bisher weder geplant noch in Sicht.
Die Erfolgsserie lückenlos und in richtiger Reihenfolge: Der große Eve-Dallas-Überblick
Nora Roberts‘ zweites Standbein: Romantic Suspense
Mit den J. D.-Robb-Romanen hat Roberts bewiesen, dass ihr die Leserinnen und Leser auch düstere Stoffe abkaufen. Das führte dazu, dass sie das Crime-Genre auch in ihr Standardrepertoire übernahm. Neben klassischen Lovestorys nehmen dort inzwischen auch Geschichten aus der Sparte „Romantic Suspense“ viel Raum ein. In diesem Genre treffen mysteriöse Mordfälle und menschliche Abgründe auf Liebesabenteuer, die nicht selten zu riskanten Rendezvous mit der Gefahr werden. Im Gegensatz zu Nora Roberts sonstiger Gewohnheit, Reihen und Trilogien zu schreiben, sind ihre Romantic-Suspense-Titel in der Regel für sich allein stehende Einzelromane.
Riskante Rendezvous: Die besten Romantic-Suspense-Titel von Nora Roberts
Gegen Zensur, für Gerechtigkeit: Nora Roberts privat und politisch
Nora Roberts unermüdliche Kreativität ist nicht nur Ausdruck großer schöpferischer Energie, sondern auch der Spiegel eines ereignisreichen Lebens. Mit ihrem ersten Ehemann bekam die Autorin zwei Söhne. Nach einer friedlichen Scheidung 1983 heiratete sie 1985 erneut. Mit ihrem zweiten Mann, dem Fotografen Bruce Wilder, betreibt sie heute neben dem BoonsBoro Inn verschiedene weitere Projekte, darunter den Buchladen Turn the Page und die Nora Roberts Foundation.
Letztere setzt sich für Leseförderung bei Kindern und Jugendlichen ein, indem sie Bibliotheken, Schulen und Gemeinden mit Buch- und Geldspenden unterstützt. Im offiziellen „Mission Statement“ der Organisation heißt es:
„Weil wir glauben, dass Bildung ein Menschenrecht ist, ist die Unterstützung von Bildungseinrichtungen unsere oberste Priorität.“
Ziel des Engagements sei es, mittels der Vermittlung von Wissen zu einer „schöneren, gerechteren und sichereren Welt beizutragen“. In den vergangenen Jahren sprach sich Roberts zudem mehrfach gegen Zensur-Kampagnen aus, bei denen Amerikas extreme Rechte das Verbot von Büchern wegen angeblich pornografischer Inhalte forderte. Auch Roberts‘ Bride-Quartet landete in einigen Bundesstaaten auf dem Index.
Aufsehen erregte Roberts auch, als sie im Herbst 2022 stolze 50.000 Dollar an die Patmos-Bibliothek in Michigan spendete. Der Auslöser: Die örtlichen Behörden hatten der Bücherei die staatliche Förderung entzogen, weil sich das dortige Team weigerte, Titel mit LGBTQIA+-Bezug aus dem Sortiment zu nehmen. Roberts äußerte damals in einer Stellungnahme gegenüber dem Nachrichtenportal PrideSource: „Die Menschen in der LGBTQ+-Community haben ein Recht darauf, in Einrichtungen wie dieser Bücher und Geschichten zu finden, die ihnen entsprechen und die spiegeln, wer sie sind.“ Ein Jahr zuvor hatte sie in Mondblüte erstmals eine queere Figur zum elementaren Bestandteil der Handlung gemacht.
Mondblüte erzählt die Geschichte von Breen Kelly, die sich mehr schlecht als recht als Lehrerin durchs Leben schlägt. Als sie eines Tages herausfindet, dass ihr verstorbener Vater ein geheimes Konto für sie angelegt hatte, nutzt sie den unverhofften Geldsegen für eine Reise: Gemeinsam mit ihrem schwulen Mitbewohner Marco begibt sich Breen in Irland auf die Spuren ihrer Vorfahren. Dabei gerät sie unerwartet ins Zauberreich Talamh. Hier geben Hexen, Elfen und dunkle Magie den Ton an.
Mondblüte ist der Auftakt-Band der bereits erwähnten Zauber der grünen Insel-Trilogie.
Nora-Roberts-Top-Five: Diese Titel sind bei Audible besonders beliebt
Wir fassen zusammen: Wer Unterhaltungsliteratur zu schätzen weiß, hat im opulenten Werk von Nora Roberts die Qual der Wahl. Von Romance über Krimi bis hin zu Thriller und Fantasy sind alle Genres vertreten. Bei der Entscheidung, welchen Nora-Roberts-Titel du als erstes oder nächstes auswählen solltest, können natürlich auch die Urteile anderer Hörerinnen und Hörer hilfreich sein. Hier kommen die fünf Nora-Roberts-Romane, die bei Audible am häufigsten gehört, beziehungsweise kommentiert und bewertet wurden.
Titel | Genre | Bewertungsanzahl / Note | Erscheinungsdatum | |
Platz 1 | 2.463 / 4,5 | 19. Mai 2017 | ||
Platz 2 | 1.695 / 4,5 | 16. August 2021 | ||
Platz 3 | 1.189 / 4,6 | 24. Mai 2019 | ||
Platz 4 | 1.377 / 4,3 | 26. August 2016 | ||
Platz 5 | 963 / 4,5 | 17. September 2017 |
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