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Verbannte Bücher: Diese Werke stehen in den USA auf der Schwarzen Liste

Verbannte Bücher: Diese Werke stehen in den USA auf der Schwarzen Liste

„Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ So weit wie in Heinrich Heines Tragödie Almansor ist es in den USA bislang nicht. Doch die dortige Entwicklung ist bedrückend. Immer wieder werden in den Vereinigten Staaten von Amerika Bücher aus Bibliotheken und Schulen verbannt – nicht immer auf Wunsch des Staates, sondern weil Gruppierungen wie die evangelikale Bewegung Druck machen. Meist mit dem Argument, dass Kinder vor gefährlichen Einflüssen geschützt werden sollen. Aber welche Gefahr ist es eigentlich, die von Harry Potter, Twilight oder Freckleface Strawberry ausgehen soll?

Welche Bücher werden in den USA verbannt?

Die genannten Titel sind nur drei von zehntausenden Büchern, die in den vergangenen Jahren verbannt und auf Schwarze Listen gesetzt wurden. Hinzu kommen Werke, die über Themen wie Rassismus, LGBTQ+ oder autoritäre und totalitäre Staaten aufklären. Laut PEN America wurden allein im Schuljahr 2023/2024 insgesamt 4.218 Bücher aus Schulbibliotheken verbannt. Davon hatten 36 Prozent Hauptfiguren, die nicht weiß waren – reale und fiktive Charaktere. Noch größer ist der Anteil bei gesonderter Betrachtung von historischen Büchern oder Biografien. Hier sind es 44 Prozent. 29 Prozent der verbannten Bücher haben LGBTQ+-Charaktere oder beschäftigen sich generell mit Diversitätsthemen.

Aber auch Bücher mit sexuellen Inhalten – und seien es nur minimale Beschreibungen – landen auf dem Index. Selbst Titel, die Themen wie Tod, Trauer, Gewalt, Misshandlung und mentale Gesundheit behandeln, wurden aus US-amerikanischen Schulen verbannt. Ebenso wird kein Halt gemacht vor Büchern über soziale und politische Bewegungen, Aktivismus, Einwanderung, Inhaftierung und Polizeiarbeit. Dabei können solche Werke wesentlich zur Aufklärung und Persönlichkeitsentwicklung von Jugendlichen beitragen.

Laut geht die Hauptinitiative der Verbannungsanträge auf ein finanzstarkes koordiniertes Netzwerk zurück, das zum Großteil die Ideologien der White Supremacy (Weißen Vorherrschaft) und des christlichen Nationalismus vertritt.

Wichtig zu wissen: Die Verbannung von Büchern gilt nicht für die gesamten USA. Sie beschränkt sich auf bestimmte Schulbezirke. Zudem sind in der Regel nur Schulbibliotheken betroffen – in öffentlichen und akademischen Bibliotheken sind die indizierten Werke weiterhin zu finden.

Warum werden Bücher verbannt?

Die meisten Werke verschwinden aus Schulbibliotheken, weil sie angeblich eine Gefahr für Kinder darstellen. In der Regel reichen Eltern Listen mit Büchern ein, deren Themen ihrer Meinung nach der Jugend schaden. Diese Themen drehen sich meist um Homosexualität, Hexerei, Rassismus oder Genderidentität. Eine gesetzliche Grundlage für die Bücherverbote gibt es in den meisten US-Bundesstaaten nicht, somit können die Schulbezirke selbst entscheiden, ob sie die betreffenden Bücher entfernen oder nicht.

Einige Bundesstaaten haben allerdings tatsächlich Gesetze erlassen, die das Verbot bestimmter Themen unterstützen. Ein prominentes Beispiel dafür ist der „Florida Parental Rights in Education Act“, auch bekannt als „Don't Say Gay Law“ in Florida. Das Gesetz von 2022 untersagt Diskussionen über Themen wie sexuelle Orientierung oder Gender-Identität in Klassenzimmern. Weiterhin ermöglicht es Eltern, gegen die Nutzung bestimmter Bücher in Schulen Einspruch zu erheben. Im Geltungsbereich des Gesetzes müssen Schulbezirke die elterlichen Einsprüche in den meisten Fällen ohne kritisches Hinterfragen akzeptieren und die betroffenen Bücher entfernen.

Die wohl bekanntesten Titel, die in Florida bereits verbannt wurden, sind:

Ähnliche Gesetze gibt es auch in anderen US-Bundesstaaten. In Alabama darf seit 1. Juli 2024 das Thematisieren von sexueller Orientierung und Geschlechteridentität in bestimmten Klassenstufen verboten werden. In Arizona verbietet ein vergleichbares Gesetz LGBTQ+-Themen in Grundschulen, und in Alabama, Missouri, North Carolina, Ohio und Texas sind ähnliche Gesetze geplant.

Gibt es Widerstand gegen das Verbannen von Büchern in den USA?

Überall, wo Verbote und Zensurversuche stattfinden, regt sich die lautstarke Kritik derer, die solche Maßnahmen als überzogen ansehen. Viele sehen in der Verbannung von Büchern einen Angriff auf die Meinungsfreiheit und das Recht auf Bildung. Zu den wichtigsten Organisationen, die sich gegen die Zensur aussprechen, zählen PEN America, The Authors Guild und die American Library Association. Sie dokumentieren jeden Antrag auf Verbannung von Büchern, geben Tipps, wie man sich dagegen wehren kann, oder ziehen selbst dagegen vor Gericht. Auch zahlreiche Verlage gehen juristisch gegen die Verbannung von Büchern in den USA vor.

Verbannt in den USA: Diese Bücher sind nicht mehr in Schulbibliotheken erlaubt

Bücher sind Tore zu anderen Welten. Sie ziehen uns in fantastische Geschichten hinein, helfen uns, Ereignisse der Vergangenheit einzuordnen, oder weisen in eine mögliche und unmögliche Zukunft. Wo Menschen daran gehindert werden, diese Tore zu durchschreiten, geht es um sensible, oft explizit aufklärerische Inhalte. Deshalb stellen wir eine Auswahl an Büchern vor, die in Schulen und Bibliotheken in den USA aus den Regalen verschwunden sind oder verschwinden sollen, unserer Meinung nach aber unbedingt lesenswert sind.

Das Reich der sieben Höfe von Sarah J. Maas

Sarah J. Maas scheint mit ihren Fantasy-Reihen ein Dorn im Auge vieler Eltern zu sein. Im Schuljahr 2023/2024 zählten alle Bände von Das Reich der sieben Höfe zu den am häufigsten verbannten Liebesromanen – gefolgt von der ersten Maas-Reihe Throne of Glass. Die Autorin nutzt als Grundlage für ihre Fantasy-Bücher oft berühmte Märchen. Das Reich der sieben Höfe ist zum Beispiel eine lose Nacherzählung von Die Schöne und das Biest.

In Dornen und Rosen, dem ersten Teil der Reihe, geht es um Feyre. Sie ist eine Jägerin und erlegt eines Tages im Wald einen Wolf. Doch offenbar war es kein gewöhnlicher Wolf, denn eine wilde Kreatur erscheint und fordert für das tote Tier eine Wiedergutmachung. Feyre wird von dem Wesen entführt und nach Prythian gebracht. Dort offenbart sich, dass das Wesen ein unsterblicher Fae namens Tamlin ist. Die junge Jägerin muss mit ihm in seinem Anwesen leben und erfährt mit der Zeit, dass Tamlin ein hoher Lord in Prythian ist. Sie erkennt, dass einige ihrer Vorurteile über die Fae-Welt falsch waren und verliebt sich in Tamlin. Schon bald muss Feyre um das Leben ihres Geliebten kämpfen, als dieses von Amarantha bedroht wird – einer dunklen Herrscherin. Die weiteren Das Reich der sieben Höfe-Bände erzählen die Geschichte von Feyre und Tamlin weiter.

Das Tagebuch der Anne Frank

Das Tagebuch der Anne Frank gehört zu den bekanntesten literarischen Werken der Nachkriegszeit und ist ein authentisches Zeitzeugnis, das die Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten erfahrbar macht. Wie kann es sein, dass ein solch bedeutendes Buch in einigen US-Schulbibliotheken verbannt wird? Der Grund: die illustrierte Version des Tagebuchs ist einigen Eltern zu obszön. Konkret geht es dabei um zwei Passagen, in denen Anne über sexuelle Themen schreibt.

Im März 1945 starb Anne Frank im Alter von 15 Jahren im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Gut zwei Jahre später wurde mit „Het Achterhuis. Dagboekbrieven“ („Das Hinterhaus. Tagebuchbriefe“) ihr Tagebuch veröffentlicht. Darin dokumentierte die jüdische Teenagerin die Zeit, in der sie und ihre Familie sich in einem Amsterdamer Grachtenhauses vor der Gestapo versteckten, bis sie im August 1944 entdeckt und deportiert wurden. Für Anne Frank war ihr Tagebuch in der Enge des Verstecks Ersatz für eine Freundin und Gesprächspartnerin, Ventil für Sorgen und Unmutsausbrüche, sowie Übungsfeld für ihre schriftstellerischen Talente. Für uns ist und bleibt es eins der eindringlichsten und bewegendsten Dokumente eines Opfers des Holocaust.

Clockwork Orange von Anthony Burgess

Ebenfalls als zu obszön für Schulen in Florida gilt Clockwork Orange von Anthony Burgess. Genau wie Schlachthof 5 von Kurt Vonnegut. Dagegen wehrt sich The Authors Guild zusammen mit mehreren Verlagen. Die Einstufung, was sexueller und pornografischer Inhalt sei, sei viel zu vage und der literarische und gesellschaftliche Wert der Werke werde ignoriert.

Zusammen mit drei Rowdys zieht Alex durch die Straßen. Sie verprügeln Passanten, rauben Geschäfte aus und vergewaltigen Frauen. Als bei einem missglückten Überfall eine Frau stirbt, kommt Alex ins Gefängnis. 14 Jahre Haft erwarten ihn. So lange möchte er aber nicht im Knast sitzen, deshalb stimmt er einer besonderen Resozialisierungsmaßnahme zu. Nach seiner vorzeitigen Entlassung kehren sich die Verhältnisse um. Nun wird Alex von seinen ehemaligen Freunden gequält, was ihn in eine tiefe Krise stürzt.

Gender Queer: A Memoir von Maia Kobabe

Laut American Library Association war Maia Kobabes autobiografisches Memoir Gender Queer in den USA eines der am meisten angefeindeten Bücher des Jahres 2021. Die Verbannung des Titels ist Ausdruck eines bedenklichen Trends, gender-queere Personen aus der öffentlichen Wahrnehmung zu entfernen.

Mit Gender Queer will Maia Kobabe jungen Menschen helfen, die mit Fragen bezüglich ihres Geschlechtsausdrucks und ihrer sexuellen Orientierung hadern. Anhand des eigenen Werdegangs verdeutlicht Maia, was es bedeutet, nicht-binär und asexuell zu sein. Das Buch greift Fragen der Selbstfindung und der Pubertät auf und thematisiert Möglichkeiten, die eigene Identität gegenüber der Familie und der Gesellschaft zu offenbaren.

Die Farbe Lila von Alice Walker

Bereits in den 1980er-Jahren ist Die Farbe Lila von Alice Walker erschienen. Seither sorgt der Roman für Kontroversen. Die American Library Association führt das Buch seit 1990 in den Top 100 der verbannten Bücher in den USA. Als Argument für die hartnäckigen Bestrebungen, das Buch zu verbannen, führen dessen Gegner an, es enthalte gefährdende sexuelle Eindeutigkeiten, explizite Sprache, Gewalt und Homosexualität.

Die Handlung spielt Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Armutsviertel der Schwarzen Community von Georgia. Während ihre Mutter im Sterben liegt, wird die junge Celie mit vierzehn zum ersten Mal von ihrem Vater vergewaltigt und in den Folgejahren zweimal schwanger. Er gibt die Kinder weg. Celie weiß nicht, ob sie noch leben oder tot sind. Als sie in die Ehe mit einem Mann gezwungen wird, der sie schlägt, wendet sich die junge Frau in verzweifelten Briefen an Gott, da sie keinen anderen Ausweg mehr weiß. Diese Briefe sind die Grundlage für den Roman.

Erst als ihr Mann seine Geliebte Shug Avery ins Haus holt, verbessert sich Celies Situation. Sie verliebt sich in Shug und lernt von ihr, dass wahre Liebe frei ist und nichts mit Gewalt zu tun hat. Durch Shugs Zuneigung und die Freundschaft weiterer Frauen geht Celie endlich gegen alle Widerstände ihren Weg.

Die am häufigsten verbannten Bücher in den USA im Schuljahr 2023-2024

Titel

Autor/Autorin

Veröffentlichungsjahr

Anzahl der Verbotsanträge

19 Minuten (Nineteen Minutes)

Jodi Picoult

2007

98

Eine wie Alaska (Looking for Alaska)

John Green

2007

97

Vielleicht lieber morgen (The Perks of Being a Wallflower)

Stephen Chbosky

1999

85

Verkauft (Sold)

Patricia McCormick

2009

85

Tote Mädchen lügen nicht (13 Reasons Why)

Jay Asher

2007

76

Crank

Ellen Hopkins

2011

76

Identical

Ellen Hopkins

2008

74

Drachenläufer (The Kite Runner)

Khaled Hosseini

2003

73

Der Report der Magd (The Handmaid’s Tale)

Margaret Atwood

1985

67

Wasser für die Elefanten (Water for Elephants)

Sara Gruen

2006

66

Quelle: PEN America

Verbannte Bücher: Nicht nur die USA verbieten Literatur

Auch in anderen Ländern werden regelmäßig Bücher verbannt oder sogar komplett verboten. So wurde George Orwells Meisterwerk 1984 elf Wochen nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine zum Beispiel auch in Belarus auf den Index gesetzt.

In Russland werden seit 2012 Bücher von Personen und Organisationen, die der Staat ächtet oder als ausländische Agenten einstuft, verboten, insbesondere Werke, die das militärische Vorgehen der Regierung kritisieren. Das gleiche gilt seit Einführung des russischen Gesetzes gegen sogenannte „homosexuelle Propaganda“ im Jahr 2013 für Bücher mit LGBTQ+-Inhalten.

In der Türkei stehen Bücher auf der Schwarzen Liste, die das Leben und Leiden der Kurden thematisieren – etwa Traumsplitter von Yavuz Ekinci.

In Hongkong und China werden Bücher aus Bibliotheken entfernt, die politische Themen behandeln und nicht der Linie der Regierung folgen. Hierzu zählen insbesondere Titel, die das Tian’anmen-Massaker von 1989 thematisieren.

Auch in Deutschland gibt es einen Index für Bücher. Dieser listet Werke, die als jugendgefährdend eingestuft werden. Die Hauptkriterien für die Indizierung sind Gewaltverherrlichung, Rassismus, unsittliche Darstellungen oder weitere Inhalte, die als schädlich für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen angesehen werden. Verantwortlich für die Bestimmung und Prüfung entsprechender Titel ist die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz. Infolge der unrühmlichen deutschen Geschichte, liegt der Fokus beim Jugendschutz der heutigen Bundesbehörden stark auf demokratiegefährdenden, volksverhetzenden und menschenverachtenden Inhalten. Aus guten Gründen. Zur Zeit des Nationalsozialismus erlebte der Kampf gegen Bücher in Deutschland einen traurigen Höhepunkt. Während dieser Zeit wurden die Werke nicht nur verbannt und verboten, sondern im wörtlichen Sinne verbrannt. Bei den Bücherverbrennungen, die schwerpunktmäßig zwischen März und Oktober 1933 in deutschen Städten stattfanden, wurden u. a. Bücher von Erich Kästner, Heinrich Heine, Franz Kafka, Anna Seghers, Bertolt Brecht, Thomas Mann, Kurt Tucholsky und Heinrich Mann ins Feuer geworfen. Mehr als 300 Autorinnen und Autoren, darunter viele jüdische Schriftstellerinnen und Schriftsteller, waren betroffen.

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