Beim Einkaufen nehmen wir nicht mehr nur den Jutebeutel, sondern auch die Einweghandschuhe und Atemschutzmaske mit. Die Kinder werden nicht mehr zur Schule, sondern höchstens in ihr Zimmer geschickt. Romantische Abende mit dem Liebsten finden nicht bei Kerzenlicht im Restaurant, sondern in der Jogginghose auf der Couch statt – oder gar nur per Videokonferenz, wenn wir allein leben. Nur wenig ist mehr so, wie es noch vor ein paar Wochen war.

Wenn das Leben, wie wir es kennen, plötzlich umgekrempelt wird, ist es umso wichtiger, unser Inneres zu pflegen, uns mit Schönem zu umgeben, aber auch nicht zu verzweifeln, wenn wir einmal so gar nicht klarkommen wollen mit dem ganzen Drunter und Drüber.

„Geschichten erzählt zu bekommen ist ein menschliches Bedürfnis.“

Alan Rickman

Eines ist zum Glück gleichgeblieben: die wohltuende Wirkung einer guten Geschichte. Schauspieler Alan Rickman sagte einmal: „Geschichten erzählt zu bekommen ist ein menschliches Bedürfnis. Je mehr wir von Idioten regiert werden und keine Kontrolle über unser Schicksal haben, desto wichtiger ist es, dass wir uns gegenseitig Geschichten darüber erzählen, wer wir sind, warum wir sind, wo wir herkommen und was möglich ist.“

Die kulturelle Bedeutung von Geschichten

Geschichten sind überlebenswichtig – und das ist keineswegs übertrieben! Denn nur dadurch, dass wir Menschen in der Lage sind, Erfahrungswerte von Generation zu Generation weiterzugeben, konnten wir überhaupt so lange überleben. Ohne das Erzählen von Geschichten wäre Erlerntes einfach mit den Menschen gestorben, während wir so mühelos auf die Erfahrungen all der Generationen vor uns zurückgreifen können.

Als Homo narrans bezeichnet der amerikanische Philosoph Walter Fisher den Menschen, denn der Erzähldrang liegt quasi in unserer Natur. Mit Hilfe von Geschichten erklären wir uns die Welt um uns herum, verstehen Zusammenhänge und die Emotionen anderer, analysieren Hintergründe und ziehen wertvolle Lektionen aus Geschehnissen.

Eine vielzitierte Studie von Marianne Simmel und Fritz Heider aus dem Jahr 1944 zeigt: Der Mensch kann gar nicht anders, als zu erzählen. In ihrem Experiment zeigten die beiden Forscher ihren Versuchspersonen drei geometrische Figuren, die sich in einer kurzen Animation bewegten. Die Probanden wurden aufgefordert zu beschreiben, was in dem Film vor sich ging – und fingen prompt an, sich Geschichten zu den Figuren auszudenken.

Geschichten als Übung fürs echte Leben

Geschichten erlauben uns außerdem, Emotionen zu durchleben und in Ereignisse einzutauchen, die wir im Alltag nur schwerlich erleben können. Allein die Beschreibung von Gerüchen oder Schmerzen reicht aus, um Areale im Gehirn zu aktivieren, die auch „im echten Leben“ involviert wären, wie Hirnforscher herausgefunden haben.

Für alle, die jetzt Lust auf gute Geschichten haben – oder einfach darauf, ihre eigene mitzubestimmen – haben wir sieben Hörbuchtipps.

Ablenkung in Hörbuchform

Meine geniale Freundin

In Zeiten, in denen Freundschaften ganz neue Formen annehmen müssen, tut es gut, von einer Freundschaft zwischen zwei Frauen zu lesen, die keine Grenzen kennt. Wenn die Freundschaft von Elena und Lila Schicksalsschlägen aller Art aushält, dann können wir mit unseren Liebsten auch für ein paar Wochen auf Videoanrufe umschwenken, statt einander in echt zu sehen.

Ich war noch niemals auf Saturn

Mit dem Verreisen wird es in absehbarer Zeit nichts … aber wer will schon der x-te Touri sein, der ein Selfie vorm Eiffelturm macht? Wenn ihr schon in die Ferne schweifen wollt, dann bitte so richtig. Physiker Michael Büker nimmt euch mit auf eine Reise in die Tiefen des Weltalls. Also, Selfiestick einpacken und los geht’s!

Mating in Captivity

Als Ehepaar verbringt man eh schon viel Zeit miteinander, jetzt – danke, Corona – erst recht. Beziehungstherapeutin Esther Perel erklärt, wie man auch in einer nicht mehr ganz so frischen Romanze Intimität und Begehren aufrechterhält – oder gar neu entfacht. Netter Nebeneffekt der Beziehungstherapie: Ihr poliert beim Hören auch noch eure Englischkenntnisse auf!

Die Schönheit des Scheiterns

Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, um mit Sport anzufangen! Nutze die Zeit, um dein Zuhause auf Vordermann zu bringen! Familienzeit – juhu! Der Druck, aus der Corona-Krise das Bestmögliche herauszuholen, dürfte manchen besonders auf den Geist gehen. Warum es nicht schlimm ist, einfach mal einen richtig blöden Tag zu haben und eben nichts auf seiner To-do-Liste zu erledigen, erklärt Charles Pépin mit seiner Anleitung zum gekonnten Scheitern.

Trost der Philosophie

Was machen Philosophen überhaupt? Denken, reden und, glaubt man Alain de Botton, in schwierigen Zeiten Trost spenden. Er zeigt, wie Schopenhauer bei gebrochenem Herzen helfen kann und was Seneca zum Thema Frustration zu sagen hat. Ein ebenso unterhaltsamer wie bestärkender Streifzug durch die Geschichte abendländlicher Philosophie.

Laufen

Viele entdecken gerade das Laufen für sich – so wie auch die namenlose Protagonistin dieses Hörbuchs. Anfangs will sie einfach nur allem davonlaufen, ihre Sorgen vergessen und sich schlicht auf den dumpfen Klang ihrer Turnschuhe auf dem Asphalt konzentrieren. Schließlich findet sie aber ihren Weg zurück ins Leben. Eindrucksvoll gelesen von Johanna Wokalek.

Die Tage des Gärtners

„Blumen sind die schönen Worte und Hieroglyphen der Natur, mit denen sie uns andeutet, wie lieb sie uns hat.“ Auch wenn die Natur, entgegen Goethes warmer Worte, gerade gegen uns zu sein scheint: Der Blick ins Grüne beruhigt ungemein. Das sieht auch Jakob Augstein so, der in seinem Hörbuch von der Freude berichtet, an der frischen Luft in Bewegung zu kommen und Pflanzen zu pflegen.

Gebrauchsanweisung fürs Daheimbleiben

Wer ansonsten noch konkretere Tipps zum Gestalten des Zuhauselebens braucht, dem sei dieses Buch empfohlen. Harriet Köhler zeigt uns, wie wir zu Entdeckern in unserer Stadt werden, zu Weltenbummlern im eigenen Viertel und zu glücklichen Urlaubern in der eigenen Wohnung.

Gebrauchsanweisung fürs Daheimbleiben