Du hast bereits ein Buch mit dem Titel „Ich war noch niemals auf dem Saturn“ verfasst, demnächst kommt das Hörbuch zu „Was den Mond am Himmel hält“ raus – was fasziniert dich so sehr am Weltall?

Ich habe schon als Kind den Was-ist-Was-Band „Unser Kosmos“ am meisten von allen geliebt. Die Unendlichkeit des Universums hat mich gefesselt. Außerdem haben mich die so nahen, und doch so fernen Orte unseres Sonnensystems fasziniert: Mars, Jupiter, Saturn. Und nicht zuletzt war während meiner Kindheit in der menschlichen Raumfahrt einiges los: Die Raumstation Mir, die zweite Blütezeit des Space Shuttle, der Aufbau der ISS. Kein Wunder, dass ich Physik studiert habe!

Worum geht’s in deinem neuesten Buch?

Es geht um den Mond, und zwar in seinen verschiedenen Rollen: als Objekt an unserem Himmel, als Himmelskörper, als Ziel für die Raumfahrt und als Gegenstand zahlreicher Zukunftsvisionen. Ich habe beim Schreiben selbst viel über den Mond gelernt und war richtiggehend fasziniert, wieviel Neues und Erstaunliches es selbst nach den Mondlandungen noch zu entdecken gegeben hat.

Was fasziniert dich so am Mond?

Er ist von allen Himmelskörpern derjenige, den wir am ehesten mit bloßem Auge begutachten können. Ansonsten haben wir – neben der Sonne – ja eigentlich nur kleine Leuchtepunkte am Himmel. Klar, auch mit einem einfachen Teleskop kann schon die Ringe des Saturn oder die Monde des Jupiter bewundern. Aber nur der Mond überrascht uns immer wieder im Alltag mit seiner prächtigen Erscheinung, und dann sagt man: „Guck mal, der Mond!“

Was hältst du von Tipps wie „Pony bei abnehmendem Vollmond schneiden, damit die Haare langsamer nachwachsen“ – der übrigens tatsächlich aus einer Frauenzeitschrift stammt?

Wer Spaß dran hat oder seinem Leben damit eine nützliche Struktur geben kann: nur zu. Man sollte aber wissen, dass es keinerlei Grund zu der Annahme gibt, solche Tipps würden wirklich etwas nützen. Man könnte seine Haare genauso gut nach den Börsenkursen, den Lottozahlen oder dem Inhalt eines Glückskekses schneiden. Schädlich wird es bloß, wenn man sich von solchen Märchen unter Druck setzen oder fremdbestimmen lässt.

Und wie sieht es aus mit dem Glauben, man könne bei Vollmond schlechter schlafen? Ist da etwas dran?

Einen Zusammenhang zwischen der Schlafqualität und der Mondphase konnte bisher noch niemand nachweisen. Die plausibelste Erklärung für diesen Mythos scheint mir, dass man in einer schlaflosen Nacht den Vollmond am Himmel garantiert bemerkt und sich daran erinnert. Alle anderen Mondphasen vergisst man einfach – und denkt am Ende, Schlaflosigkeit wäre besonders mit dem Vollmond verbunden.

Fragen dieser Art bekommst du bestimmt auf Partys oder beim Abendessen mit Freunden dauernd gestellt. Wirst du je müde, Laien Physik zu erklären? Und welche Fragen werden dir am häufigsten gestellt?

Nein, denn solche Erklärungen zu geben ist ja auch Teil meines Berufs. Da ist es nützlich, auf Zack zu bleiben – und wenn man etwas häufig erklärt, kann man auch testen, welche Erklärungen am besten ankommen! Eine Frage, die häufiger auftaucht, ist: Warum um alles in der Welt konnte die Menschheit einst zum Mond fliegen und kann es jetzt nicht mehr? Das ist eine gute Frage, die nur mit einem Blick auf die Geschichte und der Politik der USA zu beantworten ist. Aber vielleicht sind wir ja auch bald zurück beim Mond!

Gibt es irgendein physikalisches Phänomen, an dessen Erklärung du dir bisher die Zähne ausgebissen hast? Eines, das sich einfach nicht kurz und knapp und für alle verständlich erklären lässt?

Da fällt mir als erstes die Spezielle Relativitätstheorie ein. Wenn ich mit beinahe Lichtgeschwindigkeit von der Erde wegfliege, vergeht aus meiner Sicht die Zeit auf der Erde langsamer – doch umgekehrt genauso. Dieses Thema geht einfach an jeder Intuition vorbei und kann selbst hartgesottenen PhysikerInnen einen Knoten in den Kopf machen.

Kürzlich hat die NASA bekanntgegeben, dass ab 2020 auch Hobbyastronauten zur ISS fliegen dürfen – gegen einen läppischen Preis von 58 Millionen Dollar für den Hin- und Rückflug allein. Wenn du das Geld locker hättest, würdest du ins Weltall fliegen? Und was würde dich dort am meisten interessieren?

Auf die ISS würde ich sofort fliegen und auch zum Mond. Nur zum Mars, sagt meine Familie, wäre es wirklich zu weit und zu gefährlich! Was ich am liebsten erleben würde, wäre das, was RaumfahrerInnen den „Overview Effect“ nennen: das tiefgreifende Bewusstsein, dass die gesamte Menschheit sich einen Planeten teilt, der nichts als eine kleine Insel im All ist, umhüllt von einer hauchdünnen, empfindlichen Atmosphäre. Oft heißt es, die Menschheit hätte viel weniger Probleme, wenn jeder einmal dieses Gefühl erleben könnte.

Welchen Planeten nimmst du dir für dein nächstes Projekt vor? Gibt’s noch einen, der dich besonders fasziniert?

Nicht umsonst trug mein erstes Buch den Saturn im Titel – das ist zwar ein Gasplanet, auf dem man nicht landen kann, aber er hat wundervolle Ringe und einige Monde von atemberaubender Schönheit und voller wissenschaftlicher Geheimnisse. Aber auch der Mars fasziniert mich, weil er in vielerlei Hinsicht der erdähnlichste aller Himmelskörper im Sonnensystem ist.

Bei deinen Auftritten und im Podcast Sag mal, du als Physiker merkt man, dass du wirklich mit Begeisterung beim Thema bist. Womit beschäftigst du dich sonst noch gerne, wenn du nicht gerade gedanklich im Weltall unterwegs bist?

Ich lerne und spreche ich für mein Leben gern Fremdsprachen und reise gern durch Europa. Überhaupt liegt mir Europa sehr am Herzen und ich beschäftige mich damit, wie sich unsere Gesellschaft entwickelt. Wenn ich Zeit finde, bastele ich auch an meinen zahlreichen Computern herum. Und ich schaue gern Filme und Serien – natürlich am liebsten Science-Fiction!

Michael Bükers Hörbücher gibt es hier:

Was den Mond am Himmel hält
Sag mal, du als Physiker. Der P.M.-Podcast: Staffel 1 (Original Podcast)
Sag mal, du als Physiker. Der P.M.-Podcast: Staffel 2 (Original Podcast)