Sie hat alles, was sie sich erträumt hat: einen netten Mann, wohlerzogene Kinder, ein hübsches und repräsentables Heim. Doch hinter der makellosen Fassade ihrer bürgerlichen Existenz gähnt ein Abgrund. Diesen lotet das Subgenre des „Domestic Thriller“ oder „Domestic Noir“ genüsslich aus – und bedient dabei immer auch ein wenig den Voyeurismus seines Publikums.

Domestic Thriller: Definition des erfolgreichen Subgenres

Auch wenn das Wörtchen „Thriller“ hochtourige Spannung suggeriert – im „Domestic Noir“ geht es in der Regel weder hektisch noch allzu blutig zu. Das Verbrechen schleicht sich langsam in die vertraute Sphäre ein – oder ist längst da und wird Stück für Stück aufgedeckt. Typischerweise wird der Domestic Thriller aus der Perspektive einer weißen, gut situierten Frau erzählt, die sich häufig als unzuverlässige Erzählerin entpuppt. Und bei der man sich irgendwann fragt: Ist sie wirklich so bedauernswert, wie sie erscheint?

Autorinnen wie Karin Slaughter, Tess Gerritsen, Patricia Cornwell, Nele Neuhaus und Charlotte Link schreiben schon länger solche manchmal etwas despektierlich als „Hausfrauenkrimi“ bezeichneten Spannungsromane. Doch erst mit den beiden Bestsellern „Gone Girl“ von Gillian Flynn und „Girl on the Train“ von Paula Hawkins bekam das Subgenre seinen eigenen Namen. Schriftstellerin Julia Crouch definiert es auf ihrem Blog so:

„Kurz gesagt, Domestic Noir spielt sich hauptsächlich in Wohnungen und an Arbeitsplätzen ab, befasst sich weitgehend (aber nicht ausschließlich) mit weiblichen Erfahrungen, basiert auf Beziehungen und geht von einer weitgehend feministischen Auffassung aus, dass die häusliche Sphäre für ihre Bewohner eine Herausforderung und manchmal auch eine Gefahr darstellt.“

Wie feministisch der „Domestic Noir“ ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Journalistin Sonja Hartl beispielsweise ärgerte sich auf ihrem Blog:

„Denn damit verortet „domestic noir“ die Frauen in einer häuslichen Umgebung und innerhalb einer (heterosexuellen) Beziehung. (…) Das ist reaktionär und konservativ, deshalb fällt es mir auch schwer, in all den Romanen über gefährliche Frauen und Ehen feministische Tendenzen zu erkennen.“

Ob feministisch oder nicht: Der Domestic Noir erlaubt seiner Zielgruppe, einem überwiegend weiblichen Publikum in eher gutsituierten Verhältnissen, die Identifikation mit der Protagonistin. Die bange Frage „Könnte mir so etwas auch passieren?“ schwingt beim Lesen oder Hören immer mit – und hält einen bis zum Ende fest am Haken.

Perfide Spiele: Neue Domestic Thriller

Achtung, Binge-Listening-Gefahr: Diese aktuellen Domestic Thriller fesseln mit einer geschickt aufgebauten Spannungskurve und unvorhersehbaren Plot Twists.

Der Feind in ihrem Haus

Seit Gwen zunehmend dement ist, kümmert sich ihre Tochter Connie aufopferungsvoll um sie. Connie könnte erleichtert sein, dass eine soziale Einrichtung ihr den Handwerker Paul zur Unterstützung schickt. Denn Paul ist tüchtig und freundlich – so freundlich, dass Gwen ihm bald einen Schlüssel zum Haus überlässt. Die zunehmend verwirrte Seniorin hält ihn für ihren verstorbenen Ehemann. Doch Connie ist alarmiert. Sie ahnt, dass Paul etwas Böses im Schilde führt – aber was? Und wie kann sie ihn stoppen?

DerLondoner Journalist und Bestsellerautor John Marrs präsentiert mit Der Feind in ihrem Haus einen perfiden Domestic Noir, der etwa auf der Hälfte einen krassen Plot Twist bereithält. Raffiniert und gegen Ende zunehmend düster.

Die Haushälterin

Auch Jodis Mutter braucht Hilfe – sie ist an Parkinson erkrankt. Jodi hat mit ihrem Job und ihrer eigenen Familie bereits alle Hände voll zu tun und stellt darum eine Haushälterin für ihre Eltern ein. Elyse ist warmherzig, patent und sogar Jodis Vater schließt sie schnell ins Herz. Doch Jodi wird misstrauisch: Die Eltern verlassen kaum noch das Haus und Jodis Mutter scheint sich zu fürchten. Vor Elyse?

Die kanadische Bestseller-Autorin Joy Fielding beherrscht ihr Handwerk wie kaum eine zweite. Ihr Domestic Thriller Die Haushälterin ist glaubhaft erzählt, dabei unvorhersehbar und spannend bis zur letzten Minute.

Die Fremden in meinem Haus

Als Fiona Lawson eines Tages nach Hause kommt, steht ein Lieferwagen vor ihrem hübschen viktorianischen Eigenheim in einem Londoner Vorort. Eine fremde Familie lässt gerade ihre Möbel in die leeren Räume schleppen. Es stellt sich heraus: Fionas Haus wurde ohne ihr Wissen verkauft. Und ihr Mann Bram ist nicht zu erreichen…

Wie sehr können wir den Menschen in unserem engsten Umfeld vertrauen? Louise Candlish hat mit Die Fremden in meinem Haus einen Domestic Thriller geschrieben, der als Serie im britischen Fernsehen lief. Aus Brams Tagebucheinträgen, Fionas Berichterstattung in einem True-Crime-Podcast und Presseberichten setzt sich Stück für Stück das Bild eines Familiendramas zusammen, das mit einem kleinen Verrat beginnt und dann die unheilvolle Dynamik einer Lawine entwickelt.

Domestic Triller wie „Gone Girl“ und „Girl on a Train”

Du suchst einen Domestic Thriller wie „Girl on a Train” oder „Gone Girl”? Diese beiden Romane sind mindestens so mitreißend wie die beiden Bestseller, die das Genre prägten.

Die Witwe

32 Jahre lang haben Nicole und Tom ein unauffälliges, zufriedenes Eheleben geführt. Dann passiert das Unglaubliche: Ein Lotto-Gewinn macht sie zu Millionären. Sie kaufen ein großes Grundstück und ziehen in eine umgebaute Scheune, deren riesige Glasscheiben Blicke in die herrliche Gartenlandschaft zulassen. Nicole ist überglücklich – bis sie ihren Mann tot im Pool findet. Wer ist verantwortlich für seinen Tod? Etwa die Nachbarn Sasha und Olly? Ihre Haushälterin Kitty? Die Witwe fühlt sich in ihrem Glashaus zunehmend beobachtet – ein klaustrophobischer Alptraum beginnt.

Neid, Abscheu, Mitleid, Schadenfreude – die britische Autorin Gilly Macmillan schickt ihre Fans durch ein Wechselbad der Gefühle. Das macht ihre Domestic Thriller so mitreißend. Die Plot Twists kommen hier unvermittelt aus dem Hinterhalt.

Die falsche Schwester. Verschließ die Augen vor der Lüge

Effies Schwester Mila wurde als kleines Mädchen entführt. Es wurde nie eine Spur von ihr gefunden. 25 Jahre später ist Effie selbst Mutter eines Mädchens, Lulu. Mit dem Vater streitet sie um das Sorgerecht für die Vierjährige – da wird sie aus dem Kindergarten entführt. Und zwar genau zu dem Zeitpunkt, als eine mögliche Spur zu Mila auftaucht. Es muss einen Zusammenhang geben. Aber welchen?

Rose Klay hat Psychologie studiert und das merkt man ihren raffinierten Thrillern an: Mit den Abgründen der menschlichen Seele kennt sich die gebürtige Düsseldorferin aus. Hat man die recht komplexen Familienverhältnisse erst durchschaut, kann man Die falsche Schwester kaum mehr aus der Hand legen. So spannendist die Story, die aus unterschiedlichen Perspektiven – unter anderem der eines Kindes – erzählt wird.

Gefangen! Diese Entführungsthriller lassen niemanden los

Dauer-Seller: Diese Domestic Thriller prägten das Genre

Mit ihren enorm erfolgreichen Domestic Thrillern schufen Gillian Flynn und Paula Hawkins ein neues Subgenre – auch wenn es sicher vorher schon Romane gab, auf alle Merkmale des Domestic Noir zutreffen – vom häuslichen Schauplatz über die unzuverlässige Erzählerin bis hin zum überraschenden Plot Twist.

Gone Girl

Nick und Amy Dunne führen scheinbar eine harmonische Ehe. Doch an ihrem fünften Hochzeitstag verschwindet Amy und taucht nicht wieder auf. Die Polizei findet in Nicks Tagebüchern Indizien, die ihn verdächtig erscheinen lassen – und Amys Freunde berichten, dass er gewalttätig sei. Hat Nick Amy getötet, um seine finanziellen Probleme zu lösen?

Gone Girl von Gillian Flynn war ein Überraschungs- und Welterfolg und wurde 2014 mit Rosamund Pike und Ben Affleck in den Hauptrollen verfilmt. Diese Geschichte einer toxischen Ehe ist voller unerwarteter Wendungen.

Girl on the Train: Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich

Jeden Morgen stoppt Rachels Zug an einem Bahnsignal, neben dem eine hübsche Doppelhaushälfte steht. Hier wohnt ein attraktives Paar. Die beiden führen jenes Leben, um das Rachel sich betrogen fühlt – denn ihre eigene Ehe mit Tom hat sie gegen die Wand gefahren. Doch eines Tages beobachtet Rachel etwas Schockierendes. Am nächsten Tag sieht sie das Gesicht der hübschen Frau, die sie immer beobachtet, in der Zeitung. Sie ist verschwunden. Ist Rachel Zeugin eines Verbrechens geworden?

Wer ist Rachel wirklich – Beobachterin oder Täterin? Girl on a Train von Paula Hawkins war mit 23 Millionen verkauften Büchern weltweit ein Überraschungserfolg und wurde fürs Kino verfilmt.

Ich.darf.nicht.schlafen.

Seit einem Unfall vor vielen Jahren funktioniert Christines Langzeitgedächtnis nicht mehr: Nach jeder Nacht sind alle Informationen darüber, wer sie ist und was sie ausmacht, wie ausgelöscht. So erwacht sie jeden Morgen an der Seite eines Mannes, der für sie ein Fremder ist: Ben. Ben kümmert sich liebevoll um seine Frau. Und auch Neurologe Dr. Nasch ist für Christine da. Doch als Christine ein Tagebuch mit ihrer Handschrift findet, drängt sich ihr ein furchtbarer Verdacht auf.

Der britische Autor Steve Watson beschreibt die Qualen, die das Leben mit Amnesie für Betroffene mit sich bringt, mit großer Empathie und medizinischem Sachverstand – er hat selbst jahrelang in Krankenhäusern gearbeitet. Dabei baut sich in seinem Debütroman von 2011 ganz allmählich eine unterschwellige Spannung auf. Ich. Darf. Nicht. Schlafen wurde mit Nicole Kidman und Colin Firth verfilmt.

Gefahrenzone Eigenheim: Domestic Thriller bei Audible entdecken

Angriff in der Komfortzone: Entdecke weitere beklemmende, psychologisch ausgefeilte Domestic Thriller wie „Gone Girl“ oder „Girl on a Train“ bei Audible. Falls du Audible noch nicht ausprobiert hast: Im Probemonat streamst du unbegrenzt tausende von Hörbüchern, Hörspielen und Original Podcasts. Zusätzlich erhältst du einen kostenlosen Titel, den du für immer behalten kannst.