• UGHW: Age of Empires
    Aug 27 2025
    Den zweiten Teil des Ferienprogramms verbringen wir im ehemaligen Empire. Nicht das von Star Wars, sondern dem British Empire. Zum Glück ist da die Auswahl der Reiseziele recht groß. Denn tatsächlich hatten die Engländer lediglich mit 22 Ländern dieser Erde KEINEN Krieg. Brexit und die Berichterstattung der englischen Boulevardpresse zu Welt- und Europameisterschaften sind da noch nicht eingerechnet. Die größte Ausdehnung hatte das britische Reich unter Königin Victoria. Eine gebürtige Prinzessin von Sachsen-Coburg-Saalfeld, die mit ihrem Mann Albert aus dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha am liebsten Deutsch sprach. Wahrscheinlich haben sie leicht gesächselt. Was für eine schöne Vorstellung! Die Idee des British Empire war der weltweite Handel. Also eine weltweite Hanse, nur ohne Partnerschaft und mit modernerer Technik. In dem Fall Repetiergewehr und Kriegsschiffe. Seit dieser Zeit ist der Fünf-Uhr-Tee eine gute englische Tradition. Blöd nur, dass auf den Inseln in der kalten Nordsee kein Tee wächst. Die Engländer haben es versucht. Mehrfach. Was will man da machen? Nun ja, man könnte eine Firma gründen, deren Geschäftsmodell gut in die Zeit passt. Gesagt, getan. Die East India Company war ein echtes Kolonialwarengeschäft. Im Angebot vor allem Gewürze, Textilien, Opium, eigene Gesetze und recht robustes Personal. Gut, aber immer noch kein Tee für England. Den gab es in China. Doch die Chinesen zeigten wenig Interesse an den meisten britischen Handelswaren, und Europäer waren nicht wirklich willkommen. Vielleicht lag es daran, dass die Chinesen nicht wie der Rest Asiens oder Afrikas als Kolonie enden wollten. Irgendwie verständlich, aber aus englischer Sicht doof. Nur am bengalischen Opium als Handelsware waren Teile der Gesellschaft interessiert. Rauschgift findet ja eigentlich niemand gut. Außer dem Dealer selbstverständlich. In dem Fall die Briten. To make a long story short: England bekam den heiß ersehnten Tee und Shanghai und Hongkong obendrauf. Die Chinesen im Gegenzug viele Millionen Drogenabhängige. Kanonenbootpolitik nennt man diese Nische des Groß- und Außenhandels. That’s dealmaking, Mr. Trump! 1876 wurde Königin Victoria zur Kaiserin von Indien gekrönt. Man erzählte sich, dass damit ein lang gehegter Wunsch der Inder in Erfüllung ging. Allerdings erzählten sich das nur Briten. Selbstverständlich war die Kaiserin nie vor Ort. Zu weit, zu heiß, zu viele Menschen und kein Termin frei. Wer kennt das nicht. Tatsächlich schaute von allen indischen Kaisern englischer Zunge nur König Georg V. mal vorbei.. Ihm zu Ehren wurde am Hafen das Gateway of India errichtet. Man muss sich das als eine Art Porta Nigra in groß, neu, heile und hässlich vorstellen. Aber ähnlich dem sozialen Wohnungsbau der 1970er Jahre hat man sich im Laufe der Jahre an den Anblick gewöhnt. Wie König Georg das Bauwerk fand, wissen wir nicht. Denn leider weilte der Grundgute bei der Einweihung schon seit fünf Jahren wieder bei seiner Teegesellschaft im beschaulichen London. Aber die dankbaren Inder wollten dieses Monument fremder Macht trotz Abwesenheit des Regenten unbedingt zu Ende bauen. Muss man respektieren. Bis heute ist das Gateway praktisch das einzige Wahrzeichen der 25-Millionen-Metropole. Apropos Wahrzeichen. Sir Thomas Raffles gründete für die East India Company bzw. das Empire einen Handelsposten namens Singapur. Allerdings hinterließ der umtriebige Engländer außer der Statue einer biologisch zweifelhaften Löwen-Fisch-Kombination der Stadt kein Wahrzeichen. Und irgendeine Freiheitsstatue, Eiffelturm oder Elbphilharmonie brauchen die örtlichen T-Shirt-Händler. Also wurde 2010 Marina Bay Sands eröffnet. Das ikonische Hotel mit dem „Schiff“ auf dem Dach prägt die Skyline. Es beherbergt neben dem Hotel, eine Mall, ein Casino und – als Highlight – einen Infinity-Pool. Features, die dem Gateway of India sicherlich auch guttun würden. Dies – und vieles mehr – in der 27. Folge von: Ungefährliches Halbwissen – The Last Missing Podcast.
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    47 Min.
  • UGHW: Flieg mit den Gänsen davon
    Aug 20 2025
    Skandinavien hat es geschafft. Und Schweden sowieso. Das Bild unserer nordischen Nachbarn ist unerschütterlich gut. Ein Sehnsuchtsort mit viel Raum. Auch für die eigenen Fantasien. Dabei basiert unser Schwedenbild auf drei tragenden Säulen: Königshaus, Einrichtungshaus und Bullerbü. Die Monarchie ist ja ein eher vorzeitliches Staatskonzept, gegen das man aus recht guten Gründen mal auf die Straße gegangen ist. Die Älteren erinnern sich an Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit. Und ausgerechnet das verbinden wir Deutschen irgendwie mit einem Land, bei dem das Staatsoberhaupt den Job bekommen hat, weil es den Vorgänger von klein auf kennt. Die Skandinavier schaffen es irgendwie, dass ihr Hochadel besonders knuffig rüberkommt. Aber das ist ja ohnehin so, dass wir denen und Dänen so einiges durchgehen lassen, was hierzulande Montagsdemonstrationen in ungeahntem Ausmaß hervorrufen würde. Tempolimit – Ach, herrlich entschleunigt! Steuerbescheid öffentlich ausgehängt – Toll, das stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Stabil hohe Steuern – Da funktioniert der Sozialstaat noch! IKEA wiederum holt uns emotional genauso ab, wie wir deren Möbel. Und die sind noch nicht einmal fertig zusammengebaut. Bei IKEA reicht ein bisschen Hej und ein wenig Duzen und wir glauben, dass wir die heimische Zweiraumwohnung ganz individuell von unserem nordischen Freund haben gestalten lassen. Und das bei 77 Millionen verkauften Billy-Regalen. Das ist so, als würde man das Fahren eines VW Golf als sympathischen Ausdruck von leicht verspielter Individualität betrachten. Und von dem sind nicht einmal die Hälfte der Billyg-Regale zusammengeschraubt worden. Um die Dreifaltigkeit unseres Schwedenbildes vollzumachen, fehlt nur noch sie. Die Säulenheilige der längst nicht mehr so alternativen Kindererziehung. Astrid Lindgren. Schweden ist Bullerbü. Fertig. Auf Schwedisch heißt die Heimat unserer kindlichen Träume Bullerbyn. Das bedeutet Lärmdorf. Humor hatte die Dame. Der Erfolg der Bücher rund um Karlsson, Michel und Pippi basiert natürlich auf der Idee, dass Kinder ihren eigenen Kopf haben. Und das finden auch Eltern toll. Zumindest theoretisch. Bei Licht betrachtet ist Pippi eine Systemsprengerin mit einem gewaltigen Problem im Umgang mit ihren erwachsenen Mitmenschen. „Nicht gemeinschaftsfähig“ wäre der wohl passende Fachterminus. Und auch Michels Geschichten könnten ja viele Sitzungen bei einem Familientherapeuten nach sich ziehen. Das übernimmt sogar die Krankenkasse. „Michel muss mehr Männchen machen“ ist daher eher eine Forderung als eine Feststellung. Aber so ist unser Schwedenbild. Was hier nicht geht, ist da fantastisk. Und das finden die Schweden auch. Die deutschen Beiträge zur Kinderliteratur fallen dagegen etwas ab. Wie Michel und Pippi leben Max und Moritz selbstbestimmt und eher unkonventionell. Aber Leichtigkeit und Witz ersetzen sie durch schlichte Boshaftigkeit, die Pranks sind eher cringe. Und sie wohnen nicht in Schweden. Zudem enden sie als Entenfutter. Sheesh! Ganz einzigartig ist der Struwwelpeter. Finger abschneiden, ertrinken, verbrennen, verhungern. Man will ja gar nicht wissen, was da bei „Kunden, die dieses Produkt gekauft haben, interessieren sich auch für“ erscheint. Wenn man das auf der Bettkante eines Fünfjährigen vorgelesen hat, braucht man erst mal einen Schnaps. Der Vorleser auch. Apropos Schnaps. Alkohol ist in Schweden ein heikles Thema. Trinken in der Öffentlichkeit ist verboten, alles über 3,5 % gibt es nur in staatlichen Monopolläden, den Systembolaget. Und erst ab 20 Jahren. Schon diese kleine Tatsache würde in deutschen Schützenfestregionen zu Teer, Federn und brennenden Fackeln greifen lassen. Ganz anders in Schweden. 500.000 Flaschen Absolut Vodka verlassen jeden Tag das Werk in Åhus. Nur um weltweit Schluck für Schluck ein wenig schwedische Lebensart zu verbreiten. Skål! Dies – und vieles mehr – in der 26. Folge von: Ungefährliches Halbwissen – The Last Missing Podcast.
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    40 Min.
  • UGHW: Auf zum Nord-Cup!
    Aug 13 2025
    Skandinavien ist für uns ja immer eine Region voller Seen, Wälder, Fjorde, Hotdogs, Weite und leerer Menschen. Also: ohne viele Menschen. Nicht Lehrermenschen. Obwohl die gefühlt sehr gerne in den langen Sommerferien nach Skandinavien fahren. Das ist keine belastbare Statistik, nur eine persönliche Einschätzung – basierend auf den zahlreichen Elch- und Nordkap-Aufklebern am Heck der Volvos auf dem Lehrerparkplatz. Dabei hat Skandinavien viel mehr als Natur zum europäischen Kulturerbe beigetragen. Und das jenseits von Abbas Waterloo und Gimme! Gimme! Gimme!. Für Textzeilen, die das Innerste zum Schwingen bringen – wie „Where did you come from? Where did you go? Where did you come from, Cotton-Eyed Joe?“ der ebenfalls stark sverigen Band Rednex – braucht es wohl die ein oder andere Polarnacht. Das ist irgendwas im Wasser. Denn Roxette, Dr. Alban, Europe, Ace of Base, Avicii und Alcazar fallen ja nicht einfach so vom schwedischen Himmel. Und A-ha nicht einfach so links daneben. Inhaltlich nicht ganz so tief wie Rednex, aber mindestens genauso oft zitiert: „Es ist etwas faul im Staate Dänemark.“ Am besten begleitet durch ein leicht distinguiertes Kinnkneten und nachdenklich gemurmelt. Wirkt in bestimmten Kreisen einfach geiler als „Kacke, was ist denn hier los?“ Unnötig zu erwähnen, dass das ein Zitat aus Shakespeares Hamlet, 1. Akt, 4. Szene ist (nur das mit Dänemark). Wesentlich häufiger wird ebenjener Hamlet aber aus dem ersten Akt, erste Szene zitiert: „Gute Nacht.“ Neben Ikeas Lattenrost Dunvik ein weiterer skandinavischer Klassiker, der es in deutsche Schlafzimmer geschafft hat. Unbehandelt jedoch eventuell auf Dauer etwas schmerzhaft. Ebenso unangenehm sind schwedische Gardinen, zumindest in der Innenansicht. Dieser immer noch gebräuchliche Ganoven-Ausdruck geht auf die besondere Qualität der Stahllegierungen zurück, die für Gefängniszellen verbaut wurden. Gute Erklärung. So überhaupt nicht zu erklären ist der wirklich eklige Ausdruck des Schwedentrunks. Bitte nur mit leerem Magen googeln. Spoiler: Hat wirklich gar nichts mit Carlsberg zu tun. Apropos Sprit: In England heißt Benzin bekanntlich Petrol, was nicht viel Sinn ergibt, denn es ist ja kein Petroleum. Petroleum hingegen nennen sie Paraffin. Die Amerikaner wiederum nennen das Hauptbetriebsmittel ihrer Spritsäufer Gas. Das ist aggregatzuständischer Unsinn. Pauls neues Objekt der Begierde, der Volvo 240 Kombi, verlangt hingegen gerne reichlich nach langkettig gesättigten Alkanen – einfach gesagt: CₙH₂ₙ₊₂. Noch einfacher: Diesel. Die Insassen hingegen oft nach skandinavischem Öl. Vor allem, wenn vorne viele Lampen an sind. Es sei denn, sie sind Lehrer. Die wollen zumeist einfach nur Ruhe. Und Elchaufkleber.
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    37 Min.
  • UGHW: Immer etwas hintendran
    Aug 6 2025
    Jetzt mal ganz ehrlich: Wir sind gerade nicht so closed miteinander. Sorry, aber jetzt ist es raus. Denn es sind Ferien. Erst fährt der eine weg und dann der andere. Schön für uns, schwierig für die Technik. Der erste Gehversuch mit seeeehr weiten Übertragungswegen hat dann auch ein ganz neues Format unserer kleinen Unterhaltungsreihe gezaubert. Wir antworten weiterhin sehr gerne auf die Fragen des anderen – aber durch so manches Delay dann gerne auf die Frage davor. Lustig. Wenn wir schon beim Thema Verspätungen sind, könnte man ja ein paar Witze über die Deutsche Bahn aufgleisen. Aber das ist sehr langweilig. Wir haben uns allerdings immer gefragt, ob mit der Übernahme des Postens des Vorstandsvorsitzenden eine Namensänderung einhergeht. So wie beim Papst oder dem Dalai Lama. Die legen ja auch ihre bürgerliche Identität ab. Bei der Krone des deutschen Schienenverkehrs heißt der Ehrentitel schlicht Bahnchef. Bahnchef Mehdorn, Bahnchef Grube und jetzt eben Bahnchef Lutz. Kennen wir so und nur so aus den Medien. Eine schöne Tradition. Ferienzeit, Zeit mit der Familie, Zeit zum Entschleunigen. Vor der Abreise noch schnell ein paar Brettspiele ins Auto gepackt. Denn nach dem Silvesterabend ist der nahende Urlaub der Jahreshöhepunkt des vorsätzlichen Selbstbetrugs. Im Urlaub wird man ganz sicher a) mehr lesen, b) etwas Sport machen, c) digital detoxen, d) mit der Familie Gesellschaftsspiele spielen. Mau Mau oder Kniffel bieten sich an. Überhaupt nicht empfehlenswert ist hingegen Mensch ärgere Dich nicht! Doch, tue ich mich. Immer. Jedes Mal. Bei jedem verkackten Versuch! So eine Scheiße! Entschuldigung, ich habe mich gehen lassen. Gehört aber dazu. Dann schon lieber Siedler von Catan. Gefühlt ähnlich oft Spiel des Jahres wie Bayern Meister. Aber zumindest unterhaltsam und im Vergleich deutlich variantenreicher. Immer wieder kommen neue Erweiterungspakete auf den Markt. Vielleicht wäre eine Kooperation mit EA strategisch sinnvoll. Noch mehr Varianten gibt es nur bei Monopoly. Über tausend Editionen sind bisher bekannt. Hello Kitty, AC/DC, Star Wars, Lüdenscheid und Schwedische Angelreviere sind nur ein paar Ausgaben, die sich wahrlich aufgedrängt haben. Das ursprünglich „The Landlord’s Game“ genannte Monopoly aus dem Jahr 1904 sollte die Einheitssteuertheorie verbreiten helfen und harsche Kritik an eben jenem monopolistischen Landbesitz üben. Nun ja, wir üben noch. Apropos Monopoly: Der recht windige Finanzmagnat Ivar Kreuger lieh dem etwas klammen Deutschen Reich 1929 insgesamt 125 Millionen Dollar. Zur Absicherung des Kredits forderte er ein landesweites Monopol. Seine Wahl fiel auf Streichhölzer. Warum auch nicht. Ivar war ab 1932 nicht mehr. Das Deutsche Reich spätestens ab 1945. Aber die letzte Rate des Kredits in Höhe von 275.724,44 Dollar überwies das Bonner Finanzministerium am 15. Januar 1983. Gut gespielt, Ivar! Dies – und vieles mehr – in der 23. Folge von: Ungefährliches Halbwissen – The Last Missing Podcast.
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    36 Min.
  • UGHW: König von Deutschland
    Jul 30 2025
    Es gibt ja Musik, die eine erstaunliche Karriere hinter sich gebracht hat. Wie zum Beispiel Laudato Si als Bums-Schlager – wir sprachen zu gegebenem Anlass darüber. Beethovens Für Elise, offizieller Name Bagatelle in a-Moll, ist eventuell nicht des Bonners Meisterwerk. Aber den Samsung-Klingelton hat es dann doch nicht verdient. Oder Peter Schillings Major Tom. Dieses schlechteste aller denkbaren David-Bowie-Cover feiert gerade ein sehr, sehr unangenehmes Stadion-Comeback. Wenigstens ist damit endgültig toten Hose und Tage wie diese sind gezählt. Für schräge Musikkarrieren ist das Fußballstadion immer ein guter Ort. Verdis Triumphmarsch entwickelt erst in der Kurve und mit dem recht eingängigen Text „Schalalala“ seine volle Pracht. Auch Bonnie Tylers It’s a Heartache findet als Schmähgesang auf die Bayer-, Dortmunder-, Kieler-, Kölner etc. seine eigentliche Bestimmung. Ganz anders schön ist, dass der Bayern3 Jingle, für den Verkehrsfunk verdammt nach „In München steht ein Hofbräuhaus“ klingt. Bayern in a nutshell. Dennoch: Don´t drink and drive, gell? Okay. Jetzt müssen wir auch über Bella Ciao reden. Ersonnen unter der gleißenden Sonne Italiens: Vino, Widerstand, Weltrevolution. Bei den zahlreichen deutschen Versionen bleibt die von Hannes Waders ungeschlagen. Aus jeder vom Publikum voller Inbrunst gesungenen Note quillt die Liebe zu Klarsichthüllen und pünktlichem Feierabend. Leider heißt das Album Hannes Wader singt Arbeiterlieder und nicht – wie Tucholsky gesagt hat – „Die Revolution findet wegen schlechten Wetters im Saale statt.“ Und dann kam Netflix und Das Haus des Geldes. Mehr muss dazu wirklich nicht gesagt werden. Ciao Bella! Oft wird Musik gegen ihren hörbaren Willen zur Verkaufssteigerung missbraucht. Vielleicht sind The Clash nicht die Godfather of Punk, aber sie gehören zur engen Verwandtschaft. Dass dann die Textzeile „Now war is declared, and battle come down“ aus London Calling den Verkauf von Alte-Männer-Luxuskarren der Marke Jaguar ankurbeln soll, ist erstaunlich. Und Nick Drake konnte via vorzeitiges Ableben nicht mehr verhindern, dass VW sein Meisterwerk Pink Moon zwecks Imagetransfers für den Dauerlangweiler Golf missbrauchte. Es hätte sicherlich protestiert. Leise und sehr, sehr traurig. Selbst schuld hat hingegen Rio Reiser. Der Meister, der Beste, der Größte. Aber weitere Wege als von „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ und „Mach ´ne Faust aus deiner Hand“ bis zu „Das alles, und noch viel mehr – könnt’ ich kaufen, wenn ich Kunde bei Kaufland wär“ sind nicht denkbar. Dass er dabei Michael Wendler als Werbefigur ablöste, weil dieser sich wegen rechter Corona-Schwurbelei kurzfristig in die USA absetzen musste, tut doppelt weh. EGALl!!!1! Rio stört das nicht mehr. Er ist und bleibt der König von Deutschland! Apropos gekrönte Häupter. Der französische Präsident und der Bischoff von Urgell teilen sich das Amt des Staatsoberhauptes von Andorra. „Hmm, wo liegt denn Urgell?“ wird sich so mancher fragen. Gegenfrage: Wo liegt Andorra? Das klären wir beim Besuch einer alten Dame. Dies – und vieles mehr – in der 23. Folge von: Ungefährliches Halbwissen – The Last Missing Podcast.
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    1 Std. und 46 Min.
  • UGHW: Man spricht Deutsch
    Jul 23 2025
    Sommerzeit, Ferienzeit, Duolingo-Erntezeit. Prinz Henrik, Gemahl von Königen Margret von Dänemark war eigentlich Franzose, der viel lieber auf seinem Schloss in Südfrankreich saß. Zeitlebens konnte er nur schlecht Dänisch. In einem Interview sagte er: Die Dänen verschlucken die Hälfte der Konsonanten, und sie sprechen so kehlig, als hätten sie eine heiße Kartoffel im Mund. Dänisch sei keine Sprache, sondern eine "schwere Halskrankheit“. So gewinnt man zwar nicht die Herzen seiner Untertanen, aber Gottesgnadentum lockert die Zunge. Die Schwester von Königin Margret wiederum sitzt als Ehefrau von Fürst Sayn-Wittgenstein-Berleburg im verregneten Sauerland fest. Das Leben ist nicht fair. Nur nebenbei: Stimmt es eigentlich, dass Portugiesisch nur das betrunkene Spanisch ist? Frage für keinen Freund. Zurück zum Thema: Herrscher machen sich – historisch gesehen – unnötig mit dem Pöbel gemein, wenn man eine Sprache teilt. Queen Victoria -Königin, als die britische Empire-Uhr noch nicht gänzlich abgelaufen war- sprach zu Hause lieber Deutsch. Auch Katharina die Grobe, quasi die legitime Amtsvorgängerin von Putin, hätte sich mit Marie Antoinette (erst Kuchen, dann Schafott) ebenfalls gerne auf Deutsch unterhalten. Friedrich der Große dagegen, mehr Preußen, märkischer Sand, deutsche Wiege und „aba weeste selba, wa“ geht nun wirklich nicht, sprach hingegen deutlich lieber Französisch. Noch geiler: Ludwig XIV. – halb Sonne, halb König – quatsche mit seinen Homies am liebsten Latein. Quid coitio?! Aber die Landessprache nicht zu können, stört ja auch Auswanderer auf Mallorca kaum. Zumindest wenn man den zahlreichen und sicherlich notwendigen Dokudramen auf den hinteren Sendeplätzen Glauben schenken mag. Apropos Landessprache nicht verstehen. Da hat man jahrelang in Schulbüchern Sätze wie „Hello Kitty, nice to see you. Come and see the pets.“ gebüffelt, nutzt die karge Reisezeit, um gut vorbereitet auf den Britischen Inseln zu landen, nur um dann an Sprachbarrieren zu scheitern. Dabei ist noch immer ist der hintere Zahnschmelz vom kollektiv geübten „the, the, the“ ramponiert. Und dann das. Cockney ist nicht Oxford. Und Brummie erst recht nicht. Frag mal einen Scouser nach dem Weg! Oder einen Scott, wie er die aktuellen Leistungen des örtlichen Sportanbieters würdigt. Arseways. Na gut. Wir sind eventuell not the brightest star in the sky. Dies – und vieles mehr – in der 22. Folge von: Ungefährliches Halbwissen – The Last Missing Podcast.
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    1 Std. und 46 Min.
  • UGHW: Es gibt Grenzen!
    Jul 16 2025
    Wie es sich über den Wolken mit der Freiheit verhält, hat uns Reinhard Mey, dieser musikgeschmackliche Grenzgänger, gelehrt. Doch in Wirklichkeit hat alles seine Grenzen. Europäische Länder haben nicht nur die längste, sondern auch die kürzeste Trennlinie der Welt. Ungewöhnlich. Noch ungewöhnlicher ist, dass beide nicht in Europa liegen. Die längste EU-Außengrenze verläuft über 730 km zwischen dem Département 973 – im Volksmund Französisch-Guayana genannt – und Brasilien. Nur einen Hauch kürzer ist die Grenze zwischen Spanien und Marokko. Die insgesamt 85 Meter in Peñón de Vélez de la Gomera sind vermutlich nicht in mehrere Grenzabschnitte eingeteilt. Frankreich grenzt nicht an die Niederlande, oder? Doch, allerdings nur auf den kleinen Antillen in der Karibik. Dort wird Sint Maarten von St-Martin getrennt. Blutige Grenzkonflikte sind so alt wie die Menschheit selbst. Um jeden Quadratmeter Mutterboden bzw. Vaterland wurde und wird gestritten. Ganz anders verhält es sich mit Bir Tawil. Diese 2.000 km² in Nordafrika sind ganz offiziell eine „Terra Nullius“ – niemand will es. Sudan und Ägypten lehnen beide dankend ab. Na, dann eben nicht. Sehr ähnlich verhält es sich mit Lieberland, einem an der Donau gelegenen Flecken, der von Kroatien verwaltet wird, international jedoch als serbisches Gebiet ausgewiesen ist. Das allerdings bestreitet Serbien auf Nachfrage vehement. Ebenfalls ein eher ungewöhnlicher Konflikt unter Nachbarn war der jahrzehntelange „Whiskykrieg“ zwischen Dänemark und Kanada. Beide Länder beanspruchten die Hans-Insel, ein unbewohntes und leider auch gänzlich vegetationsloses Eiland. Abwechselnd landeten Kriegsschiffe der beiden Kontrahenten, hissten ihre eigene Fahne und hinterließen als Gruß jeweils eine Flasche dänischen bzw. kanadischen Whiskys. Inzwischen haben sich die Kontrahenten. Aber eine Frage bleibt: Will man wirklich kanadischen oder gar dänischen Whisky trinken? Geschmackssache. Apropos Geschmackssache: In historischen italienischen Städten sind die sogenannten Restaurants der recht verbreiteten Burger-Kette McDonald's nur schwer zu finden. Die örtlichen Autoritäten finden, dass die sonst so selbstbewusst an die Fassade geschlagenen goldenen Bögen das Stadtbild verschandeln. Als kleine Revanche tischen die Amerikaner den Italienern – dem Land der Pizzabäcker und somit Wiege allen Fastfoods – neben den üblichen warmen Käsebrötchen auch Pasta auf. Noch weiter geht McDonald's in Holland: Als regionale Spezialität gibt es den „McKroket“. Sodbrennen schon beim Runterschlucken – da ist auch bei uns eine Grenze überschritten. Dies – und vieles mehr – in der 20. Folge von: Ungefährliches Halbwissen – The Last Missing Podcast.
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    1 Std. und 54 Min.
  • UGHW: … der deinen Namen trägt!
    Jul 9 2025
    Das Jahr 1900 kann durchaus als epochal eingestuft werden. In Deutschland tritt das BGB in Kraft, in fernen China tobt der Boxeraufstand, und die Küstenfunkstelle Borkum wird feierlich eröffnet! Hurra. Das konnte Paris kaum auf sich sitzen lassen und veranstaltete eine Weltausstellung. Und für just diese Verbrauchermesse ersann der Reifenhersteller Michelin einen Werkstattwegweiser, bei dem eher beiläufig Rasthöfe und Restaurants erwähnt wurden. Wer den ganzen Tag auf dem Bock sitzt, braucht ja schließlich auch mal Curry-Pommes-Mayo. Natürlich sind wenig Bewegung und ungesundes Essen der Gesundheit nicht zuträglich. Eventuell ist das Michelin-Männchen eine diskrete, aber einprägsame Warnung. 35.000 Exemplare ihres Reiseführers ließen die französischen Pneumaten kostenlos in Paris verteilen. Das sind exakt 15,58 Hefte für jeden der damals 2.400 französischen Autofahrer. Die scheinen die nicht genutzten Exemplare an Freunde und Verwandte weitergegeben zu haben – denn inzwischen gibt es den Guide in sehr vielen Ländern. Die Qualität der dort beschriebenen Restaurants wird bis heute eingeteilt in: „Lohnt einen Stopp“ (ein Stern), „Lohnt einen Umweg“ (zwei Sterne) „Lohnt eine Reise“ (drei Sterne). Alles andere ist nur Nahrungsaufnahme. Die angepeilte Zielgruppe der Berufskraftfahrer nahm und nimmt den praktischen Reisebegleiter begeistert auf. Wer kennt sie nicht – die Schlangen der 40-Tonner vor den einschlägigen Sternerestaurants? Tokio ist übrigens die leckerste Stadt der Welt. Mit 191 Sternen isst man aktuell dort doppelt so gut wie in Paris. Allerdings ist die Sterne-Skala nicht immer und auf alles übertragbar. Unser Podcast z.B. würde sich über einen Stern eher nicht so freuen. Fünf wären gut. Ehrlich! Auch der Satz: „Schatz, ich gönne uns mal etwas ganz Feines. Das tunesische Hotel hat zwei Sterne in der Landeskategorie.“ ist nicht immer der Beginn einer traumhaften Reise. Apropos traumhafte Reise: Swasiland möchte seit einiger Zeit unter dem Namen Eswatini angesprochen werden – ein Geschenk von König Mswati III. zu seinem 50. Geburtstag. Auch die Türkei hat eine Namensänderung hinter sich. Die internationale Bezeichnung Turkey fand man am Bosporus eher unvorteilhaft. Ob man sich dabei an der Bezeichnung für einen kalten Entzug, einen erfolglosen Spinner oder schlicht an dem Vergleich mit einem Truthahn gestört hat, ist nicht bekannt. Aber gut – dann eben Türkiye und Eswatini. Dies – und vieles mehr – in der 20. Folge von: Ungefährliches Halbwissen – The Last Missing Podcast.
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    1 Std. und 28 Min.