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Titel | |
Autor | Heinrich von Kleist |
Erschienen | 1811 |
Umfang | ca. 79 Seiten |
Epoche | Weimarer Klassik |
Genres | Lustspiel, Gerichtskomödie, Charakterkomödie |
Handlungszeitraum | Ende des 17. Jahrhunderts in einem niederländischen Dorf |
Zentrale Themen | Gerechtigkeit und Korruption Wahrheitsfindung Machtmissbrauch Zwischenmenschliche Beziehungen Dorfgesellschaft und soziale Strukturen |
Adaptionen | Verfilmung: Der zerbrochene Krug (1937, Regie: Gustav Ucicky) Verfilmung: Der zerbrochene Krug (1990, Regie: Dieter Dorn) Hörspiel: Der zerbrochene Krug (1950, Regie: Heinz Hilpert) Oper: Der zerbrochene Krug (1942, Komponist: Viktor Ullmann) Hörbuch: Der zerbrochne Krug (2011, Christoph Merian Verlag) |
Bewertung |
Über Der zerbrochne Krug
Heinrich von Kleists Lustspiel Der zerbrochne Krug gilt als Meilenstein der deutschen Theatergeschichte. Das 1811 veröffentlichte Stück revolutionierte mit seiner innovativen Struktur, den lebendigen Dialogen und seinem geistreichen Humor die Komödie des frühen 19. Jahrhunderts. Auf einzigartige Weise verbindet Kleist ernste Themen wie Machtmissbrauch und Vertrauensbruch mit Sprachwitz und volkstümlichem Humor. Obwohl die Uraufführung 1808 am Weimarer Hoftheater unter der Leitung von Johann Wolfgang von Goethe zunächst erfolglos war, eroberte das Stück ab 1820 die Theaterbühnen im deutschsprachigen Raum.
Im Mittelpunkt der Handlung steht der korrupte Dorfrichter Adam, der über eine Tat zu Gericht sitzen muss, die er selbst begangen hat. Das Stück spielt mit Elementen des analytischen Dramas und nimmt Bezug auf den biblischen Sündenfall. Trotz seiner zeitlichen Nähe zur Romantik lässt sich Der zerbrochne Krug keiner literarischen Epoche eindeutig zuordnen. Mit seiner derben Komik und gesellschaftskritischen Untertönen nimmt das Werk Züge des naturalistischen und modernen Dramas vorweg. Bis heute gehört es zu den meistgespielten Stücken auf deutschsprachigen Bühnen und wurde vielfach für Film, Fernsehen und Hörspiel adaptiert.
Handlung von Der zerbrochne Krug
In einem niederländischen Dorf nahe Utrecht spielt sich ein kurioses Gerichtsverfahren ab. Dorfrichter Adam erwacht am Morgen mit Verletzungen und muss ausgerechnet an diesem Tag einen Fall verhandeln, bei dem er selbst der Schuldige ist. Der Gerichtsrat Walter ist zur Inspektion angereist, was die Situation für Adam zusätzlich verschärft.
Der Fall dreht sich um einen zerbrochenen Krug, den Frau Marthe Rull als Beweisstück vorlegt. Sie beschuldigt Ruprecht, den Verlobten ihrer Tochter Eve, den Krug in Eves Zimmer zerschlagen zu haben. Ruprecht bestreitet die Tat vehement und behauptet, einen Fremden aus Eves Zimmer fliehen gesehen zu haben. Eve schweigt zunächst zu den Vorwürfen, was die Situation verkompliziert.
Im Laufe der Verhandlung wird deutlich, dass Richter Adam selbst der Übeltäter ist. Er hatte in der Nacht versucht, sich Eve zu nähern, und dabei den Krug zerbrochen. Um seine Schuld zu vertuschen, versucht Adam, die Verhandlung zu manipulieren und Ruprecht als Täter darzustellen. Er verstrickt sich dabei immer mehr in Widersprüche und absurde Erklärungsversuche für seine eigenen Verletzungen und das Fehlen seiner Perücke.
Die Wahrheit kommt schließlich ans Licht, als Eve die Erpressungsversuche Adams offenbart. Der Richter hatte ihr ein gefälschtes Attest angeboten, um Ruprecht vor dem Militärdienst zu bewahren – unter der Bedingung, dass sie ihm zu Willen sei. Gerichtsrat Walter durchschaut die Intrige und suspendiert Adam von seinem Amt. Ruprecht und Eve versöhnen sich, nachdem das Missverständnis aufgeklärt ist.
Am Ende flieht Adam überstürzt aus dem Dorf, während Gerichtsrat Walter den Schreiber Licht vorübergehend zum Richter ernennt. Frau Marthe, immer noch auf Wiedergutmachung für ihren zerbrochenen Krug bedacht, kündigt an, den Fall vor ein höheres Gericht in Utrecht zu bringen. Die Komödie endet mit einer Mischung aus Genugtuung über die aufgedeckte Wahrheit und der humorvollen Aussicht auf Frau Marthes fortgesetzte Bemühungen um Gerechtigkeit für ihren geliebten Krug.
Ort und Zeit der Handlung
Die Handlung von Heinrich von Kleists Lustspiel Der zerbrochne Krug spielt sich an einem einzigen Tag ab. Das Geschehen beginnt am frühen Morgen und endet am Mittag desselben Tages. Diese zeitliche Konzentration verstärkt die Dynamik der Handlung und trägt zur komischen Wirkung bei, da sich die Ereignisse in rascher Folge überschlagen. Die im Stück erwähnten Vorfälle der vorangegangenen Nacht werden im Laufe der Gerichtsverhandlung aufgedeckt und bilden den eigentlichen Kern des Konflikts.
Räumlich ist das Stück in einem niederländischen Dorf bei Utrecht angesiedelt. Der Hauptschauplatz ist die Gerichtsstube des Dorfrichters Adam, in der die gesamte Handlung stattfindet. Dieser begrenzte Raum wird zum Brennpunkt verschiedener Interessen und Konflikte. Die dörfliche Umgebung und die kleine Gemeinschaft, in der jeder jeden kennt, bilden den Hintergrund für die sich entfaltende Komödie der Lügen und Missverständnisse. Durch Berichte und Erzählungen der Figuren werden auch andere Orte wie Frau Marthes Haus, der Garten mit dem Weinstock und die Dorfstraßen indirekt in die Handlung einbezogen.
Die wichtigsten Figuren in Der zerbrochne Krug
Adam: Adam ist der korrupte Dorfrichter und Hauptfigur des Stücks. Er versucht verzweifelt, seine Schuld am zerbrochenen Krug zu vertuschen und Eve zu erpressen. Sein unbeholfenes Lavieren und seine dreisten Lügen treiben die Komödie voran. Adam verkörpert die Doppelmoral und Verderbtheit der Obrigkeit. Sein Name spielt auf den biblischen Sündenfall an. Im Laufe der Verhandlung verstrickt er sich immer mehr in Widersprüche, bis seine Machenschaften schließlich auffliegen und er die Flucht ergreift.
Eve: Eve ist die junge Frau, die Adam zu verführen versucht hat. Sie schweigt zunächst aus Angst vor den Konsequenzen, deckt Adam aber am Ende auf. Eve steht für die Unschuld, die durch Adams Übergriff bedroht wird. Ihr Schweigen und späteres Geständnis treiben die Handlung voran. Sie ist zwischen der Loyalität zu ihrer Mutter und ihrer Liebe zu Ruprecht hin- und hergerissen.
Walter: Walter ist der Gerichtsrat, der zur Inspektion erscheint. Er durchschaut Adams Machenschaften und klärt sie schließlich auf. Walter verkörpert die höhere Gerichtsbarkeit und sorgt für die Wiederherstellung der Ordnung. Seine scharfsinnigen Fragen bringen die Wahrheit ans Licht.
Ruprecht: Ruprecht ist Eves Verlobter. Er wird zunächst des Krug-Zerbrechens verdächtigt. Seine Eifersucht und sein Misstrauen gegenüber Eve sorgen für zusätzliche Verwicklungen. Am Ende versöhnt er sich mit Eve, nachdem Adams Schuld aufgedeckt wurde.
Leitmotive und Hintergrund
Heinrich von Kleists Lustspiel Der zerbrochne Krug entstand Anfang des 19. Jahrhunderts in einer Zeit großer gesellschaftlicher und politischer Umbrüche. Das Stück spiegelt Kleists kritische Sicht auf die Justiz und Obrigkeit wider. Als zentrales Motiv dient der titelgebende zerbrochene Krug als Symbol für Schuld, Wahrheit und Gerechtigkeit. Die Handlung dreht sich um die Aufklärung des Vorfalls, bei dem der Krug zu Bruch ging. Dabei deckt Kleist nach und nach die Verfehlungen des Dorfrichters Adam auf, der selbst der Täter ist und nun über seine eigene Tat zu Gericht sitzen muss.
Sprachlich zeichnet sich das Stück durch kunstvolle Verse und geistreiche Wortspiele aus. Kleist setzt Ironie und Doppeldeutigkeiten ein, um die Doppelmoral und Verlogenheit der Figuren zu entlarven. Ein wichtiges stilistisches Mittel ist auch die analytische Dramaturgie: Die eigentliche Tat liegt in der Vergangenheit und wird erst im Laufe der Gerichtsverhandlung rekonstruiert. Dabei entstehen immer neue Wendungen und Enthüllungen, die die Spannung aufrechterhalten. Als Leitmotive tauchen neben dem Krug auch biblische Anspielungen auf Adam und Eva sowie das Motiv des Sündenfalls auf.
Kleist verarbeitet in dem Stück seine eigenen Erfahrungen mit dem Justizwesen und seine Enttäuschung über die gesellschaftlichen Verhältnisse. Er prangert Korruption und Amtsmissbrauch an und zeigt, wie leicht Wahrheit und Gerechtigkeit manipuliert werden können. Gleichzeitig gelingt ihm mit der Figur des Dorfrichters Adam eine vielschichtige Charakterstudie zwischen Komik und Tragik. Das Lustspiel wurde zu Kleists Lebzeiten kaum beachtet, gilt heute aber als Meisterwerk und fester Bestandteil des deutschen Theaterrepertoires.
Rezeption und Wirkung
Heinrich von Kleists Lustspiel Der zerbrochne Krug hatte bei seiner Uraufführung 1808 in Weimar zunächst keinen Erfolg. Goethes Inszenierung, die das Stück in drei Akte aufteilte, trug maßgeblich zu diesem Misserfolg bei. Erst ein Jahrzehnt später setzte der Durchbruch ein und das Stück eroberte die deutschsprachigen Bühnen.
Die innovative Struktur des Lustspiels, die schnellen Dialoge und der geistreiche Witz revolutionierten die Komödie des frühen 19. Jahrhunderts. Kleist gelang es meisterhaft, ernste Themen wie Machtmissbrauch mit volkstümlichem Humor zu verbinden. Die Figur des Dorfrichters Adam wurde schon bald zu einer der begehrtesten Charakterrollen im deutschen Theater.
Bis heute zählt Der zerbrochne Krug zu den am häufigsten aufgeführten Stücken im deutschsprachigen Raum. Seine zeitlose Aussage über Korruption und Selbstjustiz macht es nach wie vor relevant. Das Werk wurde vielfach adaptiert, unter anderem als Oper, Hörspiel und Film. Seine Bedeutung für die deutsche Literatur- und Theatergeschichte ist unbestritten. Als Schullektüre vermittelt es Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die Epoche zwischen Klassik und Romantik und regt zum Nachdenken über Recht und Gerechtigkeit an.
Wissenswertes zu Der zerbrochne Krug
Die Idee zum Stück entstand durch einen Kupferstich, den Kleist während seines Aufenthalts in der Schweiz 1802 sah. Der Stich zeigte einen Richter, eine alte Frau mit einem zerbrochenen Krug und ein junges Paar.
Die Uraufführung 1808 am Weimarer Hoftheater unter der Regie von Johann Wolfgang von Goethe war ein Misserfolg. Goethe hatte den Einakter in drei Akte aufgeteilt, was dem Stück schadete.
Der zerbrochne Krug gilt als Musterbeispiel eines analytischen Dramas. Die Handlung besteht hauptsächlich aus einer Gerichtsverhandlung, bei der nach und nach enthüllt wird, was in der Vergangenheit geschehen ist.
Das Stück spielt um 1685 in einem fiktiven niederländischen Dorf namens Huisum. Der historische Hintergrund ist die junge niederländische Republik nach der Befreiung von der spanischen Herrschaft.
Die Hauptfigur Dorfrichter Adam trägt denselben Namen wie der biblische Adam. Dies kann als Anspielung auf den Sündenfall interpretiert werden.
Kleist lässt sich mit diesem Lustspiel keiner literarischen Epoche eindeutig zuordnen. Das Stück vereint Elemente der Klassik, Romantik und des aufkommenden Realismus.
Die Rolle des Dorfrichters Adam gehört zu den begehrtesten Charakterrollen des deutschsprachigen Theaters. Viele bekannte Schauspieler haben sie verkörpert.
Es gibt zahlreiche Adaptionen des Stoffs, darunter mehrere Verfilmungen, Hörspiele und sogar Opern. Die erste Verfilmung entstand bereits 1937.
Der zerbrochene Krug selbst wird im Stück zum Symbol für verschiedene Dinge – von der verlorenen Jungfräulichkeit bis zum Zerbrechen der staatlichen Ordnung.
Trotz des anfänglichen Misserfolgs zählt Der zerbrochne Krug heute zu den meistgespielten deutschen Theaterstücken und ist fester Bestandteil des Schulkanons.
Der zerbrochne Krug auf Audible
Diese Hörspielinszenierung aus dem Jahr 1951 besticht durch ein namhaftes Ensemble. Sechs Sprecherinnen und Sprecher bringen die Geschichte lebendig zum Ausdruck und vermitteln die Atmosphäre der Zeit.
Titel | Jahr | Sprache | Erzähler | Dauer | Bewertung |
1951 | Deutsch | Rudolf Rieth, Ernstwalter Mitulski, Heinz Stoewer, Lotte Kleinschmidt, Solveig Thomas, Ernst Altmann | 00:53 | 3,7 / 5 |
Eine lebendige Interpretation mit Eduard Wandrey und Herbert Stass in den Hauptrollen. Diese Fassung aus dem Jahr 2011 fängt den humorvollen Charakter des Lustspiels gekonnt ein.
Titel | Jahr | Sprache | Erzähler | Dauer | Bewertung |
2011 | Deutsch | Eduard Wandrey, Herbert Stass | 01:31 | 4,3 / 5 |
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Über Heinrich von Kleist
Heinrich von Kleist war ein bedeutender deutscher Schriftsteller, der von 1777 bis 1811 lebte. Er wuchs in einer adeligen preußischen Familie auf und begann zunächst eine Militärlaufbahn, bevor er sich dem Schreiben zuwandte. Kleists Leben war geprägt von innerer Unruhe und der Suche nach Sinn. Er reiste viel durch Europa und versuchte sich in verschiedenen Berufen, fand aber nirgends dauerhaft Erfüllung. Sein literarisches Schaffen umfasst Dramen, Erzählungen und Gedichte, die sich durch psychologische Tiefe und sprachliche Kraft auszeichnen.
Zu Kleists bekanntesten Werken zählen das Lustspiel Der zerbrochne Krug, das Drama Prinz Friedrich von Homburg und die Novelle Michael Kohlhaas. Seine Stücke und Erzählungen thematisieren oft Konflikte zwischen Individuum und Gesellschaft sowie die Abgründe der menschlichen Seele. Zu Lebzeiten blieb Kleist der große Durchbruch als Autor verwehrt. Viele seiner Werke wurden erst posthum veröffentlicht und anerkannt. Heute gilt er als einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Literatur um 1800 und als Wegbereiter der literarischen Moderne.
Kleists Leben endete tragisch durch Suizid im Alter von nur 34 Jahren. Gemeinsam mit seiner todkranken Freundin Henriette Vogel nahm er sich 1811 am Kleinen Wannsee bei Berlin das Leben. In seinen letzten Lebensjahren hatte Kleist unter Geldsorgen und Depressionen gelitten. Sein früher Tod trug zur Legendenbildung um den Dichter bei. Erst im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts wurde Kleists außergewöhnliches literarisches Talent in vollem Umfang erkannt und gewürdigt. Heute zählen seine Werke zum Kanon der deutschen Literatur.
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