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Booker Prize 2025: Gewinner David Szalay, sein Roman „Flesh“ und die Shortlist im Fokus

Booker Prize 2025: Gewinner David Szalay, sein Roman „Flesh“ und die Shortlist im Fokus

Sechs Nominierungen, fünf Jury-Mitglieder, ein Hauptpreis das waren die Vorzeichen, unter denen am 10. November das Booker-Prize-Galadinner im Londoner Old Billingsgate-Komplex an den Start ging. Es war schon spät am Abend, als der Jury-Vorsitzende Roddy Doyle endlich vors Mikro trat, um die finale Entscheidung zu verkünden. In einer kurzen humorvollen Rede erklärte der Schriftsteller, alle Jury-Mitglieder hätten die Shortlist-Romane ganze dreimal gelesen. „Unsere Achtung vor diesen sechs Büchern wuchs mit jeder Lektüre, so Doyle. „Aber während wir diskutierten, gab es ein Buch, auf das wir immer wieder zurückkamen. Ein spezielles Buch, das allen von uns ein Lächeln entlockte. Ein Buch, von dem wir fanden, dass es wegen seiner eigenwilligen Einzigartigeit gewinnen sollte. Der Gewinner des Booker Prize 2025 ist: Flesh.“

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Flesh ist der sechste Roman des kanadisch-ungarischstämmigen Briten David Szalay. Unter dem Titel Was nicht gesagt werden kann ist er auch auf Deutsch erschienen. Im Gegensatz zum englischen Original liegt bisher allerdings keine deutsche Hörbuchfassung vor. Szalay erzählt in dem Roman die außergewöhnliche Lebensgeschichte des wortkargen Protagonisten István - von dessen zurückgezogener Kindheit in einem anonymen Wohnblock in Ungarn bis hin zu seinen Eskapaden, Erfolgen und Liebschaften in der Londoner High Society zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Die Booker Prize-Jury charakterisierte das Werk folgendermaßen:

Mit äußerst knapper Prosa gelingt es diesem hypnotisierend spannenden und fesselnden Buch ein bewegendes Porträt des Lebens seines Protagonisten zu zeichnen.

David Szalay selbst sagte in seiner Dankesrede, er habe Flesh beim Schreiben und Editieren als einen „riskanten Roman“ empfunden, angefangen bei der eigenwilligen Hauptfigur bis hin zu stilistischen Fragen und dem frivolen englischen Titel. Die Auszeichnung mit dem Booker Prize empfinde er als Ermutigung. Sie bestätige ihn in einer Überzeugung, die ihn beim Schreiben antreibe: „Ich bin der Meinung, Romane haben das Potenzial, Risiken einzugehen – ästhetische Risiken, formale Risiken, vielleicht sogar moralische Risiken“, so Szalay. Dass er diese Aussage auch auf die aktuelle politische Weltlage bezog, zeigte das Ende seiner Rede. Dort bekannte er, wie sehr es ihn verwirre, dass „diese ziemlich düsteren Zeiten und dieser glanzvolle Abend Teil des gleichen Prozesses und der gleichen Gesamterfahrung sind.

David Szalay wuchs als Sohn eines ungarischen Vaters und einer kanadischen Mutter in London auf. Mehrere Jahre seines Erwachsenenlebens verbrachte er in Budapest, heute lebt er in Wien. Von den fünf Romanen, die er vor Flesh geschrieben hat, liegen die letzten beiden als englische Hörbücher vor: All That Man Is aus dem Jahr 2016 und Turbulence aus 2018. Die deutschen Übersetzungen erschienen als Was ein Mann ist und Turbulenzen. Weiterhin veröffentlichte Szalay London and the Southeast (2008), The Innocent (2009) und Spring (2011).

Booker Prize 2025: Was bringt der Preis und wer war noch nominiert?

Der Booker Prize gilt als Englands wichtigste Literaturauszeichnung und hat internationale Strahlkraft. Seit 1969 würdigt er einmal jährlich „das beste nachhaltige Romanwerk, das in englischer Sprache verfasst und im Vereinigten Königreich und Irland veröffentlicht wurde“. Der Hauptpreis ist mit 50.000 Pfund dotiert, was in etwa 56.800 Euro entspricht. Im letzten Jahr gewann die Britin Samantha Harvey den Preis für ihren Raumfahrt-Roman Umlaufbahnen. In den Jahrzehnten zuvor wurden unter anderem Nadine Gordimer, Salman Rushdie, Ian McEwan und Anne Enright ausgezeichnet. Margaret Atwood erhielt den Booker Prize sogar zwei Mal einmal für The Blind Assassin und einmal für Die Zeuginnen.

Die Jury beim Booker Prize ist traditionell hochkarätig besetzt. In diesem Jahr punktete das Team mit besonders viel Prominenz. So standen dem Vorsitzenden Roddy Doyle, der 1993 den Booker Prize für seinen Roman Paddy Clarke Ha Ha Ha gewann, weiterhin Autorin Ayòbámi Adébáyò, Sex & The City-Ikone Sarah Jessica Parker, Literaturkritiker Chris Power und Such A Fun Age-Autorin Kiley Reid mit im Team.

Von den fünf weiteren Titeln, die die Jury neben Flesh in die Booker Prize-Shortlist 2025 wählte, liegt bis jetzt nur ein weiterer auf Deutsch vor. Für einen anderen ist die Übersetzung fürs Frühjahr 2026 angekündigt. Bei den folgenden Kurzvorstellungen konzentrieren wir uns in vier von fünf Fällen auf die Hörbücher der englischen Originale. Die Abfolge richtet sich nach der alphabetischen Reihung der Nachnamen der Autorinnen und Autoren.

Das Mysterium: Flashlight von Susan Choi

In Flashlight erzählt die amerikanische Schriftstellerin Susan Choi von einer Familie, deren Mitglieder im Angesicht eines mysteriösen Vermisstenfalls auf die Zerrissenheit ihrer Identität zurückgeworfen werden. Louisa ist zehn Jahre alt, als ihr koreanischstämmiger Vater Serk bei einem Japan-Urlaub vermeintlich ertrinkt. Eine Leiche wird er jedoch nicht gefunden. Nachdem Louisa mit ihrer amerikanischen Mutter in die USA zurückgekehrt ist, zerfrisst das Mysterium um Serks Verschwinden die Familie von innen und konfrontiert Louisa schließlich mit einer schockierenden Wahrheit.

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Das sagt die Booker Prize-Jury über Flashlight:

In diesem ehrgeizigen Roman, der gekonnt Kontinente und Jahrzehnte überbrückt, bringt Susan Choi historische Spannungen und persönliche Dramen mit bemerkenswerter Eleganz in Balance.

Gut zu wissen: Während Flashlight noch auf eine Übersetzung ins Deutsche wartet, liegt Susan Chois Roman Vertrauensübung bereits als deutsches Hörbuch vor. Gedruckt ist außerdem ihr Roman Reue erhältlich.

Das Epos: The Loneliness of Sonia and Sunny von Kiran Desai

Die indische Schriftstellerin Kiran Desai hat den Booker Prize bereits einmal gewonnen im Jahr 2006 für The Inheritance of Loss. In diesem Jahr ist sie für ihren neuen Roman The Loneliness of Sonia and Sunny nominiert. In einer Mischung aus Familienepos und Lovestory erzählt das Buch die Geschichte der beiden Titelfiguren, deren zufällige (Wieder-)Begegnung die Tore zu einer gemeinsamen Vergangenheit aufstößt. Vor vielen Jahren sollten die aufstrebende Schriftstellerin Sonia und der Journalist Sunny von ihren Großeltern miteinander verkuppelt werden. Die Erinnerungen an damals führen den beiden die Absurdität altvorderer Traditionen vor Augen, machen ihnen aber auch ihre heutige Verlorenheit in der modernen Welt bewusst.

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Das sagt die Booker Prize-Jury über The Loneliness of Sonia and Sunny:

Der Schreibstil navigiert mit vollendeter Flüssigkeit zwischen verschiedenen Stimmungen: Philosophisch, lustig, ernst, emotional und unheimlich.

Gut zu wissen: Im März 2026 erscheint Die Einsamkeit von Sonia und Sunny in der deutschen Übersetzung von Robin Detje. Bisher ist der Titel allerdings nur als gedrucktes Buch angekündigt.

Die Konfrontation: Die Probe von Katie Kitamura

Katie Kitamuras Roman Die Probe ist der einzige Titel auf der Booker Prize-Shortlist, der bereits als deutsches Hörbuch vorliegt. Die US-Schriftstellerin vollführt darin einen kunstvollen Balanceakt zwischen Dichtung und Wahrheit. Audition so der Originaltitel erzählt vom Date einer Schauspielerin mit einem jungen Mann, der rein altersmäßig ihr Sohn sein könnte. Die Autorin nutzt das Szenario, um sowohl ihre Figuren als auch uns Lesende mit unseren eigenen Stereotypen zu konfrontieren.

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Das sagt die Booker Prize-Jury über Die Probe:

Das Bemerkenswerte an ‚Die Probe‘ ist die Art und Weise, wie sich der Roman nach dem Lesen im Kopf festsetzt, wie ein Knoten der kurz davor scheint, sich zu lösen.

Gut zu wissen: Wer Katie Kitamuras Stil durch Die Probe zu schätzen lernt, kann danach direkt weiterhören. Auch ihr Roman Intimitäten liegt als deutsches Hörbuch vor.

Die Rückschau: The Rest of Our Lives von Ben Markovits

Der amerikanisch-britische Autor Ben Markovits steht mit einem unerschrockenen, melancholischen Roman über verpasste Chancen und (zu) späte Erkenntnisse auf der Booker Prize-Shortlist. The Rest of Our Lives erzählt vom spontanen Ausflug des US-Akademikers Tom Layward. Im Angesicht einer plötzlichen Bewusstwerdung seiner eigenen Sterblichkeit macht Tom sich auf den Weg nach Kalifornien, um fünf zentrale Figuren seines früheren Lebens aufzusuchen: seinen alten Schulfreund, seine Ex-Freundin, seinen Bruder, seinen Sohn und seinen toten Vater.

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Das sagt die Booker Prize-Jury über The Rest of Our Lives:

Das Buch ist geradeheraus, unangestrengt warmherzig, und es nutzt kleinste Mechanismen menschlichen Verhaltens, um größere Themen wie Sterblichkeit, Krankheit und Liebe zu adressieren.

Gut zu wissen: Deutsche Hörbücher von Ben Markovits' Werken liegen bislang nicht vor, aber seine Romane Manhattan Love Story, Spieltage und Symes Entdeckung sind als gedruckte Bücher erhältlich.

Das Erwachen: The Land in Winter von Andrew Miller

In The Land in Winter erzählt der Brite Andrew Miller von der Entzweiung zweier älterer Ehepaare, deren Zuneigung in der Ignoranz eines öden Beziehungsalltags verloren gegangen ist. An einem eisigen Dezembertag werden die Existenzen der vier Menschen von einem gewaltigen Schneesturm erschüttert, der weit mehr an die Oberfläche wirbelt als nur ihre individuellen und privaten Verletzungen.

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Das sagt die Booker Prize-Jury über The Land in Winter:

Mit betörend atmosphärischer Prosa lädt Andrew Miller ein scheinbar belangloses Kapitel der britischen Geschichte mit Spannung und Geheimnis auf.

Gut zu wissen: In England wurde The Land in Winter bereits mit dem Walter Scott Prize for Historical Fiction sowie dem Winston Graham Historical Prize 2025 ausgezeichnet. Als deutsche Druckausgaben sind Millers Romane Die Korrektur der Vergangenheit sowie Nachts ist das Meer nur ein Geräusch erhältlich.

Booker Prize 2025: Alle Nominierungen im Überblick

In diesem Jahr reichten Verlage insgesamt 153 Werke für den Booker Prize ein. Bedingung für die Einreichung war, dass die Titel als englischsprachige Originale zwischen dem 1. Oktober 2024 und dem 30. September 2025 erschienen sind. Neben dem Hauptpreis in Höhe von 50.000 Pfund vergab die Booker Prize Foundation an die fünf weiteren Shortlist-Autorinnen und -Autoren jeweils ein zusätzliches Preisgeld in Höhe von 2.500 Pfund, was in etwa 2.800 Euro entspricht.

Titel

Autorin/Autor

Erscheinungstermin

1

Flashlight

Susan Choi

3. Juni 2025

2

The Loneliness of Sonia and Sunny

Kiran Desai

25. September 2025

3

Audition

Katie Kitamura

17. April 2025

4

The Rest of Our Lives

Ben Markovits

25. März 2025

5

The Land in Winter

Andrew Miller

24. Oktober 2024

6

Flesh

David Szalay

6. März 2025

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