Mutige Frauen braucht das Land Titelbild

Mutige Frauen braucht das Land

Mutige Frauen braucht das Land

Von: Elisabeth Leitner & Raffaela Lackner
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Über diesen Titel

Ein Podcast von Frauen über Frauen, die für das Land leben und lustvoll ihre Perspektiven erweitern. Übers Land, Thesen, Krisen, Lebensmodelle bis hin zu Zukunftsvisionen und Strategien.CC BY NC ND Sozialwissenschaften
  • 058 – Elisabeth Gumpenberger: Heimat im Herzen, Bio im Bauch
    Jun 30 2025
    Elisabeth Gumpenberger stammt aus Rohrbach in Oberösterreich, wo sie mit vier Geschwistern in einem Zweifamilienhaus mit großem Garten aufwuchs. Ihre Kindheit war geprägt von viel Freiheit und Naturverbundenheit – ein Leben, das sie später auch ihren eigenen Kindern ermöglichen wollte. Mit 18 Jahren zog sie nach Wien, um Sinologie und Internationale Entwicklung zu studieren – ein Weg, den viele in ihrem Umfeld damals kurios fanden. Für Elisabeth war es jedoch eine spannende Möglichkeit, neue Perspektiven kennenzulernen und sich persönlich weiterzuentwickeln. Nach dem Studium arbeitete sie bei einem großen Verpackungskonzern, bevor sie zu einer Open-Innovation-Beratung wechselte, wo sie heute noch tätig ist. Während ihrer Zeit in Wien war sie Mitgründerin einer Food Coop – einer Einkaufsgemeinschaft für biologische und regionale Lebensmittel. Gemeinsam mit ihrem Partner Armin und Freunden initiierte sie ein Projekt, das nicht nur den Zugang zu hochwertigen Produkten ermöglichte, sondern auch neue soziale Netzwerke entstehen ließ. Die Gruppe organisierte sich basisdemokratisch, traf Entscheidungen im Kollektiv und setzte auf transparente Strukturen. Die Coop wuchs auf rund 80 Mitglieder, und Elisabeth lernte in dieser Zeit, wie wertvoll gemeinschaftliches Handeln und nachhaltiger Konsum sein können. Mit dem dritten Kind wurde der Alltag in der Stadt zunehmend beschwerlich, und der Wunsch nach Veränderung wuchs. 2020 entschloss sie sich mit ihrem Mann zur Rückkehr aufs Land – nicht ohne Zweifel, denn ursprünglich war ein anderer Ort geplant, und auch beruflich war vieles offen. Sie nutzte die Karenzzeit, um ein neues Projekt zu planen: einen eigenen Bioladen. Unterstützt von ihrer Familie, besonders durch das leerstehende obere Stockwerk im Elternhaus, und durch ihren Teilzeitjob in Wien, entwickelte sie mit ihrem Mann das Konzept. Der Laden „LieblingsSpeis“ in Rohrbach öffnete 2021 seine Türen. Er funktioniert mit einem Vorbestellsystem und ist an einem Tag pro Woche geöffnet. Viele Produkte stammen von regionalen Produzent:innen, die Elisabeth und ihr Mann teils schon aus Wien kannten oder durch persönliche Hofbesuche auswählten. Das Sortiment ist klein, sorgfältig kuratiert und vollständig biozertifiziert. Besonders wichtig ist ihnen Transparenz: Die Geschichten hinter den Produkten werden erzählt, die Menschen dahinter sichtbar gemacht. Freitag ist der zentrale Tag im Laden: Während Armin frühmorgens Gemüse, Obst und Brot einsammelt, bereitet Elisabeth den Laden vor, sortiert Lieferungen und organisiert die Vorbestellungen. Der Kundenandrang ist bereits zur Öffnung groß – viele schätzen Qualität und persönliche Atmosphäre, auch wegen des guten Kaffees und der Möglichkeit zum Plausch. Parallel zu ihrem Engagement im Laden arbeitet Elisabeth weiterhin für die Innovationsberatung in Wien – meist von zu Hause aus, gelegentlich reist sie für Workshops in die Stadt, beispielsweise im Rahmen ihrer Tätigkeit fürs Netzwerk Zukunftsraum Land. Diese Doppelbelastung erfordert viel Organisation, klare Rollenaufteilungen und das Bewusstsein, dass nicht alles gleichzeitig möglich ist. Dennoch genießt sie die Vielfalt. Die Rückkehr aufs Land brachte auch kulturelle Umstellungen. Familiäre Rollenbilder, Erwartungshaltungen im Umfeld und der Umgang mit Mobilität sind Herausforderungen. Besonders die Kinderbetreuung sieht sie als zentrales Thema – viele Frauen am Land erleben den Druck, ihre Kinder frühzeitig und ausschließlich selbst zu betreuen. Gleichzeitig wünscht sie sich mehr kindgerechte Verkehrsplanung und Infrastruktur, die Alltagswege ohne Auto ermöglicht. Elisabeth blickt mit Dankbarkeit auf den Weg zurück und den mutigen Schritt in die Selbstständigkeit. Ihr Rat: Wenn man für etwas brennt, soll man es ausprobieren – aber mit einem Plan B in der Tasche. Dass sie zwei Standbeine hat – den Job in Wien und den Laden am Land – gibt ihr Sicherheit und ermöglicht ihr, Familie, Beruf und persönliche Überzeugungen zu verbinden.
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    57 Min.
  • 057 – Cäcilia Möstl: Mit Herz und Verstand
    May 31 2025
    Cilli Möstl wurde bei Kumberg als lediges Kind geboren, wuchs jedoch in Willersdorf auf, wo ihre Mutter hinzog, nachdem sie drei Jahre später einen anderen Mann heiratete. Ihre Kindheit war geprägt vom bäuerlichen Alltag und einer gewissen Strenge, doch auch von einer schützenden Mutter und einem unerschütterlichen Willen. Früh lernte sie Verantwortung zu übernehmen – insbesondere für ihren jüngeren Bruder, den sie stets beschützen musste. Schulisch brillierte Cilli mit hervorragenden Noten und dem Wunsch, Handarbeitslehrerin zu werden. Doch dieser Traum blieb ihr versagt – ihr Stiefvater erlaubte keinen weiteren Schulbesuch, nicht einmal die Hauptschule. So begann ihr Arbeitsleben am elterlichen Hof, später dann in der Kuranstalt in Radegund, wo sie „Mädchen für alles“ war: vom Stubenmädchen über die Magazinverwaltung bis hin zur Rezeption. Dort arbeitete sie bis zur Pension – stets engagiert, lernfreudig und mit einem besonderen Draht zu Menschen. Cilli war die erste Frau im Dorf mit einem Führerschein – aus der Not heraus, weil ihr Stiefvater mit nur einem funktionierenden Auge nicht selbst fahren konnte. Mit dem LKW-Führerschein in der Tasche wurde sie bald zur „Taxifahrerin“ für das ganze Dorf – eines der vielen Beispiele für ihren pragmatischen Zugang zu Herausforderungen. Doch es sind die Dinge „nebenbei“, die Cillis Leben so besonders machen. Schon früh faszinierte sie das Weben, eine Kunst, die sie von ihrer Mutter und Großmutter erlernte. Jahrzehnte später baute sie gemeinsam mit ihrer Schwägerin und Cousine den alten Webstuhl wieder auf. Was als nostalgisches Projekt begann, wurde zur handwerklichen Leidenschaft: Sie webt bis heute – inzwischen auch edle Alpakawoll-Decken – und gibt ihr Wissen gerne weiter. Ein zentrales Kapitel in Cillis Lebenswerk ist das Radegunder Dirndl. Ausgehend von ihren Nähkursen – über 25 Winter lang mit je bis zu 20 Teilnehmerinnen – entwickelte sie ein eigenes Dirndlmodell: schlicht im Schnitt, praktisch zu ändern, individuell im Stoff. Das Sonntagsdirndl wurde mit handgewebtem Stoff gefertigt, das Alltagsdirndl aus Baumwolle. Jede Schürze folgt den traditionellen Farbrichtlinien steirischer Tracht, von Cilli akribisch eingehalten. Sie setzte sich beim Steirischen Heimatwerk durch, ließ das Dirndl offiziell anerkennen und stattete schließlich die örtliche Musikkapelle damit aus. Neben der Weberei widmete sich Cilli auch der Puppenkunst: Sie stellte über 100 Porzellanpuppen her – jede ein liebevoll gestaltetes Unikat. Auch das Seifenmachen wurde zu einer weiteren Passion, inspiriert durch die Seifenkunst ihrer Großmutter. Mit pflanzlichen Ölen kreiert sie heute ihre eigenen Seifenrezepte – oft auch mit Alpaka-Wollanteil. Denn seit 2017 gehören auch Alpakas zu ihrem Alltag. Nachdem andere Tiere wie Ziegen zu abenteuerlustig waren, fand sie in den ruhigen, freundlichen Alpakas ideale Gefährten. Heute leben 13 Tiere bei ihr und Cilli bietet mit ihnen sogar Wanderungen an. Die Alpakas liefern nicht nur Wolle für Decken und Seife, sondern bereichern auch ihr Leben als kuschelige Begleiter. Cilli Möstl ist eine Frau, die sich nie mit dem Gegebenen zufriedengab, sondern stets ihren eigenen Weg suchte – lernfreudig, entschlossen, kreativ. Sie steht für eine Generation von Frauen, die Wandel nicht nur erlebt, sondern mitgestaltet hat: vom Traktor bis zum Tesla, von handgeschriebenen Postkarten bis zu WhatsApp. Ihr Lebensmotto? „Über alles nachdenken und versuchen zu verstehen.“ – Eine Haltung, die inspiriert und uns allen guten Beispiel sein kann.
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    53 Min.
  • 056 – Ida Hafner: Begeisterung als Antrieb
    Apr 30 2025
    Ida Hafner heißt uns für diese Folge in ihrer Villa Hafner willkommen. Sie ist das vierte Kind einer Bäckersfamilie und erzählt von ihrer Kindheit als Nestäckchen, die geprägt war von Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Sie entschied sich, Lehrerin zu werden. Bald folgten Heirat, Familiengründung und Hausbau. Darauf folgte leider eine schwierige Phase die einige Umbrüche mit sich brachte. Maßgeblich dabei war die Gründung eines Chors der sie nach Maria Lankowitz brachte, wo sie heute lebt. In dieser Zeit lernte sie dann auch ihren heutigen Mann kennen, der ebenso wie sie einen Chor leitete. Sie gründeten eine Patchwork Familie da sie jeder zwei Kinder in die neue Familien einbrachten und es folgte bald ein gemeinsamer Sohn. In Maria Lankowitz wurde sie bald als „Macherin“ identifiziert. Sie begann sich in der Kirche zu engagieren und startete dort mit einer moatlichen Familienmesse, die sie gemeinsam mit anderen 25 Jahre lang ohne eine Pause gestaltete. Dabei war es ihr wichtig die Botschaft der Liebe zu verkünden und so haben sie immer wieder versucht aus den Botschaften, den Texten und den Liedern Einheiten zu schaffen. Die Menschen sollten mit einem positiven Gefühl nach Hause gehen. Als Lehrerin war es ihr immer wichtig die Kinder zum Sprechen zu animieren, sie sollten den Mut dafür aufbringen, egal ob das gesprochene Wort korrekt ist oder nicht. Ida findet, dass unser Schulsystem nicht mehr den aktuellen Anforderungen gerecht wird und es wäre ihr ein Anliegen, dass ein Unterricht darauf basiert, dass die Stärken der Kinder gestärkt werden. Vor 13 Jahren hat sie die Villa Hafner gegründet und das Unterrichten aufgegeben. Sie ist damals naiv an die Sache herangegangen und musste viel Lehrgeld bezahlen. Die Villa Hafner ist ein Kulturzentrum, in dem verschiedene Veranstaltungen und Programme für Kinder und Erwachsene stattfinden. Die Angebote sind sehr breit gefächert und reichen von Chorproben über Keramik- oder Schreibwerkstätten, zu Yoga und Chi Gong und ein abwechslungsreiches monatliches Kulturprogramm. Auch die Palette des Kinderprogramms ist bunt und beinhaltet Kindergeburtstage ebenso wie Musicals oder die Arbeit im hauseigenen Garten. Ida sieht ihre Arbeit als eine Art lebendige Kraftquelle. Trotzdem ist es ihr ein Anliegen Personen zu finden mit denen sie die Verantwortung besser teilen kann. Hier ist sie offen für neue Wege und hofft auf Ideen und interessierte Personen, vielleicht kann ja dieser Podcast hilfreich sein. Ein zentrales Thema, das Ida immer wieder betont, ist die Bedeutung der Nachhaltigkeit. Sie ist stolz darauf, dass ihre Projekte auch dazu beitragen, Bewusstsein für die Herausforderungen und Chancen im Umgang mit Ressourcen zu schaffen. Ausgehend von der Villa Hafner hat sie die Mitmachregion gegründet. Aus dieser ging wiederum ein Tauschbörse-Projekt hervor, das demnächst starten kann. Dabei können Zeitkontingente gegen Dienstleistungen getauscht werden können, und das alles mittels einer App. Die teilnehmenden Personen sind dabei sogar versichert. Ein weiteres Projekt in dem es um Nachhaltigkeit geht wurde in der Corona Zeit gegründet. Ida fand eine neue Ausdrucksform, indem sie ihre Rolle als Clownin entdeckt und das Projekt „Easy Peasy mit Cami und Aurora“ startete. Besonders stolz ist sie, dass sie vor Kurzem bei einer Ausschreibung erfolgreich waren und somit 14 Schulklassen die Möglichkeit haben eine Performance mit anschließenden Workshops zu erhalten. Das zweite aktuelle Thema, das Ida am Herzen liegt ist die bevorstehende Theaterpremiere von „Macht los“ Ende Mai an dem sie selbst mitwirkt. Idas Lebensmotto lautet: „Das Wichtigste auf der Welt ist die Liebe.“ Genau das lebt sie in ihrem täglichen Engagement – mit Liebe zu ihrer Arbeit, zu den Menschen in ihrer Gemeinde und zu einer nachhaltigen und gerechten Zukunft.
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    59 Min.
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