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Nachtasyl

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Nachtasyl

Von: Maxim Gorki
Gesprochen von: Eberhard Mellies, Jochen Thomas, Albert Hetterle, Evamaria Bath
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Über diesen Titel

Russland um 1900 - das sind die Jahre der ersten Massenstreiks der russischen Arbeiterbewegung. An der Seite der Unterdrückten steht der junge Dichter Peschkow, der sich später Gorki ("Der Bittere") nennt. Sein Stück Nachtasyl hatte 1903 in Moskau seine Uraufführung, schon wenige Wochen danach fand in Berlin die deutsche Erstaufführung statt. Das Stück beschreibt die Außenseiter, die Gestrandeten und Gescheiterten der russischen Gesellschaft. Inmitten dieser menschlichen Tragödien ist die Sehnsucht nach einem besseren Leben groß. Doch wo ist der Ausweg?

©2001 BMG Wort (P)2001 BMG Wort
Klassiker
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Gorki scheint ein charismatischer Mensch gewesen zu sein, viel unter Menschen gereist, zum ersten Mal in der russischen Literatur die Ärmsten in den Vordergrund stellend. Autoren die soziale Anliegen präsentieren gab es auch schon vor ihm, der Sozialreformer Tolstoi oder der Arzt Tschechow mit denen er befreundet war. Gorki war jedoch nicht wie sie aus der Oberschicht gekommen, hatte Gewalt unmittelbar erlebt und dieser zutiefst abgeschworen. Tschechow sagte daher von ihm, seine Werke könnten wohl eines Tages vergessen sein, jedoch nicht Gorki als Mensch.

Nachtasyl ist Gorkis bekanntestes Stück, von der Uraufführung an bis heute als eingängig rezipiert und zumeist einhellig anerkannt. Es ist ein Klassiker. Dessen Dunkelheit, die ein Gorki‘sches Panoptikum der ärmsten Schicht ist, der Bodensatz der Gesellschaft dieser Zeit, entzündet sich schnell zu geistesblitzartigen Einsichten. Was geschieht mag Parallelen in Platons Höhlengleichnis finden, Gefangene, eine Frau wird von ihrem Mann zu Tode geprügelt und dieser beklagt später den Verlust seines Werkzeugs, das er für die Beerdigungskosten versetzen musste. Während des Sterbens waren die Bewohner gleichgültig. Sie versuchen Karten zu spielen, sich die Zeit zu vertreiben, aber ihre Betrügereien vereiteln ihre Absicht schnell wieder, bei der dominanten Hauswirtin die den armen Bewohnern Geld vehement abnötigt entsteht der Eindruck, dass sie selbst es ist, die ihren Geliebten neben ihrem Mann dazu treibt sich ihrer Schwester zuzuwenden, die sie dann wiederum verletzt in rasender Eifersucht, um sich kurzfristig zu freuen, dass in dem Streit ihr verloren geglaubter Geliebter den Mann noch tötete, so dass sie sich beider entledigen konnte. Die Eifersucht erscheint hier in unschuldiger Monstrosität. Zu dumm für sie, dass man sie selbst als Anstifterin klar erkennt und haftbar macht.

Dies nur als Eindrücke einiger der vielen durcheinander verlaufenden Szenen, die wie die Bewohner diese Höhle ohne Privatsphäre von der hohen Menschenkenntnis Gorkis und seinem Talent zu einfühlsamer Charakterisierung zeugen. Es erinnert an Werke von Tschechow und Tolstoi, aber. Dieses Stück bleibt gleichnishafter. Es erscheint in der subtilen Beschwörung dieser alles gleichmachenden Tiefe wie eine weiße Leinwand, auf der sodann die in diesem Hörbuch besonders prägnanten utopischen Entwürfe aufscheinen. Wie aus einer anderen Welt taucht ein Pilger auf, ein Prediger, der falsche Versprechen macht, jedoch anscheinend zum Wohl der Bewohner die unmittelbar dadurch Lebenskraft wieder erlangen und Pläne fassen. Auch erinnert man sich später an ihn bedachtsam. Ein sanftes kollektives Bewusstsein besteht. Parallel zu diesem Einschnitt besteht eine weitere Figur die den stolzen Menschen predigt, einen Handwerker als besten Menschen, dem andere Menschen folgen.

Gorki bewegte sich ausgehend von dem sozialen Anliegen seiner Zeit hin zu der aufkommenden Revolution die er förderte im Spannungsfeld von Gelehrtentum und Politik. Dass es später zu seinem Lebensende zu dem größten Vorzeigeschriftsteller der Sowjetunion wurde und sich gegen den das eigene Volk ausbeutenden Stalin nicht kritisch äußerte, hat sein Ansehen im Westen nachhaltig nicht gefördert, wo neben seinen Werken der aus der Unterschicht kommende Arbeiter und an Religion interessierte Schriftsteller einer Gewaltlosigkeit neben dem Werk verschwindet. Gorki musste während der Zarenherrschaft im Exil leben und auch während der sowjetischen Herrschaft, da er Kritik geäußert hatte, die lebensgefährlich sein konnte, bis er eben selbst zu einer quasi-religiösen Figur der Sowjetunion erhoben wurde.
Die Aufnahme von 1961 an der Theaterbühne in Berlin korrespondiert ohne das Bild gut mit dem Stück, da die Hörer leichter erahnen, weniger berechnen, was passiert, und weil diese Unschärfe bei denen vielen Handlungssträngen und der Gleichzeitigkeit von Personen, diese Schattenhaftigkeit hilft, die etwas lauter vorgetragenen Vorstellungen der Verheißung, also die Vorstellung im Gespräch gegenüber der Handlung selbst abzuheben, denn von dieser transzendenten Spannung hin zu einem vielleicht möglichen, hoffentlich erträglichen Weltbild, lebt das Stück.

Lichtblicke im Schattenreich

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