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Der stumme Prophet

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Der stumme Prophet

Von: Joseph Roth
Gesprochen von: Claudia Rohnefeld
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Über diesen Titel

Der Radetzkymarsch von Joseph Roth, jener großartige Roman, in dem eine Gestalt der Geschichte, die österreichische Monarchie, durch die Sprache des Dichters der Vergänglichkeit entrissen ist, erfährt durch den Roman Der stumme Prophet eine seltsame Ergänzung: der Abgesang nicht auf eine gewesene Gestalt der Geschichte, sondern melancholische Resignation, gegenüber einer mächtigen, in die Erscheinung der Geschichte getretenen Utopie von dem Reich der Gerechtigkeit, in dem alle Menschen Brüder sind. 1929 ist Der stumme Prophet geschrieben. Schon zu diesem Zeitpunkt ist für Roth der Traum vom Aufgang des Reiches des großen Friedens erloschen. Das, was Friedrich Kargan, die Hauptfigur des Romans, erfährt, ist nicht die normale Tragik des Revolutionärs, der als ein Kind der Revolution ihr Opfer wird, sondern die resignierende Einsicht in die Unmöglichkeit, durch die gewissenlose Anwendung revolutionärer Macht eine Welt zu schaffen, die schöner, edler und gerechter werden kann, als die alte war. Der Schlüssel zum Paradies paßt nicht in schmutzige Hände. Die historische Notwendigkeit, die Friedrich Kargan angebetet hat, enthüllt sich als ein historisches Verbrechen am Humanen.

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besser lesen als hören, weil nur 100 Seiten des Buches vorgetragen werden;
gut vorgetragen- aber es wird der Erzählung nicht gerecht;

20.02.1966, • aus DER SPIEGEL 9/1966
Hermann Kesten, 66, Romancier ("Die Abenteuer eines Moralisten"), Essayist ("Lauter Literaten"), unermüdlicher Anthologist und Herausgeber ("Die blaue Blume«, »Deutsdie Literatur im Exil"), war Freund und Emigrationsgenosse des österreichischen Schriftstellers Joseph Roth. Kesten, heute in New York und Rom ansässig, hatte wesentlichen Anteil an der Rettung und Wiederentdeckung des Manuskripts zum »Stummen Propheten«, des nachgelassenen Roth-Romans, den er hier empfiehlt.

»Man bereut es hinterher, daß man so gut ist.« Hitler am 27. April 1945 (SPIEGEL 3/1966).

Dieser bei aller Melancholie witzige, bei aller Poesie geistreiche, bei allem Genie aufregende Roman aus dem Nachlaß von Joseph Roth, der, noch nicht 45 Jahre alt, im Pariser Exil am 17. Mai 1939 gestorben ist, dürfte der beste deutsche Roman aus der russischen Revolution, einer der gescheitesten politischen Romane unseres Jahrhunderts sein.

»Der stumme Prophet« Friedrich Kargan ist die Hauptfigur in einer prophetischen Porträtgalerie russischer Revolutionäre mit Vexierbildern von Trotzki, Lenin und Stalin, die im Roman als »R.« und »L.« und »Savelii« auftreten.

Ein fiktives »Ich« (Joseph Roth hatte für die »Frankfurter Zeitung« aus Rußland geschrieben) berichtet »in der Sylvesternacht von 1926 auf 1927 ... in Moskau im Zimmer Numero neun des Hotels Bolschaja Moskowskaja ... einigen Freunden und Bekannten« von diesem Kargan, einem gestürzten Führer der Bolschewiki, der »vor drei Jahren in diesem Zimmer hier, Numero neun gewohnt hat« und den orthodoxe, noch nicht gemaßregelte Parteileute einen »Anarchisten«, einen »sentimentalen Rebellen« und »intellektuellen Individualisten« heißen.

Da es sich bei Roths Roman um ein Hauptwerk der »Neuen Sachlichkeit« handelt (die in den zwanziger Jahren gegen den Überschwang des Expressionismus von Roth, Brecht, Kästner und mir, wie von Anna Seghers und Wolfgang Weyrauch, Ödön von Horváth, Joseph Breitbach und anderen postuliert wurde, wozu auch abtrünnige Expressionisten wie Alfred Döblin, Heinrich Mann, Robert Musil, Arnold Zweig beitrugen), wird der Roman zum

»Bericht«, stellt der Autor Mutmaßungen an, statt präzise Kenntnisse zu prätendieren - Techniken, Formeln und Formulierungen, die zahlreiche jüngere und jüngste deutsche Erzähler kopieren.

Roths fiktiver Erzähler beginnt eine lange Verteidigungsrede« Kargans, vielmehr eine »Geschichte«, und den »Versuch einer Biographie«. Denn »die Lebensgeschichte Kargans hat ebensowenig eine aktuelle Tendenz wie irgendeine andere. Sie ist nicht ein illustrierendes Beispiel für eine politische Anschauung - und höchstens eines für die alte und ewige Wahrheit, daß der einzelne immer unterliegt«.

Friedrich, »in Odessa geboren, im Hause seines Großvaters, des reichen Teehändlers Kargan ... war ein unerwünschtes, weil uneheliches Kind, der Sohn eines österreichischen Klavierlehrers namens Zimmer, dem der reiche Teehändler seine Tochter verweigert hatte«. Im Haus eines Bruders des alten Kargan, eines wohlhabenden Kaufmanns in Triest, verläuft Friedrichs Kindheit »nicht ganz unglücklich, obwohl er in die Hände eines Wohltäters gefallen war«.

Friedrich wird Lehrling in einer Schiffsagentur, die ihn in ihre Filiale an der russischen Grenze versetzt, wo er der Familie Parthagener und dem aus anderen Romanen Roths bekannten Schmuggler Kapturak ("Sein Warenschmuggel war nur ein Vorwand für seinen Menschenhandel") helfen muß, russische Deserteure, Emigranten, Pogromflüchtlinge sowie »Politische« nach Österreich, die letzteren gelegentlich auch zurück nach Rußland zu schmuggeln.

Friedrich liebt diese Flüchtigen; denn »er fühlte ihr Unglück ... sie gingen aus dem Unglück ins Unglück«. Dort hilft er auch dem »schwarzen Kaukasier Savelli« über die Grenze, der »seit acht Jahren für die Revolution arbeitete« und »die berühmt gewordenen Überfälle auf die Banken und Geldtransporte im Kaukasus und im südlichen Rußland ausgeführt hatte«.

Friedrich lernt, »wie man log, Papiere fälschte, die Ohnmacht, die Dummheit und selbst noch die Brutalität der Beamten benützte ... Er wußte bereits, daß es keinen unbestechlichen Menschen in der Welt gab; daß man mit Hilfe des Geldes alles machen konnte und beinahe alles mit Hilfe des Verstandes«.

Schließlich macht Friedrich sein Abitur in Wien, studiert und verliebt sich in eine Unbekannte in einer Kutsche: »Sie weiß nicht, wer ich bin.« Er bereitet sich vor, »Rache an der Welt zu nehmen, von der er glaubte, sie behandelte ihn als einen Menschen zweiter Klasse ... Diese Begegnung mit einer schönen Frau war wie das erste Zusammentreffen mit einem Feind ... Er konnte alles werden: ein Verteidiger der Menschen, aber auch ihr Unterdrücker«.

Noch lebt er unter Armen in Armut. Bei Savelli trifft er andere Revolutionäre, zum Beispiel »R.«. Friedrich beginnt, »für die Sache zu arbeiten«, für die kommunistische Revolution, geht in Versammlungen, wird Redner: »Er entwickelte seine starke Begabung für falsche Formulierungen.« In der Universität, im Café, in ihrer Wohnung trifft er Hilde, das Mädchen in der Kutsche, Tochter eines adligen Beamten, aber »über ihnen beiden waltete schon das ewige Gesetz, das die Mißverständnisse zwischen den Geschlechtern regelt«.

Er steht »auf der Seite der Armen« und »will den Mächtigen wehtun«. Mit revolutionären Aufträgen, Geheimpapieren, verbotenen Zeitungen fährt Friedrich zur russischen Grenze, überschreitet sie nachts mit Kapturaks Hilfe und wird schon verhaftet. Auf einem Wolgadampfer unterwegs nach Sibirien, zwei unter 200 Gefangenen, werden er und der frühere Oberleutnant Berzejew Freunde; dieser gesteht ihm: »Ich habe auch gesehen, daß der Mensch rätselhaft ist, und vor allem: daß man ihm nicht helfen kann.« Der Erzähler: »Beide erschraken sie. Waren sie nicht hier, weil sie ihnen (den Menschen) helfen wollten?«

Bei Beginn des Ersten Weltkriegs fliehen Berzejew und Friedrich mit falschen Papieren nach Zürich, Friedrich auf dem Umweg über Wien, um Hilde wiederzusehen. Er trifft in Zürich Pazifisten, Deserteure, Spione und Revolutionäre, wie R. und L. und Savelli; er fährt im Frühling 1917 nach Rußland, schmuggelt, als Bauer verkleidet, Gewehre nach Moskau, kämpft an der sibirischen Front und in der Ukraine und trifft in Kursk seinen Freund Berzejew, der ihm sagt: »Sooft ich dich wiedersehe, erscheinst du mir anders!«

Nun ein bolschewistischer Führer, wird Friedrich in einer gewissen Auslandspresse bereits als einer »der blutigen Henker« bezeichnet. Schließlich wollen R. und Savelli ihn ins Wolgagebiet abschieben, lassen ihn dann jedoch in diplomatischer Funktion nach Deutschland gehen. Berzejew lehnt ab, ihm zu folgen, er kann »Rußland nicht verlassen ... Es ist mein Vaterland«. Friedrichs Reaktion: Ich habe kein Vaterland, dachte er still.«

Friedrich »begann sein neues Leben, als wäre es ein bereits gelebtes«. Die Revolution, so schreibt Joseph Roth, »blieb immer links, nur ihre Vertreter rückten immer nach rechts«. Romanheld Friedrich zu einem führenden Sozialdemokraten der Weimarer Republik: »In Deutschland wird die sogenannte Linke vielleicht erst in hundert Jahren dazu gelangen, gegen ihre Gegner unnachsichtig zu werden.«

Friedrich wird müde: »Zwanzig Jahre lang habe ich zugesehn, um zu lernen. Ein einziges Jahr habe ich gekämpft. Den Rest meines Lebens werde ich ein Zuschauer bleiben.« Und: »Ich diene ohne Glauben ... Ich glaube nicht an den Erfolg dieser Revolution.« Er nimmt ein halbes Jahr Urlaub, Geld, einen falschen Paß - »Ich bin Zyniker« -, schreibt aus Paris an Hilde, die inzwischen Gattin eines Berliner Industriellen und Mutter zweier Söhne geworden ist; sie kommt, wird endlich Friedrichs Geliebte und will bei ihm bleiben.

Aber Friedrich, dessen Freund Berzejew wieder nach Sibirien verbannt worden ist, folgt »deshalb vielleicht« dem an ihn ergehenden Befehl, nach Moskau zurückzukommen. Die Freundschaften vieler Revolutionäre waren stärker als ihre Liebschaften. Diesmal verbannt Savelli den Friedrich Kargan nach Sibirien, und dort lebt er wieder mit Berzejew zusammen. »Wovon mögen die Freunde miteinander sprechen?« meditiert der Erzähler. »Den Trost, für die Sache des Volkes verbannt zu sein, haben sie gewiß nicht mehr. Hoffen wir also, daß sie die Flucht vorbereiten ...« Roth hat Geist, seine Poesie hat Geist. Seine Vernunft wird durch ihre Brillanz, durch die lakonische Raffung unvermuteter Einsichten, durch die hurtigen, markanten Porträts, die prägnanten Szenen, die 'auf drei Seiten eine Wirkung erzielen, zu der andere Autoren dreißig Seiten brauchen, und durch häufig nur angedeutete heftigste Empfindungen zur großen Poesie.

Roth war 34 Jahre alt, als er 1928 zu Paris diesen Roman schrieb, der die Frische eines jungen Autors mit einer vorweggenommenen Altersweisheit reizend mischt. Die außerordentliche Präzision der Dialoge, ihr lyrischer Schmelz, die versteckte Ironie und der offene, erleuchtende Witz, diese malerischen Reportagen eines Meisterreporters, diese glänzenden Schilderungen aus der Zeit vor 1914, aus dem Ersten Weltkrieg, aus der russischen Revolution, aus der Wiener Etappe, aus den revolutionären Zirkeln, aus dem Spionagezentrum Zürich, aus der Welt der Schmuggler, Deserteure, Verschwörer, der Wiener Boheme und Bourgeoisie - all das gibt dem kurzen Roman eine überraschende Fülle und aphoristische Weltweite.

Roth zeichnet, malt, karikiert, schwärmt, analysiert, parodiert in diesem Buch. Er trifft und übertrifft die Wahrheit.

Kesten

Joseph Roth:

»Der stumme Prophet«

Verlag

Kiepenheuer & Witsch -Köln

288 Seiten

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