„Er könnte nebenberuflich als Subwoofer arbeiten“ stellt ein begeisterter Fan unter einem seiner YouTube-Videos fest. Eine andere Kommentatorin fragt: „Kann man sich William zum Kuscheln ausleihen?“

Unter die professionellen Kuschler ist er noch nicht gegangen, aber William Cohn macht allerlei andere Dinge: Er ist Schauspieler, Opernsänger, Autor, Synchron- und seit kurzem auch Hörbuchsprecher. Gerade erst ist das neue Hörbuch von David Hasselhoff, „Up Against the Wall“ erschienen, dessen deutsche Version Cohn spricht.

Up Against The Wall - Mission Mauerfall

Über Umwege zum Showbusiness

Auch wenn man es kaum glauben mag, so souverän, wie er vor der Kamera und dem Mikrofon auftritt – der 1957 in Kolumbien geborene Cohn ist erst recht spät zum Showbusiness gekommen.

Singen wollte er aber eigentlich schon als Kind, doch irgendwie klappte das alles nicht so ganz. Deswegen machte er etwas Solides und wurde Ingenieur. Doch mit Anfang 40 und in dem Wissen, dass es nicht wie bisher weitergehen konnte und sollte, machte Cohn eine Gesangsausbildung in München, kam bald an die ersten Aufträge und wurde im Jahr 2012 der Programmsprecher der Fernsehshow Roche & Böhmermann. Zwischendurch änderte er noch seinen Namen – geboren wurde er nämlich als Markus Kühne.

Vom Sidekick zum Publikumsliebling

Seitdem er im Neo Magazin Royale als Sidekick von Jan Böhmermann mit scheußlich-schönen Pullovern und in sonorem Bass vorgetragener Satire begeistert, gilt er gar als „Ikone der Hipster-Bewegung“. Wie es dazu kommen konnte, kann Cohn sich selbst nicht so genau erklären.

Tatsächlich weicht sein Kleidungsstil – Einstecktuch, Fliege, auf Hochglanz polierte Lederschuhe – um einiges von dem ab, was der gemeine Hipster heutzutage so trägt. Auch sein Buch „Der gute Ton von Cohn: Elegant durch alle Lebenslagen“ dürfte nicht unbedingt die Lektüre sein, die „die jungen Leute“ sich so ohne Weiteres anschaffen.

Und doch schafft es Cohn, seinen Look und seine Attitüde ohne die Arroganz rüberzubringen, die vielen Wachsjacken- und Cordhosenträgern unterstellt wird. Genauso, wie man William Cohn bedenkenlos abkauft, dass er Damen nicht ironisch mit Handkuss begrüßt, sondern ganz im Ernst.

Gentleman mit Biss

Wahrscheinlich ist es seine schonungslose Satire, die ihn beim Publikum so beliebt macht. So ist nicht nur sein Benimm-Ratgeber mit einem Augenzwinkern geschrieben. Auch seine Beiträge für das Neo Magazin Royale oder für „Der beste Tag der Welt“, ein Radioformat von 1LIVE, in dem Cohn gnadenlos tagesaktuelle Themen zerlegt, sind ebenso pointiert wie bitterböse.

Im Umgang mit seinen Mitmenschen ist er jedoch alles andere als bitterböse, sondern stets charmant und zuvorkommend. Einfach eben, weil er es mit Leib und Seele ist: „ein Gentleman, der irgendwie zeitlos ist“, wie er sich selbst beschreibt. Und noch dazu einer mit einer unverwechselbaren Stimme. Wer würde da nicht mit ihm kuscheln wollen?