Ein Notar und Anwalt für Gesellschafts- und Handelsrecht, der Psychothriller schreibt. Bei Tibor Rode passt das gut zusammen. Für den Autor mehrerer Erfolgsbücher ist das Schreiben ein kreativer Ausgleich zu seinem of sehr rationalen Alltag, wie er sagt. Eine Kostprobe davon gibt der erfolgreiche Buchautor jetzt mit seinem ersten Audible Original Hörbuch "Der Ornithologe".

Darin geht es um den Psychiater Dr. Leander Jungbluth, der sich in die Waldhütte seines Vaters zurückgezogen hat. Dort findet er Tonbänder mit Vogelstimmen, die wie Schmerzensschreie klingen. Immer tiefer dringt er ins Doppelleben seines verstorbenen Vaters ein und entfesselt seine eigenen Dämonen.

Du hast mehrere erfolgreiche Bücher geschrieben, darunter "Das Mona-Lisa-Virus" und "Das Morpheus-Gen". "Der Ornithologe" ist deine erste reine Hörbuchproduktion. Wie fühlst du dich damit?

Es fühlt sich großartig an. Es war nicht nur mein erstes Hörbuch, sondern auch die erste Geschichte, die ich nicht alleine geschrieben habe. "Der Ornithologe" entstand im Team mit Ina Wolff. Hinter diesem Pseudonym stecken meine Autorenkollegen Natalie Tielcke und Ingo Lechner.

Liest du oder hörst du lieber Bücher?

Ich höre mittlerweile mehr Bücher, als dass ich sie lese. Das hat einfach damit zu tun, dass man beim Hören nebenbei noch andere Dinge erledigen kann. Wenn ich ein Buch höre, gehe ich dabei mit meinem Hund spazieren, fahre Auto, mache den Haushalt oder Sport.

"Der Ornithologe erzählt von Einsamkeit, Vögeln, Liebe und Wahnsinn."

Der Ornithologe. Die gesamte erste Staffel

Was war anders als bei der Arbeit an einem Buch?

Wir haben uns sehr darauf konzentriert, eine gute Geschichte zu erzählen und zugleich ein Hörerlebnis zu schaffen. Es war sehr früh klar, dass spezielle 3D-Aufnahmetechniken und Soundeffekte verwendet werden würden. Die wollten wir sparsam, aber effektiv einsetzen. Deswegen musste die Geschichte nicht nur vor dem geistigen Auge eines Lesers funktionieren, sondern auch im imaginären Ohr eines Hörers.

Bist du jemand, der einen Plot erst beim Schreiben entwickelt oder machst du vorher ein ausgeklügeltes Storyboard?

In diesem Fall habe ich das Hörbuch im Team geschrieben, wie das auch bei Serienproduktionen im Fernsehen gemacht wird. Wir haben uns wochenlang zu dritt in einem Writing-Room eingeschlossen und die Geschichte gemeinsam entwickelt. Alles wurde vorab bis ins Detail geplant und ein komplettes Storyboard entworfen. Auch die Charaktere wurden von uns vorher komplett ausgearbeitet. Das hat großen Spaß gemacht und hervorragend funktioniert.

__Worum geht‘s in "Der Ornithologe"? __

Es geht um Einsamkeit, Vögel, Liebe und Wahnsinn. Und um die Frage, wie viel von unseren Eltern in uns steckt.

Das Geschehen spielt auf mehreren Erzählebenen. Dr. Leander Jungbluth, Psychiater und Sohn des Ornithologen, zweifelt immer mehr an seinem Verstand und gerät in eine grauenvolle Situation. Wie denkt man sich so etwas aus?

Wir haben versucht, neue Wege zu gehen. "Der Ornithologe" ist ein Psychothriller, in dem der Hauptprotagonist ausgerechnet Psychiater ist, und bei dem Hörer und der Protagonist nie genau wissen, woran sie sind. Die Hauptperson erlebt in unserer Geschichte eine Katharsis der umgekehrten Art. Außerdem bedienen wir uns der Erzählart des sogenannten unzuverlässigen Erzählers. Heißt, als Hörer weiß man nie so genau, ob man dem Erzähler überhaupt trauen kann. Eine unheimlich spannende Erzählform, die noch immer zu selten angewendet wird.

Warum ziehen dich Abgründe an? Du könntest auch ein nettes Wirtschaftsbuch schreiben.

Es ist weniger so, dass mich Abgründe anziehen, als dass ich den Hörer gerne an Abgründe heranführe, und manchmal auch hinein. Ein nettes Wirtschaftsbuch dürfen nette Sachbuchautoren schreiben. Manchmal lese ich so etwas auch gern. Als Thrillerautor bin ich aber dazu da, den Hörer durch eine Art moderne Geisterbahn fahren zu lassen. Und wie es auf dem Rummelplatz so ist: Hat man sie erst einmal gut überstanden, macht sich ein Glücksgefühl in einem breit, und man möchte gleich noch einmal durch.

Wie kamst du darauf, einen Vogelkundler in den Mittelpunkt zu stellen? Wie ist dein Verhältnis zu diesen Tieren?

Mit dem Fernglas auf Vogeljagd zu gehen, ist sicher ein faszinierendes Hobby. Das Hauptziel ist es, Tiere zu beobachten, die sich oft nur schwer erspähen lassen. Viele Vogelkundler führen "Life Lists", auf der sie alle bereits gesehenen Arten notieren. Vögel sind mit die beeindruckendsten Tiere auf unserem Planeten. Sie haben etwas Urzeitliches an sich und auch etwas Magisches. Da sie irgendwie immer da sind, merkt man ihre Bedeutung leider oft erst, wenn sie nicht mehr da sind. Das war bei uns im Norden bei einer der letzten Vogel-Pandemien so. Die hat unheimlich vielen Amseln das Leben gekostet. Plötzlich hörte der Gesang auf. Da merkte man erst, wie wichtig sie für unser Wohlbefinden sind. Und Vögel können fliegen, ist das nicht abgefahren? Kein Wunder, dass man Vögel und deren größten Fans, die Ornithologen, in einen Thriller packt.

Was reizt dich generell am Genre Thriller?

Spannung zu erzeugen, also einen Pageturner zu schreiben, der den Hörer geradezu dazu zwingt, immer weiter hören zu wollen, weil er wissen möchte, wie es ausgeht – das finde ich faszinierend. Und ich denke, den Hörer in die Geschichte hineinzuziehen, gelingt bei einem Krimi oder Thriller besonders gut. Vom Gruseln einmal abgesehen.

"Andere stehen in ihrer Freizeit auf dem Golf- oder Fußballplatz. Ich schreibe halt Thriller."

Hat das mit deiner Arbeit als Notar und Fachanwalt für Gesellschaft und Handelsrecht zu tun, wo es nüchtern und pragmatisch zugeht? Ist das Thriller schreiben ein Ausgleich?

Erstaunlicherweise gibt es viele Anwälte, die auch Autoren sind. John Grisham, Karsten Dusse oder Ferdinand von Schirach. Meines Erachtens kommt es sowohl im Anwaltsberuf als auch beim Bücherschreiben auf die Macht des Wortes an. Es ist erstaunlich, was man mit dem bloßen Aneinanderreihen von Worten alles bewirken kann. Sicher spielt es auch eine Rolle, dass Schreiben die kreative Gehirnhälfte bedient und der Anwaltsberuf nicht immer kreativ ist. Viele Menschen, die im Beruf sehr rational denken müssen, brauchen einen Ausgleich. Bei anderen ist es die Musik oder das Malen. Bei mir das Schreiben.

Wie gelingt es dir, neben Job und Familie raffinierte Stories zu entwickeln?

Ich sage immer, während andere auf dem Golf- oder Fußballplatz stehen, schreibe ich halt Thriller. Der Tag hat 24 Stunden, und letztlich muss man in seiner Freizeit das tun, was Spaß macht und einen erfüllt.

Würdest du irgendwann gerne nur noch Bücher schreiben?

Ich bin im Moment sehr zufrieden damit, wie es ist. Ich denke, es ist immer gut, wenn man im Leben mehrere Standbeine hat und wechselnden Tätigkeiten nachgeht. So wird es nie langweilig.

Was gefällt dir an Sascha Rotermund als Stimme von Dr. Leander Jungbluth?

Sascha Rotermund ist meines Erachtens einer der besten Sprecher für Hörbücher. Das Buch ist aus der Ich-Perspektive geschrieben. Wir brauchten einen Sprecher, dessen Stimme vom Alter und der Tonalität her zum Ich-Erzähler passt. Da war Sascha Rotermund das perfekte Match.

Was wünscht du dir, wie es den Hörern geht, wenn sie "Der Ornithologe" gehört haben?

In erster Linie wünsche ich mir, dass sie sich gut unterhalten fühlen und ein paar Stunden aus der realen Welt fliehen konnten. Die bringt derzeit genügend schlechte Nachrichten mit sich. Vermutlich muss man sich manchmal fragen, wo der Schrecken aktuell größer ist: Da draußen in der realen Welt oder im Thriller. Sollte der Leser beim Hören etwas Gänsehaut gehabt haben, wäre das auch ein schönes Kompliment.

Diese Psychothriller von Tibor Rode gibt es auch als Hörbuch:

Das Morpheus-Gen
Das Mona-Lisa-Virus
Das Rad der Ewigkeit
Das Los

Weitere Psychothriller, bei denen der Puls geht

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