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And the Prize goes to... Percival Everett gewinnt Pulitzer-Preis 2025

And the Prize goes to... Percival Everett gewinnt Pulitzer-Preis 2025

Am 5. Mai war es wieder so weit: An der New Yorker Columbia University wurden zum 109. Mal die Pulitzer-Preise vergeben, Amerikas renommierteste Auszeichnung im Bereich Journalismus und Literatur. Eine große Show gibt es beim Pulitzer nicht. Stattdessen verlas die Leiterin des Pulitzer-Komitees Marjorie Miller die Gewinnerinnen und Gewinner innerhalb einer förmlichen halben Stunde nüchtern der Reihe nach. Schluss- und Höhepunkt der Pulitzer-Verkündungszeremonie ist traditionell die Vergabe des Preises für den Bereich „Fiction“. Er zeichnet den besten amerikanischen Roman des Jahres aus. In dieser Kategorie hat in diesem Jahr Percival Everett mit James gewonnen.

Pulitzer-Preis 2025: Der Gewinner im Bereich „Fiction“

Für viele kam es nicht überraschend, dass James in diesem Jahr den Pulitzer-Preis erhielt. Erstens verbindet der Roman auf vorbildliche Weise amerikanische Literaturgeschichte mit aktuellen Debatten und Erzählformen, zweitens war es irgendwie an der Zeit, dass der 68-jährige Percival Everett den Preis bekam. Er ist einer der großen Erzähler der amerikanischen Literaturszene, einer der wichtigsten zeitgenössischen Vermittler afroamerikanischer Themen und nicht zuletzt war er schon 2021 mit Telephone für den Pulitzer nominiert, ging damals aber leer aus.

In James wagt Everett eine Neuerzählung von Mark Twains Die Abenteuer des Huckleberry Finn. Der Klassiker aus dem Jahr 1885 steht heutzutage in der Kritik, weil er rassistische Stereotypen und Begrifflichkeiten reproduziert (u. a. durch 219 Nennungen des „N-Worts“). Everett begegnet der Debatte, indem er Tom Sawyer und Huckleberry Finns Floß-Odyssee auf dem Mississippi aus Sicht ihres Schwarzen Gefährten Jim schildert.

Jim, der der Sklaverei entkommen will, ist bei Twain nur eine positive Nebenfigur. Indem Everett ihn zum Ich-Erzähler macht, gelingt es ihm, die brutale Situation der versklavten Bevölkerung in den USA des 19. Jahrhunderts zu verdeutlichen. Gleichzeitig begegnet er der Kritik am Original mit Geist und Humor. Aus der eindimensionalen Figur Jim wird bei Everett eben James, ein belesener Intellektueller, der rassistische Klischees wie Sprachfehler und mangelnde Bildung nur vorspielt, um den Weißen, die ihn und seine Community unterdrücken, keine Angriffsfläche zu bieten. So erscheinen Figur und Story in ganz neuem Licht und es entstehen ungeahnte Spannungsmomente.

Das Pulitzer-Komitee sagt über James:

„Eine gelungene Neuinterpretation von Huckleberry Finn, die Jim ermöglicht, die Absurdität rassischen Überlegenheitsdenkens zu veranschaulichen.“

Das N-Wort fällt allerdings auch bei Everett schon auf der ersten Seite. Im Interview mit der Washington Post bezeichnete der Autor die Bemühungen, den „beklagenswerten Begriff“ aus Texten über die damalige Zeit zu tilgen, als fragwürdige „Bereinigung“ der amerikanischen Geschichte. „Es ist viel besser ihn zu beizubehalten und die Leute aufzuklären als ihn zu entfernen und sie im Unwissen zu lassen“, so Everett.

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Pulitzer-Preis 2025: Weitere Nominierte im Bereich „Fiction“

Neben Percival Everett und James waren außerdem Gayl Jones für The Unicorn Woman und Rita Bullwinkel für Headshot nominiert. Die 75-jährige Jones ist in vielerlei Hinsicht ein weibliches Pendant zu Everett. Auch sie gilt als Schlüsselfigur der afroamerikanischen Literatur, und auch sie stand 2021 mit Palmares schon einmal auf der Pulitzer-Longlist. Die 36-jährige Rita Bullwinkel hingegen ist eine Newcomerin, die mit ihrem aufsehenerregenden Romandebüt – das auf Deutsch unter dem Titel Schlaglicht erschien seit Monaten für Aufsehen sorgt. Als Hörbücher sind beide Titel bisher nur im englischen Original erhältlich.

The Unicorn Woman erzählt die Geschichte des Schwarzen Soldaten Buddy Ray Guy, der aus dem Zweiten Weltkrieg in seine Heimat im amerikanischen Süden zurückkehrt. Dort erwarten ihn statt Anerkennung nur altbekannte Vorurteile. In einer Mischung aus Resignation und Alltagsflucht stürzt er sich in Fantastereien über wahre und erträumte Affären, die er im Krieg mit Europäerinnen hatte. Überstrahlt werden jedoch all die Frauen von der titelgebenen „Unicorn Woman“, die Buddy in seiner Vorstellung zur idealtypischen Lichtgestalt überhöht.

Das Pulitzer-Komitee sagt über The Unicorn Woman:

„Eine anspruchsvolle und halsbrecherische Vision des abgespaltenen Südens (...) erzählt als wilder Wirbel aus Erinnerungen und Träumen, voller literarischer Anspielungen und Witzeleien.“

In Headshot lotet Rita Bullwinkel die Biografien acht junger Frauen aus, die bei einem Boxturnier in Reno im US-Bundesstaat Nevada gegeneinander antreten. Indem die Autorin ungeschönte Beschreibungen der Wettkämpfe mit sensiblen Porträts ihrer Protagonistinnen kreuzt, bürstet sie Klischees übers Frauenboxen gegen den Strich und macht das Lesen zu einer wortwörtlich körperlichen Erfahrung.

Das Pulitzer-Komitee sagt über Headshot:

„Eine spannungsreiche Erzählung rund um den Kampf um Kontrolle über das eigene Schicksal.“

Pulitzer-Preis 2025: Auch diese Titel haben abgeräumt

Die Pulitzer Preise 2025 wurden in insgesamt 23 Sparten vergeben. Davon entfielen 15 auf Verdienste im Journalismus – von herausragenden Investigativrecherchen bis hin zu Reportagefotografie. Im Folgenden konzentrieren wir uns auf die verbleibenden acht Kategorien der Bereiche „Books, Drama & Music“. Zunächst stellen wir dir eine Auswahl von Titeln vor, die in diesem Jahr ausgezeichnet wurden und als Hörbücher erhältlich sind. Abschließend kannst du dir mit einer Liste aller Gewinnerinnen und Gewinner den Überblick verschaffen.

Pulitzer-Gewinner: Kategorie Biografie

Das Pulitzer-Komitee sagt über Every Living Thing von Jason Roberts:

„Eine großartig geschriebene Doppelbiografie über Carl Linnaeus und George-Louis de Buffon, die die Geheimnisse der Natur entschlüsselten und bis heute unsere Sicht der Welt beeinflussen.“

Pulitzer-Gewinner: Kategorie Sachbuch

Das Pulitzer-Komitee sagt über To the Success of Our Hopeless Cause von Benjamin Nathans:

„Eine meisterhaft recherchierte und erhellende Geschichte des sowjetischen Dissidententums und darüber, wie es immer wieder niedergeschlagen wurde und neu erstand.“

Pulitzer-Gewinnerinnen: Kategorie Geschichte

In der Kategorie Geschichte wurden in diesem Jahr gleich zwei der drei nominierten Titeln ausgezeichnet.

Das Pulitzer-Komitee sagt über Combee von Edda L. Fields-Black:

„Eine vielschichtige und umfassende Dokumentation über einen Sklavenaufstand, der an einem einzigen Tag 756 versklavten Menschen die Freiheit brachte.“

Über Native Nations von Kathleen DuVal sagt das Pulitzer-Komitee:

„Ein tausend Jahre umspannendes Panoramaporträt der Nationen und Gemeinschaften amerikanischer Urvölker, und ein lebendiger wie zugänglicher Bericht über deren Beständigkeit, Innovationen und Verdienste.“

Pulitzer-Gewinner „Books, Drama & Music“: Die Gesamtübersicht

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