“Noir” ist Französisch und bedeutet “schwarz”. In der Filmkritik wurden damit ursprünglich US-Filme - vor allem aus dem - bezeichnet, die grimmig, zynisch und von einer pessimistischen Weltanschauung geprägt waren. Dreckig ging es zu, und diese düstere Zeichnung übernahmen auch andere Film- und immer mehr auch Literaturgenres. Romane bekamen einen “Noir”-Anstrich.
Science Fiction wurde pessimistisch (, ), Krimis gerade hielten sich in Sachen deprimierender Stimmung auch nicht mehr zurück - und irgendwann entdeckten die “Noir”-Schreiber das amerikanische Hinterland als Spielwiese für bittersten Fatalismus.
Country Noir: Das sind die Ursprünge
Erste Spuren dieser Gattung finden sich schon im sogenannten , einer Südstaaten-Variante des Schauerromans. Schon oder pflanzten ihre Figuren in einsame Gegenden und in Geschichten vom Untergang. Chancenlose Helden stemmten sich müde gegen ein vorprogrammiertes Schicksal.
Als tatsächliche Begründer des Genres gelten allerdings Autoren wie und , deren gescheiterte Helden fernab der großen Städte ihr Leben fristen, in den Bergen Missouris oder in dünn besiedelten Gegenden von Ohio oder Indiana.
Woodrell ist uns hierzulande vor allem bekannt durch die Verfilmung seines Romans aus dem Jahr 2010 mit einer jungen, fantastischen Jennifer Lawrence () in der Hauptrolle als Siebzehnjährige, die in den Ozarks über die Runden zu kommen versucht. Pollocks von 2011 wurde gerade und verfolgt eine Handvoll desillusionierter Charaktere vom zweiten Weltkrieg bis in die sechziger Jahre.
Der dunkle Country-Roman: Die armselige Seite Amerikas
Das Dasein, das Country Noir Autoren beschreiben, hat nichts mit ländlicher Romantik zu tun - im Gegenteil: In kargen Landschaften, auf heruntergekommenen Farmen oder in von Crystal Meth verseuchten Siedlungen erzählen die Autoren in harter, nichts beschönigender Sprache von den Versagern und Vergessenen der amerikanischen Gesellschaft.
Kaputte Kriegsveteranen, Schulabbrecher, Alkoholiker, “White Trash” sind so weit von der Erfüllung des amerikanischen Traum entfernt, wie man sich das nur vorstellen kann. Von regelmäßigem Einkommen können diese Menschen nur träumen, und die Perspektivlosigkeit fördert Gewalt, Wahnsinn und Kriminalität. Von Hoffnung gibt es keine Spur, und der moralische Kompass zerbricht an der vorgegebenen Ausweglosigkeit, in die das Ensemble eines Country Noir-Romans oft schon hineingeboren wird um irgendwann auch genau dort, am Ort der vorbestimmten Verzweiflung, wieder zu sterben - manchmal mit einem Gewehr im Mund.
Eine weitere Variante des Country-Noir-Protagonisten setzt sich ins Auto und begibt sich auf einen , bei dem von Beginn an klar ist, dass dieser kein gutes Ende nehmen wird. Ein Ziel gibt es selten, und der Tod sitzt oft schon auf dem Beifahrersitz. Mal ist es auch umgekehrt: Fremde dringen in eine eingeschworene White Trash Gemeinde ein und bringen die Machtverhältnisse aus der Balance. Oft setzt ein Akt der Gewalt eine Eskalationsspirale in Gang, die nicht mehr aufzuhalten ist. Dann wird es blutig und hässlicher als je zuvor.