Sandra Conti ist seit dem Erwachen ihrer Sexualität bekennende und praktizierende bisexuelle Fetischistin und S/M-lerin mit einem großen Interesse an allen Randbereichen der Erotik, insbesondere Feminisierung und Transsexualität.
Von Sandra Conti sind bisher zwei größere Werke bei KIndle erschienen, die Martina-Trilogie, eine Femdom/Trans-Geschichte sowie die Helen-Familiensaga, die Femdom und FLR zum Thema hat - neben vielen anderen fetischistischen Aspekten. Darüber hinaus sind erhältlich der Latexbondageroman "caoutchouc", ein weiterer FLR-Roman, basierend auf der wahren Geschichte eines jungen Paares, "Sie bestimmt wo es langgeht" sowie die Fantasiestory "Gerechtigkeit für Tara", ein Versuch in Maledom/Femsub. Der Roman "Kirschblüte" führt ein neues, submissives Paar ein und ist in mehreren Fortsetzungen geplant.
Weitere Bücher zu den Themen Transsexualität, Latex, Cuckolding und Keuschhaltung sind in Arbeit und werden nach und nach, je nach Fertigstellung, publiziert.
Contis Werke fügen Erlebtes, Gesehenes, Gehörtes und Erfundenes aus dem weiten Bereich des Fetischismus und des Sadomasochismus zusammen zu flüssigen Erzählungen mit wahrhaftigen Charakteren.
In ihrem bürgerlichen Leben ist Sandra Conti Publizistin, Übersetzerin sowie Kommunikationsberaterin und lebt seit 2013 in einer D/s-Beziehung mit ihrem 24/7-sub tief im Westen der Republik.
Anlässlich ihres 10. Romans hier ein kleines Interview mit Sandra Conti, das Einblicke in ihr Leben und ihr Schreiben gibt. Tammy Taupe hat das Gespräch geführt.
Liebe Sandra, wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Ich bin mit Literatur, mit Büchern, aufgewachsen, ich habe auf dem Gymnasium alle verfügbaren Sprachen (und ihre Literaturgeschichten) gewählt. Mein Studium dann: Übersetzerin, an einer deutschen und einer englischen Universität. Du siehst, mein Leben ist seit den frühesten Tagen mit Literatur ausgestattet gewesen, auch wenn ich heute nur noch sporadisch in meinem erlernten Beruf arbeite. Ich habe geschrieben, seit ich sechzehn war - nein, früher schon: in der Grundschule habe ich für meine Klasse ein kleines Theaterstück geschrieben. Ein paar Bücher, Ratgeber, sind unter meinem bürgerlichen Namen veröffentlicht. Und dann kam ganz plötzlich der Trieb, erotische Literatur zu schreiben über die Themen, die mein Leben begleitet und meist auch für mich persönlich eine besondere Rolle gespielt haben - manche durchgehend, andere in bestimmten Abschnitten, mit bestimmten Menschen. Und daran bin ich hängen geblieben - und es macht mir nach wie vor großen Spaß, zu schreiben!
Was hat Sie in den Fetischbereich verschlagen?
Wahrscheinlich ein Schlüsselerlebnis: meine Mutter hatte in ihrem Schrank ganz hinten einen schwarzen Ledermantel hängen, den sie Ende der 60-er Jahre gekauft haben muss und den sie nicht mehr benutzte. Nun habe ich gerade in diesem Teil ihres Schrankes nach unbenutzten Kleidern gesucht, mit denen ich "erwachsen" spielen konnte (nebst Schuhen natürlich) und bin auf diesen Mantel gestoßen. Bald schon ist er aus ihrem Schrank in eine geheime Ecke meines eigenen Schranks in meinem Kinderzimmer gewandert, wo er einige Jahre lang regelmäßig an diesen verlorenen Samstagnachmittagen zu sehr geheimen Modenschauen in meinem Zimmer genutzt wurde... Und etwas später mit dem Erwachen meiner sexuellen Lust auch für etwas handfestere Dinge... Ich glaube, dieser Mantel hat einen Teil meiner späteren Sexualität bestimmt. Einen großen Teil.
Vielleicht sollte ich aber auch die kleinen Spiele, die ich mit meiner besten Freundin auf dem Dachboden ihrer Mietskaserne veranstaltet habe, erwähnen: Indianerspiele, die sich im Wesentlichen auf den Marterpfahl beschränkt haben und an denen gelegentlich auch ein netter Junge aus meiner Klasse teilgenommen hat. Als Marterpfahl diente eine der dicken Holzstützen des Dachs, Wäscheleine war en masse verfügbar (im Winter hing hier die Wäsche aller Parteien des Hauses) - was brauchten wir mehr? Wir müssen damals alle drei so etwa 10 gewesen sein. Und ich habe damals noch ebenso oft am Pfahl gestanden, wie ich ungefesselt am imaginären Lagerfeuer gelungert und mit dem Jungen über das weitere Vorgehen mit der "gefangenen Squaw" diskutiert habe. Wichtig war jedenfalls fesseln und gefesselt werden - der Junge war übrigens nie das Opfer. Überhaupt gab es zwischen meiner Freundin und mir eine große Konkurrenz, wer "Opfer" sein durfte. Nichts davon ist jemals wieder zur Sprache gekommen, ich habe meine beiden Partner aus den Augen verloren.
Was fasziniert Sie an Fetischen? Haben oder leben Sie selbst einen aus?
Fetisch - ein sehr weites Feld!
Natürlich finden sich viele der Dinge, die mich anregen, in dem Bereich, den man gemeinhin "Fetisch" nennt. Leder, Latex und High Heels (oder einfacher: schöne Schuhe) spielen eine wichtige Rolle in meinem Alltag wie in meinem erotischen Leben (wobei es mir oft schwer fällt, Leben und Erotik zu trennen...). Materialfetische erotisieren meinen Alltag ebenso sehr, wie die 24/7-Beziehung zu meinem devoten Partner.
Ich habe periodenweise mehr oder weniger stark in einem fetischistischen Bereich gelebt, habe manchmal über Wochen fast ausschließlich Latex getragen und in einem Latexbett geschlafen. Dann wieder ist dieser Fetisch etwas in den Hintergrund getreten zugunsten eines anderen... oder einfach nur zugunsten von Seide, Leinen und Wolle.
Vielleicht könnte ich es so rum auf den Punkt bringen: ich habe so viele Fetische, dass ich keinem von ihnen eine Exklusivität einräumen kann. Ich habe mich tatsächlich zu Zeiten als "Fetischistin von nahezu allem" bezeichnet.
Schöne, gepflegte Haut zum Beispiel gehört zu meinen Fetischen. Oder Körperteile, Hände oder Füße. Ich gestehe sogar einen bisher sehr geheim gehaltenen Fetisch für Schlüsselbeinpartien... Ja, ich habe neben allen anderen auch einen Schlüsselbeinfetisch!
Und ich kann aus heiterem Himmel einem bestimmten Duft an einem Mann verfallen... oder an einer Frau.
Fetische - ein unendlich weites Feld! Und mittendrin Sandra.
Wie hat das Auseinandersetzen mit den vielen unterschiedlichen Fetischbereichen Ihren Blick darauf und vielleicht sogar Ihre eigenen Vorlieben beeinflusst?
Hm... Das kann ich nicht direkt beantworten: es fließt so vieles ineinander, es vermischt sich so vieles... Sicher ist, dass ich durch das Schreiben (und meine dadurch geweckte natürliche Neugier) in Bereiche vorgedrungen bin, die mich früher nicht interessiert haben. Manchmal habe ich mir Elemente dieser Bereiche zu eigen gemacht und praktiziere sie jetzt selbst. Anderes habe ich wieder beiseitegelegt.
Ich war ja mein ganzes Leben immer neugierig auf das, was andere getrieben haben. Es gibt in mir eine kleine Voyeurin, glaube ich. Einer wunderbaren Session zuzusehen, kann mich fast ebenso beseelen, wie diese Session selbst führen zu dürfen. Und ich interessiere mich auch brennend für die Geschichten, die andere über ihr BDSM, über ihren Fetisch, über ihr Paarleben zu erzählen haben, schon seit sehr langem.
Was ich sicher sagen kann ist, dass ich für alle Fetische, für alle Spielarten Verständnis habe, solange sie im gegenseitigen Einverständnis und im Rahmen des Gesetzbuchs geschehen – auch wenn sie für mich nicht infrage kommen. Durch diese offene, tolerante Haltung habe ich in den Jahren oft Zugang zu Menschen gefunden, die irrsinnig spannende Geschichten zu erzählen hatten – und manchmal auch unglaublich traurige, besonders im Bereich der Transmenschen und der stark devot Veranlagten, Geschichten von Zurückweisungen und Ausgenutztwerden, Geschichten von Unverständnis.
Es gibt, glaube ich, nichts Schlimmeres, als wegen seiner erotischen Veranlagung oder seines Wunsches nach einem anderen Geschlecht verstoßen zu werden.
Also: ich kann nicht festmachen, was mich genau wie beeinflusst hat. Es ist aber sicher, dass mich der Kontakt mit so vielen verschiedenen Spielarten und Menschen beeinflusst hat.
Ich habe häufig das Gefühl, was ich in Ihren Romanen lese, könnte sich in der Wohnung nebenan wirklich so oder so ähnlich abspielen: Was ist bei Ihnen Auslöser für einen Romanstoff und wie gelingt es Ihnen so detailreiche und realitätsnahe Charaktere zu erschaffen?
Das nehme ich erstmal als das vielleicht größte Kompliment, das man mir machen kann. Ich lege großen, größten Wert auf die Glaubwürdigkeit meiner Figuren. Was mich nicht interessiert, ist die Aneinanderreihung von fetischistischen Klischees und völlig unrealistischen Szenarien, die vielleicht die eine oder andere Extremphantasie ankurbeln können, aber letztlich keinen wirklichen Lesegenuss bereiten – mir zumindest nicht. Der Leser muss jederzeit den Eindruck haben, dass das, was er liest wirklich so geschehen könnte.
Viele Situationen, die ich beschreibe, kommen ja von realen Erlebnissen oder Beobachtungen her. Manche bleiben so, wie ich sie Erinnerung habe, andere verschärfe ich etwas. Mit Absicht unterscheide ich zwischen weißen und schwarzen Büchern. Was in der weißen Reihe steht, ist so abgelaufen. Was in der schwarzen Reihe steht, ist ein reines Phantasieprodukt. In allen anderen Büchern mischen sich Wirklichkeit und Fiktion.
Etwas Grundsätzliches zu den Figuren, das vielleicht erklärt, warum ich so schreibe, wie ich es tue. Ich bin der Überzeugung, dass in jeder Gummipuppe, in jedem Totalsklaven ein Mensch steckt mit ganz normalen Reflexen, Gedanken und Bedürfnissen. Mit einer Biographie. Mit Gefühlen, die nicht nur aus Dauergeilheit bestehen, sondern auch aus Freude, Trauer, Zweifel, Verzweiflung, Erschöpfung. Ich nehme mir die Zeit, das alles zumindest mit zu berücksichtigen.
Um den ersten Teil der Frage zu beantworten: Die Stoffe finde ich, ohne sie zu suchen. Die Welt des S/M, des Fetischismus und der Menschen, die sich darin tummeln, ist so vielfältig, dass Stories mir einfach zufallen. Natürlich dauert es dann etwas, bis ich das Personal zusammengestellt und ein kleines Storyboard skizziert habe... das sich im Lauf der Erzählung oft verändert, weil die Figuren mich manchmal selbst überraschen. Sie haben nämlich auch ein Eigenleben, es ist wie in einer Session: ich nehme mir ein Szenario vor, doch muss die Rechnung immer auch mit dem oder der Sub gemacht werden: wie antwortet er mir? Wie reagiert er? Wieweit kann er sich in diesem speziellen Moment öffnen? Wie offen und inspiriert bin ich selbst? Was geschieht während der Session mit mir selbst? Und puff, kann das ursprüngliche Szenario hinfällig sein.
Wo schreiben Sie Ihre Romane und wie darf ich mir das konkret vorstellen?
Ich schreibe den größten Teil meiner Romane an meinem Arbeitstisch, mit Blick in den Garten – dort erledige ich überhaupt den größten Teil meiner Schreibarbeiten. Da ich allerdings viel unterwegs bin, entstehen auch viele Seiten in Hotelzimmern, in kleinen möblierten Wohnungen, auf Flughäfen und in Zügen.
Sehr selten kommt es vor, dass ich mich speziell kleide beim Schreiben – aber es kommt vor. Es kann sein, dass ich für bestimmte Szenen Outfits trage, die in den Szenen vorkommen. Und es kommt sogar schon mal vor, dass ich mir selbst einen bestimmten Knebel oder ein bestimmtes Halsband anlege, um das Tragegefühl am eigenen Körper zu spüren, während oder bevor ich schreibe. Einmal habe ich mich sogar auf eine bestimmte Weise fesseln lassen – meine sub-Erfahrungen liegen schon so lange zurück und sind mir heute so fern, dass ich mich an manches nur noch verschwommen erinnere.
Sie haben vorhin Ihre 24/7-Beziehung zu Ihrem devoten Partner angesprochen. War die schon einmal Stoff für einen Ihrer Romane oder wird sie das vielleicht in Zukunft einmal sein?
Elemente unserer nunmehr fast sieben Jahre dauernden Beziehung sind eingeflossen, ganz klar, aber eigentliches Thema war die Beziehung zu meinem Partner noch nicht. Noch: ich schreibe, neben anderen Themen, an einer Art Autobiographie, die vorrangig das beschreibt, was seit diesem Sommer bei uns geschieht. Ein absolut „Weißes“ Buch, ohne Zusätze. Wie du weißt, lebt mein Partner seit einigen Monaten dauerhaft in seiner weiblichen Identität bei mir (Die er natürlich wieder aufgibt, wenn er berufsbedingt in Kontakt mit der Außenwelt treten muss). Ich sage bewusst „Kontakt mit der Außenwelt“, weil ich unseren Lebensbereich eingeschränkt habe und mit dem, was er außerhalb unserer Beziehung machen muss, nichts mehr zu tun haben möchte, ebenso wenig wie mit seiner männlichen Identität. Das klingt jetzt sehr hart, ist es vielleicht auch, aber ich möchte betonen, dass alles in gegenseitigem Einvernehmen geschieht! In meinen Augen ist es vor allem konsequent und nach einem für mich sehr unschönen Erlebnis mit ihm der Weg in eine gemeinsame Zukunft. Der einzige Weg, den ich mit ihm – jetzt ihr – gehen möchte. Übrigens ist die weibliche Identität nichts Neues, ich habe sie nicht neu erfunden, sie war immer schon Bestandteil der Identität meines Subs.
Also, ja, es ist damit zu rechnen, dass dieser Bericht, diese Art Tagebuch, in der auch die Rede ist von meinem eigenen Scheitern, von meinen eigenen Fehlern, erscheinen wird. Da es sich nicht um einen geplanten Roman handelt, möchte ich kein Datum in Aussicht stellen. Vielleicht schreibe ich ein ganzes Jahr daran. Wer weiß, wohin mich die Selbstbetrachtung und vor allem unsere Entwicklung hinführen wird und was davon ich berichten möchte?
Wo du weitere Werke ansprichst: ich arbeite bereits an der Fortsetzung von „Kirschblüte“ und komme gut voran. Dann liegen da auch noch Entwürfe zu einem sanfteren Trans-Roman, einer Phantasiegeschichte, die weitgehend ohne S/M auskommen wird – eine richtig romantische Geschichte. Die reinen Trans-Bücher sind in letzter Zeit etwas kurz gekommen, fällt mir auf. Allerdings neige ich ohnehin dazu, Fetische und Situationen zu vermischen. Transgender taucht in fast allen meinen Büchern irgendwo auf, auch in „Kirschblüte“, wo das ursprünglich gar nicht geplant war. Ich mag halt nicht Bücher schreiben, die sich nur auf ein Thema beziehen, mit dem eine spezielle Klientel gelockt wird. So ist mein Leben nicht, also können auch meine Bücher nicht so sein. Übrigens: ich habe noch ein halbfertiges Werk zum Thema „Cuckolding“, in dem Transsexualität auch vorkommt, ein rein „Weißes“ Buch mit einem viele Jahre zurückliegenden Erlebnis. Cuckolding – noch so eine Kiste, die mich fasziniert...
In Ihren Werken zieren fast immer High Heels die Füße Ihrer Romanfiguren. Wie darf ich mir Sie draußen und drinnen beschuht vorstellen, besitzen Sie überhaupt flache Schuhe?
Ja, ich besitze flache Schuhe! Ich habe ein Paar Sportschuhe, ein Paar Fahrradschuhe, ein Paar Langlaufschuhe... und irgendwo müssen auch noch Filzpantoffel liegen.
Ansonsten trage ich immer Absätze, grundsätzlich, auch bei Schneefall und Eisglätte. Allerdings sind diese Heels unterschiedlich hoch: von bequemen neun Zentimetern bis zu eleganten, sehr schlanken dreizehn Zentimetern: das ist die "Reichweite" meines alltäglichen Schuhwerks ohne Plateausohlen. Mit Plateaus bis zu fünf Zentimetern dementsprechend höhere Absätze bis 17, 18 Zentimeter. Dann gibt es noch ein Paar extremere Heels, die allerdings eher der Privatsphäre vorbehalten bleiben. Und ja, ich kann recht ordentlich auf Balletts laufen - auch, wenn ich die nicht mehr oft trage.
Winterstiefel können bei mir durchaus zwölf Zentimeter hohe Absätze haben - dickere Absätze eben wegen der Standfestigkeit auf unsicherem Untergrund.
Man könnte sagen, dass ich im Prinzip die Schuhe meiner (weiblichen oder weiblich gemachten) Figuren auch selbst trage.
Und es stimmt auch, dass du mich weder zuhause noch in der Öffentlichkeit auf flachen Schuhen sehen wirst. Punkt. Das ist eine Prinzipienfrage. Solange es meine Füße erlauben, wird es eine Prinzipienfrage bleiben.
Mit dieser Frage hast du auch meinen wohl stärksten und dauerhaftesten Fetisch getroffen - High Heels.
Vielen Dank für das Interview!
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