Das Kainszeichen - Geschichte einer Vergewaltigung Titelbild

Das Kainszeichen - Geschichte einer Vergewaltigung

Das Kainszeichen - Geschichte einer Vergewaltigung

Von: Carl E. Ricé
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Über diesen Titel

TRIGGERWARNUNG: Das Hören dieses Hörbuchs kann bei Menschen, die Opfer sexueller Gewalt wurden oder im sozialen respektive familiären Umfeld damit konfrontiert waren, Erinnerungen hervorrufen, die lange verdrängt wurden. Wenn das Hörbuch bei Ihnen psychische Reaktionen auslöst, die Sie überfordern, suchen Sie bitte umgehend professionelle Hilfe auf. Autor und Mitwirkende übernehmen keine Haftung für Folgen, die aus dem Anhören dieses Hörbuchs resultieren. „Das Kainszeichen“ von Carl E. Ricé ist ein literarisch-dramatisches Kunstwerk, konzipiert für die Aufführung durch den Verfasser selbst in Form einer Erzählperformance. Dieser „Geschichte einer Vergewaltigung“ liegen reale Missbrauchserfahrungen des Autors zugrunde. Auch seine Hauptfigur – die im Text sowohl in der Ich-Form als auch unter dem Namen Pierre auftritt – erleidet verschiedene Formen des Missbrauchs: psychischer Missbrauch durch die Mutter, häusliche Gewalt seitens des Stiefvaters und sexueller Missbrauch durch einen älteren Nachbarsjungen (der sich später als uneheliches Kind des Stiefvaters herausstellen sollte). Auch die mangelnde Unterstützung durch Schule und Sozialbehörden sowie die aus der Traumatisierung resultierenden Drogen- und Prostitutionserfahrungen sind Themen der Erzählung. Es handelt sich um die Geschichte einer Traumatisierung, die ein ganzes Leben lang ihre Folgeverletzungen erzeugt und relativ empfindlich macht. „Das Kainszeichen“ greift all diese Aspekte einer Missbrauchsbiografie auf. Deshalb kann man den Text als „erweitertes Soziogramm“ einer Missbrauchsfamilie in literarischer Form bezeichnen. Die Dramaturgie des Textes bildet jedoch keine linear-chronologische Erzählung. Stattdessen werfen einzelne, sprachlich verdichtete Szenen Schlaglichter auf die Erfahrungen des Protagonisten. Aufgrund dieser Struktur können einzelne Szenen leicht herausgegriffen werden und beispielsweise als Impulse zum Einstieg in Gesprächsgruppen genutzt werden. Die nachfolgende kommentierte Inhaltsübersicht dient dazu, die einzelnen Szenen des Hörbuchs schnell bestimmten Themenkomplexen zuordnen zu können. Überschriften in Klammern (auf der CD-Hülle kursiv gesetzt) markieren dabei Szenen, die dem traumartigen Erzählstrang zuzuordnen sind. Überschriften ohne Klammern (auf der CD-Hülle gerade gesetzt) markieren den konkret-realistischen Erzählstrang. In der Biografie des Autors überschneiden sich also Erfahrungen von psychischer Gewalt und emotionaler Vernachlässigung, von nicht sexualisierter häuslicher Gewalt und von sexuellem Missbrauch. Mit einzelnen Szenen aus dem Text können aber diese drei Themenkomplexe auch einzeln bearbeitet werden. Bei Szenen, die eindeutig einem der beiden Themenbereiche zugeordnet werden können, ist dies mit einem entsprechenden Schlagwort neben der Überschrift vermerkt. Jedes System baut sich seiner eigenen Logik folgend auf. In diesem familiären System überlagern sich mehrere Formen von Missbrauch und verstärken sich in ihrer traumatischen Wirkung gegenseitig, wie mehrere Windhosen sich zum Orkan verstärken. Der auf das Kind projizierte Hass der Mutter auf den Kindsvater; das Aufgenommen-, aber nicht Angenommenwerden des Kindes in der Stieffamilie, die es bei allem, was es tut, abwertet; die Erwachsenen, die sich ihrer Brutalität gegenüber dem Kind nicht bewusst, aber sehr sicher sind – diese Voraussetzungen machen das Kind anfällig für den sexuellen Missbrauch durch einen Täter, der selbst zum erweiterten familiären System gehört. Es mag ein extremer Fall sein, aber er ist so passiert. Damit zeigt er auf, dass so etwas möglich ist – und unterstreicht nachdrücklich, wie wichtig Prävention ist.Carl E. Ricé Sozialwissenschaften Wissenschaft
  • Episode 33: In memoriam Wolfgang
    Apr 20 2025

    Dieser Epilog in Gedichtform ist dem Schriftsteller Wolfgang Borchert gewidmet und hat genau dadurch eine programmatische Funktion für „Das Kainszeichen“. Auf Borchert bezieht sich der Autor als literarischen Wahlverwandten, als „großen Bruder“. Der aus Hamburg stammende Wolfgang Borchert (1921-1947) starb 1947, also in dem Jahr, in dem der Autor in Hamburg geboren wurde. Der Grund für Borcherts frühen Tod waren seine Kriegsverletzungen, Thema seines Werkes sind vor allem die Zerstörungen, die der Krieg als umfassende Gewalterfahrung auch in den Menschen anrichtet. In „Das Kainszeichen“ erscheint die Gesellschaft als ähnlich umfassende Gewaltstruktur, etwa in Episode 24. Der Stiefvater in „Das Kainszeichen“ ist jener von Krieg und Gewalt geprägten Generation zuzurechnen. Die Erfahrungen mit Vergewaltigung und Prostitution beschreibt das Gedicht als den „Krieg der Straße“. Wie Borchert den Zweiten Weltkrieg überlebte (oder eben gerade nicht, weil er an dessen Folgen starb), so ist der Erzähler von „Das Kainszeichen“ ein Überlebender der strukturelle Gewalt unserer Gesellschaft in einem extremen Fall, wie es auch der Arzt in der vorhergehenden Episode 32 formuliert hat. Als literarisches Vorbild hat es Borchert auch dem Autor von „Das Kainszeichen“ ermöglicht, über seine Gewalterfahrungen zu sprechen. Die Tabuisierung der vielfach in der Gesellschaft vorhandenen Gewaltstrukturen aufzubrechen, den Opfern zuzuhören, erscheint als Voraussetzung, um diesen Strukturen entgegenzuwirken.

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    2 Min.
  • Episode 32: Pierre saß dem Arzt gegenüber
    Apr 20 2025

    Diese Episode bildet zusammen mit Episode 1 die Klammer um den gesamten Text. Pierre sitzt in der Einrichtung mit den 30 Betten dem Arzt gegenüber und beendet seinen Lebensbericht, der dem Arzt die Tränen in die Augen getrieben hat. Der Arzt weist darauf hin, dass Pierre durch eine Überdosis Drogen oder Suizid schon längst tot sein könnte, Pierre also ein Überlebender ist.

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    1 Min.
  • Episode 31: (Wieder wacht er auf)
    Apr 20 2025

    Hier auf der Meta-Ebene befindet sich Pierre nach dem Aufwachen in dem Dorf aus Episode 3. Die Häuser lösen sich in wurm- und schlangenartige Formen auf, die ihn in die Mitte des Dorfes treiben, wo das Kreuz mit den Namen aller Heiligen steht. Dort auf dem Dorfplatz ist eine Grube voller Schlangen wie Penisse. Neben der Schlangengrube steht seine Mutter, die auch einen endlos langen Schlangenpenis hat, der auf Pierre zukriecht, ihm um den Hals fasst und ihn würgt. Bevor er das Bewusstsein verliert, merkt Pierre, wie er in die Schlangenpenisgrube fällt. In Episode 10 hatte bereits das Kind auf seiner Zeichnung den Penis des Vergewaltigers und den Prügelriemen des Stiefvaters in ein schlangenartiges Bild gebracht.

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    2 Min.

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