Scarlet

Ein Mädchen mit einem roten Hoodie, eine verschwundene Großmutter, ein Straßenkämpfer namens Wolf - und eine Alien-Prinzessin, die mit einem selbstverliebten Raumschiff-Dieb aus dem Gefängnis flieht - die Lunar Chronicles gehen weiter (Achtung, Spoiler!):

Nach der Eskalation auf dem Ball des Prinzen wurde Cinder ins Gefängnis von New Bejing geworfen. Levanna, die Königin von Lunar, verlangt ihre Auslieferung. Was sie nicht ahnt: Cinder ist in Wirklichkeit ihre Nichte Selene, die wahre Thronerbin von Luna, die vor Jahren das Attentat auf ihre Familie überlebt hat und auf der Erde versteckt wurde. Cinder kennt erst seit kurzem ihre eigentliche Identität und weiß, sie muss dem Gefängnis entkommen, ehe der Kaiser sie an Levanna übergibt. Gemeinsam mit dem draufgängerischen Mitgefangenen Caswell Thornton flieht sie aus den kaiserlichen Verließen zu seinem Raumschiff. Sie überzeugt ihn, mit ihr nach einer Frau zu suchen, die ihr mehr über ihre eigene Vergangenheit verraten könnte: Michelle Benoit aus Frankreich.

Dass Benoit seit kurzem spurlos verschwunden ist, weiß Cinder nicht. Die Polizei hat die Suche nach ihr bereits aufgegeben und glaubt an Selbstmord. Eine Meinung, die Michelles Enkelin Scarlet nicht teilt. Sie ist davon überzeugt, dass ihre Großmutter Opfer eines Verbrechens wurde, auch wenn sie keine Ahnung hat, wer an ihr interessiert sein könnte – und warum.

Mit Scarlet:The Lunar Chronicles setzt Marissa Meyer ihre auf vier Teile angelegte Science Fiction meets Fairy Tale-Saga fort. Obwohl Cinder und ihr Storystrang fortgeführt werden, führt die Autorin mit Scarlet eine weitere Heldin ein. Sie ist eine junge Französin, die gemeinsam mit ihrer Großmutter auf einem Bauernhof lebt, bis diese spurlos verschwindet. Da Scarlet ein echter Heißsporn ist, stürzt sie sich schnell kopflos in eine bedrohliche Suche. Denn Scarlets Großmutter hütet ein gefährliches Geheimnis - ebenso wie Scarlets mysteriöser Weggefährte Wolf. Zu Aschenputtel gesellt sich also Rotkäppchen, somit wiederholt Marissa Meyer das Kunststück des ersten Bandes:

All die ikonischen Momente der Märchenvorlage sind in Scarlet:The Lunar Chronicles vorhanden, wenn auch teils in stark verfremdeter Form: Scarlets Reise durch den Wald abseits des Weges; das Aufeinandertreffen von Wolf und Jäger (clever gelungen: Hunter ist der Name eines anderen Straßenkämpfers, mit dem Wolf sich anlegt) sowie die Szene, in der Rotkäppchen glaubt, ihre Großmutter vor sich zu haben, aber durch einen Verräter getäuscht wird - all diese Momente spielen auch in Scarlet eine Rolle.

So rund die Geschichte um Scarlet aber auch gelungen ist, so kann sie dennoch nicht mit der Geschichte um Cinder und Caswell mithalten. Das liegt vor allem an der wunderbaren Figurendynamik der beiden, Caswells Selbstgefälligkeit und Cinders Hang zum Sarkasmus. Erst, als der Hörer erfährt, wie Scarlets und Cinders Schicksale miteinander verwoben sind, wird es auch in Scarlets Strang wesentlich interessanter.

Sehr gelungen gerät allerdings in beiden Handlungsbögen die Leistung der Hörbuch-Sprecherin Rebecca Soler: Sie trifft sowohl die sarkastische/zynische Art Cinders als auch den Ton der hitzköpfigen Scarlet und überzeugt nicht nur in humorvollen, sondern auch in emotionalen Momenten. Eine klasse Leistung. Die elfeinhalb Stunden Hörbuch machen Spaß!

Trotz einiger kleiner Schwachpunkte ist Scarlet eine sehr gelungene Fortsetzung von Cinder, die viel Lust macht auf Cress, den dritten Teil der Reihe, der für 2014 angekündigt ist. Hier geht's zum ungekürzten Hörbuch von Scarlet: The Lunar Chronicles.

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