Das Geheimnis der Frauen - alles über den weiblichen Orgasmus Hörbuch

Das Geheimnis der Frauen

Zugegeben: In Vorbereitung auf das Interview habe ich dann das Buch gelesen und den heißen Inhalt sofort in unauffällig grauem Zeitungspapier versteckt. Wer möchte schon in der Bahn oder im Park mit so einem Titel gesehen werden? Interessant war es dann aber trotzdem. Ich habe einiges gelernt. Und Irina auch... aber lest selbst!

Hörbücher-Blog: Pausen sind manchmal wichtiger als das Gesagte: beim Sex, beim Hörbuchsprechen, aber auch im Interview. Beginnen wir also nicht mit Sex and the City...

…du bist den Hörerinnen und Hörern bei Audible vor allem durch die Hörbücher von Kerstin Gier, Kim Schneyder oder Sophie Andresky bekannt. Du hast aber auch schon selbst Geschichten geschrieben und vertont. Welche Unterschiede gab es für dich beim Einsprechen von Das Geheimnis der Frauen – alles über den weiblichen Orgasmus, einem Sachbuch?

Irina von Bentheim: Das ist eine ganz andere Art der Vorbereitung. Wenn ich eine fiktive Geschichte einspreche, bekommt jede Figur eine eigene Stimmfarbe. Ich bewundere Vorleser wie Rufus Beck, die so mühelos in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfen. Rufus Beck braucht ja nur Luft zu holen und man weiß sofort, wen er gleich sprechen wird. Das ist eine ganz andere Vorbereitung als bei einem Sachbuch.

Hörbücher-Blog: Für wen könnte Brunes und Ferrouls Buch interessant sein?

Irina von Bentheim: Es ist kein Buch, welches nur für Frauen geschrieben ist. Männer können ja auch eine ganze Menge in Erfahrung bringen. Nur eines ist klar: Das Buch ist nicht erotisch. Es hat Humor an manchen Stellen, ist aber doch wissenschaftlich.

Hörbücher-Blog: Viele Hörbücher werden ja gemeinsam im Auto gehört…

Irina von Bentheim: Könnte man empfehlen. Für Paare auf der nächsten Fahrt in den Urlaub. Vielleicht ist es durch solche Bücher manchmal auch leichter, zu sagen, was mit einem los ist. Ich erinnere mich an Zeiten, in denen ich wirklich überlegt habe: „Wie sag ich’s ihm?“. Es gibt ja diese Situation: Du liebst deinen Partner, du findest ihn anziehend, aber der Sex funktioniert nicht. Warum? Das kann man nur durch Reden verändern. Auch ein Quentchen Humor kann nicht schaden...

Hörbücher-Blog: Sex bedeutet ja auch eine Auflösung dafür ist diese Art von Distanz vielleicht nötig.

Irina von Bentheim: Genau. Es gibt ja keinen verletzlicheren Moment als während des Orgasmus'. Da entgleitet dir alles, da hast du keine Kontrolle mehr. Es ist auch das Höchste, was man mit einem Menschen teilen kann: diesen Moment der absoluten Schwäche und Auflösung.

Hörbücher-Blog: „Die sexuelle Revolution hat die Sitten gelockert, aber nicht die Lust befreit“ heißt es im Vorwort zum Buch. Wie denkst du persönlich darüber?

Irina von Bentheim: Meine Rede. Es gibt eine Frage, die ich während einer meiner Bühnenshows gestellt habe: „Wie nennst du deine Vagina?“. Da kam sehr wenig zurück. Aber was ich nicht benennen kann, von dem kann ich auch nicht sagen, was es braucht oder wünscht. Ich find es ganz wichtig, den Dingen einen Namen zu  geben.

Hörbücher-Blog: Welche Stelle hat dich an „Das Geheimnis der Frauen“ am meisten überrascht?

Irina von Bentheim: Interessant fand ich, dass der weibliche Orgasmus ganz individuell ist. Jede Frau hat ein anderes Empfinden. Hängengeblieben ist außerdem, dass der weibliche Orgasmus keine Funktion hat, sondern einfach nur Spaß macht. Ich habe das dann gleich in einer Kolumne für die Schweizer Illustrierte verarbeitet. Im Buch gab es einige Aspekte, die ich den Menschen unbedingt mitteilen wollte…

Hörbücher-Blog: …die es sich wahrscheinlich auch lohnen, mitgeteilt zu werden!

Irina von Bentheim: Definitiv! Wobei: Viele Leute sagen ja: „Über Sex redet man nicht, Sex macht man.“ Vielleicht ist da doch etwas dran. Aber in einer Beziehung offen über Sexualität zu reden – das finde ich nach wie vor ganz wichtig. Dann muss ich an meine Jugend und meine eigenen sexuellen Erfahrungen denken, ich bin ja nicht detailliert aufgeklärt worden. Ich hatte damals seltsame Überlegungen zum Orgasmus: Dass er nur innen stattfinden darf und dass eine Ejakulation auch bei der Frau nötig sei. Ich dachte: Komisch, bei mir ist das alles ganz anders. Insofern ist es schon wichtig, dass darüber gesprochen und geschrieben wird, damit Frauen nicht einer Sache nachrennen, die Kokolorus ist.

Hörbücher-Blog: Als Hörbuchsprecherin ist man oft allein im Studio - eine intime Situation. Wie gelingt es dir in diesen Momenten, dich auf erotische Themen einzustellen?

Irina von Bentheim: Die Frage stellt sich mir gar nicht. Es ist ja mein Beruf, den ich liebe. Selbst wenn es manchmal anstrengend ist: Der Spaß überwiegt. Vorleserin zu sein, das war immer mein Traum. Vielleicht auch, weil ich selbst so gern vorgelesen bekommen habe. Ich muss allerdings auch sagen: Ich kann mir die Hörbücher, die ich eingelesen habe, selten nochmal anhören.

Hörbücher-Blog: Warum?

Irina von Bentheim: Es quält mich, ich bin da sehr kritisch. Irgendwann sitze ich vielleicht mal im Schaukelstuhl auf der Veranda und höre mir das alles an.

Hörbücher-Blog: Wenn man etwas von sich preisgibt, wird man auch angreifbar. Weil andere Menschen dann eine Meinung darüber haben.

Irina von Bentheim: Ja. Du machst dich unheimlich verletzbar. Viele denken gar nicht darüber nach, wenn sie eine Bemerkung in irgendeinem Forum machen. Ich lese das möglichst nicht. Man läuft dann wochenlang damit rum. Wir sind durch unsere Arbeit unglaublich verletzbar. Wenn wir Sprecher nicht so offen wären, könnten wir auch gar nicht in so viele unterschiedliche Rollen schlüpfen.

Hörbücher-Blog: Wie fließt deine Arbeit mit erotischen Themen, etwa bei deiner Kolumne Let’s talk about…, in deinen Alltag ein? Unterhältst du dich mit anderen darüber?

Irina von Bentheim: Permanent. Das ist ja auch das Schöne. Ich sitze mit Freunden zusammen, wir reden über etwas und dann denke ich plötzlich: Tolle Geschichte! Meine Kolumnen spielen ja auch sehr viel mit diesem Untergründigen, es geht da um Spannungen und Wünsche, die aber oft nicht erfüllt werden.

Hörbücher-Blog: Noch nie gab es so viele Möglichkeiten, sich mitzuteilen. Andererseits führen Themen wie der weibliche Orgasmus ein Schattendasein. Woran liegt das deiner Meinung nach?

Irina von Bentheim: Viele wollen es nicht thematisieren, weil sie vielleicht Angst haben, den Spaß daran zu verlieren. Da mag etwas dran sein. Ehrlich gesagt: Als ich mich intensiv mit dem Thema beschäftigt habe, war meine Lust so gering wie niemals in meinem Leben. Ich habe über Jahre ausgesendet, da blieb das Empfangen ein bisschen auf der Strecke.

Hörbücher-Blog: Du meintest ja zu Beginn dieses Gesprächs, dass sich da gerade etwas bei dir verändert. Magst du das nochmal genauer umschreiben?

Irina von Bentheim: Ich sehe das Thema heute differenzierter als früher. Ich habe mich damals in Talkshows gesetzt und über alles Mögliche gesprochen. Heute würde ich das in der Form vielleicht gar nicht mehr machen wollen. Alles, was sich im partnerschaftlichen Bereich abspielt, interessiert mich heute sehr. In jedem Tag stecken Millionen kleiner Momente, aus denen ich sofort eine Geschichte machen möchte. Ich will bis ans Ende meines Lebens immer diese Kolumnen schreiben und sprechen.

Vielen Dank an Irina für das schöne Gespräch! Wer jetzt Lust auf die Lust bekommen hat, sollte mal in den Trailer zum Hörbuch reinschauen - viel Spaß!

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