Nora, erinnerst du dich an deinen ersten Sprecherjob?

Meinen ersten Sprecherjob hatte ich noch während der Schulzeit. Das war schnell verdientes und gutes Taschengeld. Während meines Schauspielstudiums in Bochum half mir wieder ein Sprecherjob mein Studium mit zu finanzieren. Ich durfte regelmäßig für das Planetarium in Bochum sprechen. Ich kannte bis dahin nur das Werbesprechen. Das Sprechen dieser sehr langen, komplizierten aber auch interessanten Texte über die Astronomie hat mir eine ganz andere Seite des Mikrofonsprechens gezeigt.

Was geschah nach deiner Ausbildung?

Während der Schauspielschule und auch in den ersten zwei Jahren im Ensemble am Staatstheater Wiesbaden hatte ich mich eher auf Theater konzentriert, aber parallel dazu arbeitete ich vermehrt auch als Sprecherin. Nach 2 Jahren fest im Theater, wollte ich wieder selbst bestimmen, was ich mache. Ich wollte mehr drehen, sprechen und frei Theater spielen. Daher beschloss ich, das Ensemble zu verlassen. Jetzt bin ich also freie Sprecherin und Schauspielerin und bin dankbar dafür, dass das so gut funktioniert!

Ich mache Kunst statt Kohle und sichere mir durch andere Jobs meine finanzielle Sicherheit, das empfinde ich als großes Glück.

Hast du diese Entscheidung je bereut?

Nein, gar nicht. Ich sehe das wirklich sehr praktisch. Jetzt kann ich auch tolle Projekte in der freien Szene machen und mit jungen ambitionierten Regisseuren arbeiten. Ich mache Kunst statt Kohle und sichere mir durch andere Jobs meine finanzielle Sicherheit, das empfinde ich als großes Glück.

Nora, was war eigentlich dein erstes Hörbuch?

Mein erstes Hörbuch war die Serie Hannah Montana, das war so etwa 2008. In dieser Hörbuchfassung der gleichnamigen TV-Serie von Disney habe ich die Erzählerin gesprochen. Wir haben In dem Studio Tonatelier bestimmt 40 CDs aufgenommen und es hat sehr viel Spaß gemacht.

Ich habe eine junge warme Stimme und bin vielleicht schon etwas festgelegt für die leichteren und erotischen Frauen. Ich würde auch gerne mal einen guten Krimi sprechen.

Du liest hin und wieder sehr erotische Hörbücher. Ist es eigentlich schwer, solche Texte zu lesen?

Wenn ich ein Hörbuch lese, das erotisch ist, versuche ich trotz erster Befremdlichkeit vor allem bei mir zu bleiben. Ich finde, man kann es ruhig ein wenig auskosten und muss sich selbst ein Stück weit hinein begeben. Es ist wichtig, dass man mir glaubt, dass es authentisch ist. Meine Stimme klingt jung und gleichzeitig warm, das passt vielleicht ganz gut für erotische Geschichten. Auf Dauer würde es mich auch sehr reizen, einen guten Krimi zu sprechen.

Gibt es bei Sprecherjobs einen Konkurrenzkampf?

Man steht in dieser Branche, egal ob Synchron oder Schauspiel, in Konkurrenz zueinander. Aber man sollte an sich und an sein Können immer glauben und nicht zweifeln. Ich mag diese Konkurrenzgedanken nicht. Ich glaube, man kommt weiter, wenn man sich auch unter Kollegen gegenseitig unterstützt und befruchtet.

Was sind deine liebsten Synchronrollen?

Am liebsten synchronisiere ich Rollen und Stimmen, die einerseits nah an mir dran sind und in denen ich andererseits eine gute emotionale Bandbreite zeigen kann. Wenn es um was geht, wenn es nicht nur oberflächliches Geplänkel ist. Obwohl auch das manchmal sehr viel Spaß machen kann!

Ist man als Hörbuchsprecher eigentlich ein Einzelkämpfer?

Generell liebe ich es im Team zu arbeiten und finde es toll und wichtig gemeinsam im Theater etwas zu entwickeln. Ich freue mich immer sehr, Kollegen zu treffen. Beim Sprechen ist man tatsächlich meist ein Einzelkämpfer. Es ist schön zu sehen, wenn die Mühen, die man dafür auf sich nimmt, Früchte tragen. Talent allein genügt nicht immer, auch Geduld, Beharrlichkeit und Glück sind nicht unwesentlich. Neben dem Hörbuchsprechen und dem Synchronisieren spreche ich auch Dokus, Voice-Over, Computerspiele, Werbung und viele andere interessante Dinge mit meiner Stimme.

Gehst du denn selbst auch gerne ins Theater?

Ja natürlich, das gehört zu meinem Leben! Dort lasse ich mich wirklich gerne inspirieren. Ich gebe zu, dass ich manchmal auch bewundernd zusehe, weil ich denke, “Oh mein Gott, die / der spielt so gut!”

Wie gehst du mit diesem Gefühl um?

Ich bin sehr zufrieden mit dem was ich tue und erreicht habe und freue mich über alle neuen Herausforderungen. Mit diesem Gefühl schaue ich mir gerne ein Stück am Deutschen Theater oder im Maxim Gorki an. Gutes Theater schauen macht nämlich echt glücklich!

Alle Hörbücher mit Nora Jokhosha findet ihr hier.