Von Tweed-Kostümen bis zu Punk Fashion: Wir lieben die Looks und Stilrichtungen, die Coco Chanel oder Vivienne Westwood kreiert haben. Noch mehr als ihre Mode an sich, lieben wir aber das Gefühl, das sie uns damit vermitteln. So fühlen wir uns im Tweed-Blouson oder -Blazer sofort seriös und bereit für die nächste Tea Party. In Plateau Boots und fetischisierten Leder-Outfits à la Vivienne Westwood hingegen sind wir Kämpferinnen, die dem Establishment den Mittelfinger zeigen.

Auch bieten die ikonischen Kleidungsstücke viel Raum, um sie neu zu interpretieren – und zwar so, dass sie unsere Persönlichkeit repräsentieren und unseren ganz eigenen Style verkörpern – zum Beispiel, indem wir den klassischen, taillierten Blazer aus Tweed mit Baggy Pants und derben Boots kombinieren. Aus diesem Spiel mit Mode entsteht etwas ganz Eigenes, Neues, das beeinflusst, wie wir selbst und andere uns wahrnehmen.

Designerinnen inspirieren uns aber auch mit ihren einzigartigen Persönlichkeiten und Lebensgeschichten. In ihren Biografien & Erinnerungen lernen wir Modemacherinnen, Stylisten und Modejournalisten aus einer persönlichen Perspektive kennen – und erfahren, wie sie zu den besonderen Menschen wurden, die sie sind und wie sie auf ihre revolutionären Ideen kamen.

Einfach legendär: Bücher über Modedesignerinnen

Eine der legendären Modedesignerinnen unserer Zeit war Vivienne Westwood. Sie verstarb im Dezember 2022 in ihrem Haus in Clapham im Süden Londons. In das bescheidene Haus war die Punk-Fashion-Ikone im Jahr 2000 mit ihrem Mann, dem Österreicher Andreas Kronthaler, gezogen. Er nahm als Student an einem der Seminare teil, die Westwood als Professorin für Mode Ende der 80er-Jahre an der Universität für angewandte Kunst in Wien gab.

1992 heirateten die beiden. Seitdem unterstützte Kronthaler Westwood nicht nur beim Designen neuer Kollektionen, sondern auch bei ihrem Engagement für ein bewusstes Konsumverhalten zum Schutz der Umwelt und Menschenrechte. Westwood betonte jahrzehntelang: „Kauft weniger.“ In Vivienne Westwood, ihrer Biografie, erfährst du, wie aus einem selbstbewussten Mädchen die legendäre Erfinderin der Punk-Mode wurde.

Vivienne Westwood

Aufgewachsen ist Westwood, die ihr Mode- und Silberschmiedekunst-Studium nach einem Semester abgebrochen hat, als Arbeiterkind in einem Ort in der Nähe von Manchester. Ihre Mode: politisch, seit jeher provokant und exzentrisch wie die Dame selbst, inspiriert von historischen Epochen, Piraten, Hexen. Ein Gegenentwurf zu konformistischem Einheitsbrei. Alles darüber, wie aus dem Mädchen aus der Provinz eine der gefeiertesten Modedesignerinnen der Gegenwart und eine engagierte Aktivistin wurde, liest du in Jane Mulvaghs Portrait „Vivienne Westwood: An Unfashionable Life“.

Auch Westwoods Online-Tagebuch ist mit von ihr selbst ausgewählten Fotos unter dem Titel „Get a Life: The Diaries of Vivienne Westwood“ in gedruckter Form erhältlich. Darin äußert sich der „Dame Commander of the Order of the British Empire” – ein Titel, der ihr 2006 verliehen wurde – zu Politik, Mode, Kunst und Umweltschutz.

Coco Chanel: Ein Leben

Aus ähnlich bescheidenen Verhältnissen wie Vivienne Westwood stammte auch Mode-Legende Coco Chanel. In der Coco-Chanel-Biografie Coco Chanel: Ein Leben beschreibt Heiko Petermann, wie aus Gabrielle Chasnel Coco Chanel und damit eine der bekanntesten Modeschöpferinnen überhaupt wurde. Chanel, deren Name in der Geburtsurkunde Gabrielle Chasnel lautet, wuchs nach dem Tod ihrer Mutter in einem von Nonnen geführten Waisenhaus auf. Nachdem er sie und ihre vier Geschwister dort hinbrachte, sah Coco ihren Vater nie wieder.

Ein Gutes hatte diese Tragödie: Coco lernte in der Obhut der Nonnen das Nähen – eine Fähigkeit, die ihr Leben verändern sollte. Als sie als junge Frau die Geliebte des Industriellensohns Étienne Balsan wird, ist ein weiterer Stein auf ihrem Weg zur Modedesignerin gelegt. Denn Balsan bietet ihr Kost und Logis und unterstützt sie finanziell dabei, ein eigenes Hutstudio zu eröffnen. Hüte zu designen, sollte aber noch lange nicht der Gipfel Chanels kreativer Vision sein.

Neben dem weltbekannten Tweed-Kostüm ist sie vor allem für ihre klaren, eleganten und zeitlosen Entwürfe und „das kleine Schwarze“ bekannt. Auch designte sie Hosen für Frauen – in den 1920er-Jahren eine mutige und unkonventionelle Entscheidung, die auf ihrem eigenen Bedürfnis, als Frau bequeme und gleichzeitig schöne Mode zu tragen, fußte.

Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe

In Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe arbeitet Michelle Marly auf, was nach dem Tod von Arthur Capel, genannt „Boy“, passiert ist. Er war Coco Chanels große Liebe und ein Freund von Étienne Balsan. Chanel, die nach seinem Tod viele Affären und Liebschaften – unter anderem mit Dmitri Pawlowitsch Romanow, Enkel von Zar Alexander II – hatte, soll seinen Verlust nie komplett verkraftet haben. Gemeinsam mit Romanow reist Chanel nach Südfrankreich, um „Boy“ ein Denkmal zu setzen. Berührend.

UN-VERHÜLLT - Mein Weg von der ultraorthodoxen Jüdin zur erfolgreichen Modedesignerin. Die Autobiografie des Stars der Netflix-Serie "My Unorthodox Life"

Julia Haart, geboren 1971, ist in einer ultraorthodoxen jüdischen Community in New York aufgewachsen. In dieser ist es Frauen verboten, einem Beruf nachzugehen, geschweige denn, ein Modeimperium aufzubauen und zu leiten. Genau das hat Julia Haart aber gemacht – trotz allen Widerständen. Ihre Geschichte kannst du in der erfolgreichen Netflix-Serie „My Unorthodox Life“ verfolgen.

In UN-VERHÜLLT beschreibt die russischstämmige ehemalige Geschäftsführerin der renommierten Model-Agentur Elite Model Management und vierfache Mutter, wie sie von einer Außenseiterin, die den strengen Regeln der religiösen Gemeinschaft folgen musste, zur erfolgreichen Modedesignerin wurde. Beeindruckend.

Stylisten, Stil-Ikonen und Modejournalistinnen: Biografien, die inspirieren

Oft ist es die Berichterstattung, die über den Erfolg oder den Misserfolg von Mode entscheidet. Wird in einschlägigen Zeitschriften, Blogs und in den sozialen Medien positiv über eine Kollektion berichtet, trägt das entscheidend dazu bei, ob sich die auf dem Laufsteg gezeigten Teile verkaufen – oder ob sich niemand dafür interessiert.

Besonders bedeutsam ist für viele die Berichterstattung der Zeitschrift Vogue. Aber was passiert hinter den Kulissen der einflussreichen, 1892 erstmals erschienenen Modezeitschrift, in der bekannte Fotografen wie Peter Lindbergh in den Neunzigerjahren die legendären Supermodels in Szene setzten?

A Visible Man

Kaum jemand weiß das besser als Edward Enninful. Der mittlerweile 50-Jährige ist vor rund 35 Jahren als Teenager gemeinsam mit seinen Eltern und seinen fünf Geschwistern aus Ghana nach Großbritannien ausgewandert. Er wurde zufällig von einem Stylisten in einem Londoner Zug entdeckt und arbeitete anschließend als Model. Er übernahm schon im Alter von 18 Jahren eine Position als Modedirektor beim Modemagazin i-D.

Laut Google Arts & Culture ist er der jüngste Mensch, der diese Position bei einem internationalen Modemagazin jemals innehatte. Nach Redakteurs-Anstellungen bei der amerikanischen Ausgabe der Vogue sowie dem Modemagazin „W“ wurde er 2017 zum Chefredakteur der britischen Vogue befördert.

Als Homosexueller und Person of Color hat sich Enninful das Ziel gesetzt, die britische Vogue diverser zu machen. In A Visible Man erfährst du mehr über die Karriere des Mannes, der US-Vogue-Chefredakteurin Anna Wintour als seine Inspirationsquelle und als „die talentierteste Redakteurin, mit der er jemals gearbeitet hat“ bezeichnet.

Anna

Der Frage, wie Anna Wintour zu der Frau wurde, die sie heute ist, geht Journalistin Amy Odell in Anna – The Biography nach. Die 73-Jährige, die die Figur der Miranda Priestly im Erfolgsfilm „Der Teufel trägt Prada“ von 2006 inspiriert hat, gilt als sehr anspruchsvoll, eisig – und extrem einflussreich.

Für diese Biografie, in der du auch einen Blick hinter die Kulissen der Modewelt werfen kannst, hat Odell auch Freunde und Kollegen von Wintour interviewt. So gelingt es ihr, die komplexe Persönlichkeit der Vogue-Chefin überzeugend nachzuzeichnen.

The Chiffon Trenches

Auch André Leon Talley war bis zu seinem Tod im Januar 2022 fest mit der Vogue verbunden. Hier startete er bereits Anfang der 1980er-Jahre als Fashion News Director, wurde 1988 in die Position des ersten männlichen, afroamerikanischen Kreativdirektors befördert und war dort bis 2013 als leitender Redakteur angestellt. Er hat unter anderem die Obama-Familie in Stilfragen beraten und war in den Staffeln elf bis 14 Juror bei America’s Next Topmodel.

Talley galt nicht nur als „auf dem Boden geblieben“, er war auch mit vielen wegweisenden Modedesignern wie Tom Ford und Karl Lagerfeld befreundet. Sein Motto: „Stil überwindet race, Klassenunterschiede und die Zeit.“ The Chiffon Trenches ist das intime Portrait eines inspirierenden Journalisten.

Die andere Seite der Mode-Industrie: Ehrliche Blicke hinter die Kulissen

Die Mode-Industrie ist glamourös, inspirierend – und gleichzeitig knallhart und schnelllebig. Die Konkurrenz ist riesig und wer in diesem Business bestehen will, braucht eine dicke Haut und muss sich durchsetzen können. Die folgenden Biografien stammen von Frauen, die hinter die schillernden Kulissen blicken.

Token Black Girl

„Wir haben kein Rassismus-Problem! Schließlich arbeitet bei uns im Team doch eine Person of Color!“. Aussagen wie diese sind Zeichen für Tokenismus. Dabei werden Menschen, die zu einer marginalisierten Gruppe gehören, besonders in den Vordergrund gestellt, um von einem darunterliegenden, strukturellen Problem abzulenken. Zum Beispiel vom Thema Rassismus in der Beauty- und Mode-Industrie. Genau darüber schreibt Danielle Prescod in Token Black Girl. Klar und deutlich stellt sie dar, wie es ist, von Unternehmen instrumentalisiert zu werden. Eindrucksvoll.

Ready for Absolutely Nothing

Ganze zehn Jahre lang lief im US-amerikanischen Fernsehen die Makeover-Show „What not to Wear”, in der Teilnehmende umgestyled wurden. Zusammen mit Wayne Scott Lucas moderierte Susannah Constantine die Show zwischen 2003 und 2013 und beriet Kandidaten, die – laut Ansicht von Freunden, Kollegen und Familienmitgliedern – ein Umstyling dringend nötig hatten.

In Ready for Absolutely Nothing reflektiert sie unter anderem die Rolle, die Prinzessin Margaret als eine Art „Ersatz-Mutter“ in ihrem Leben spielt – Constantines eigene Mutter leidet an einer bipolaren Störung –, ihre Alkoholabhängigkeit und gibt amüsante Anekdoten, in denen auch die 2022 verstorbene ehemalige Königin Elisabeth II vorkommt, preis. Mutig, ehrlich und humorvoll.

Get Changed

Sich in der Modewelt zurechtzufinden und seinen eigenen Stil zu entdecken, ist gar nicht so einfach. Schließlich ist die Auswahl riesig und Trends ändern sich ständig. Auch steht in Zeiten des Klimawandels und im Sinne eines verantwortungsbewussten Umgangs mit Konsum die Frage im Raum, wie oft und von welchen Marken neue Kleidung gekauft werden sollte.

Hast du auch keine Ahnung, welcher Stil zu dir passt und wie du Teile, die du schon im Kleiderschrank hast, mal ganz anders kombinieren kannst? Dann hilft dir Instagram-Influencerin und Stylistin Kat Farmer in Get Changed weiter. Ein praktischer und verständlicher Ratgeber.

Happily Grey

Auch Influencerin Mary Lawless Lee will Hörende dazu ermutigen, sich auszudrücken – allerdings nicht nur durch Stil und Mode, sondern auch mit Hilfe eines achtsamen Umgangs mit sich selbst und anderen. Dazu, sich etwas Gutes zu tun und sich bewusst Zeit zu nehmen für die schönen Dinge im Leben. Die schönen Dinge sind, laut der gebürtigen Texanerin, köstliches Essen, gute Drinks und Musik. Einblicke in ihre Kindheit und Jugend, ihre liebsten Rezepte und ihre Anleitung zu einem Leben voller Genuss teilt sie in Happily Grey.

Zwischen Glamour und Skandalen: Bücher über Mode bei Audible entdecken

Modedesigner, -journalisten und Influencer prägen die Trends von morgen – und beeinflussen, was bei uns als nächstes in den Kleiderschrank wandert. Bei Audible findest du inspirierende Biografen außergewöhnlicher Menschen aus dem Bereich Kunst und Literatur. Falls du Audible noch nicht ausprobiert hast: Im Probemonat streamst du unbegrenzt tausende von Hörbüchern, Hörspielen und Original Podcasts. Zusätzlich erhältst du einen kostenlosen Titel, den du für immer behalten kannst.