"Altes Land” von Dörte Hansen - Zusammenfassung | Audible.de
“Altes Land” von Dörte Hansen – knorrige Charaktere, authentische Atmosphäre
Der Roman “Altes Land” von Dörte Hansen erzählt von der Flucht einer Familie aus Ostpreußen und ihren Schwierigkeiten, im Alten Land südlich der Elbe Fuß zu fassen. Denn für die Dorfbewohner bleiben die Neuen immer fremd, was es für die Zugereisten umso schwerer macht, heimisch zu werden.
Unsere Audible Essentials Bewertung von "Altes Land"
Story
★★★★★
Originalität
★★★★☆
Spannung
★★★★☆
Schreibstil
★★★★★
Empfehlung
★★★★☆
Das Buch ist gut, weil …
es nicht beschönigt, wie Menschen in der Nachkriegszeit in einem kleinen Dorf auf Flüchtlinge reagieren.
der Autorin gelingt, mit knappen, teils plattdeutschen Dialogen die knorrigen Charaktere im Alten Land zu schildern.
das Buch ein wichtiges Thema der deutschen Geschichte bis aufgreift.
Das Buch ist problematisch, weil …
der rote Faden aufgrund der vielen Zeitebenen, Personen und Perspektiven manchmal aus dem Blick gerät.
die abweisenden, eigensinnigen Charaktere nicht immer dazu einladen, sich mit ihnen zu identifizieren.
Zusammenfassung von “Altes Land”
Die fünfjährige Vera ist mit ihrer Mutter am Ende des Zweiten Weltkrieges auf der Flucht aus Ostpreußen. Ihr Vater und ihr kleiner Bruder überleben den Flüchtlingstreck gen Westen nicht. Vera und ihre Mutter landen auf dem Hof von Ida Eckhoff, einer alteingesessenen Bäuerin. Sie behandelt die angekommenen Flüchtlinge schlecht, lässt sie aber auf ihrer Obstfarm arbeiten.
Nachdem Veras Mutter Hildegard den aus dem Krieg seelisch und körperlich versehrten Karl, Idas Sohn, vom Zweck getrieben heiratet, zieht sie nicht nur vom Dachboden in die Schlafkammer, sondern verschafft sich auch Zugang und Kontrolle zum Hof.
Doch so richtig angekommen ist Hildegard immer noch nicht. Ihre Bildung und ihr bisheriges Leben in Ostpreußen haben wenig mit den wortkargen, ungebildeten Bauern im Alten Land gemeinsam. Die Konflikte mit der Schwiegermutter sind vorprogrammiert. Die Flucht aus dieser Enge gelingt ihr mit einem neuen Mann und einer neuen Familie.
Zurückgeblieben und nie angekommen
Als Vera vierzehn Jahre alt ist, hat sich ihre Mutter einen neuen Mann gesucht, ist schwanger und gründet eine neue Familie in der Stadt. In ihrem neuen, besseren Leben in Hamburg-Blankenese gibt es für ihre älter Tochter Vera keinen Platz. Vera bleibt zurück beim Stiefvater.
Karl fördert Vera und ermutigt sie zu studieren. Als junge Zahnärztin kehrt Vera ins Alte Land in die Elbmarsch zurück. Immer noch gilt sie als das Flüchtlingskind, lebt eher am Rande als inmitten der Dorfgemeinschaft. Dennoch bleibt sie und ist für den alternden Karl da, als er sie braucht.
Charaktere von “Altes Land”
Vera Eckhoff
Vera Eckhoff ist die Tochter von Hildegard von Kamcke. Wenn ihre Mutter den Hof verlässt, wird sie von ihr regelrecht verstoßen und später nur ganz selten zu ihr in die Stadt eingeladen. Ihr Halbschwester kennt sie kaum.
Hildegard von Kamcke
Hildegard hat sich mit ihrer dritten Heirat gesellschaftlich nach oben gearbeitet. Sie sehnt sich zeitlebens nach dem alten Glanz der Vergangenheit.
Ida Eckhoff
Ida Eckhoff ist eine Bäuerin im Alten Land mit einem goßen Gutshof. Sie gewährt Hildegard und Vera widerwillig Unterschlupf. Sie sieht die Verbindung von Karl und Hildegard ungern.
Karl Eckhoff
Karl Eckhoff ist der Sohn von Ida Eckhoff und zukünftige Erbe des Hofes. Aus dem Krieg kehrt er als ein anderer Mensch zurück, körperlich und seelisch geschunden. Im Gegensatz zu seiner Mutter hat er ein weiches Herz.
Marlene von Kamcke
Marlene von Kamcke ist Hildegard von Kamckes 2. Tochter, nunmehr mit dem neuen Mann. Sie ist die Halbschwester von Vera.
Anne von Kamcke
Anne von Kamcke ist Marlenes Tochter und somit Veras Nichte aus Hamburg-Ottensen. Sie ist Musikerin und auch eine ausgebildete Schreinerin, und kehrt in der dritten Generation auf den Hof im Alten Land zurück.
Kritik von “Altes Land”
In ihrem Debütroman schildert Dörte Hansen nicht nur ein Flüchtlingsschicksal der Nachkriegszeit. Geschickt kontrastiert sie das Nachkriegsleben im Alten Land mit dem hippen Großstadtleben der Jetztzeit. Dabei vermeidet sie, die Klischees vom idyllischen Landleben zu bedienen. So hat sie einen Heimatroman der anderen Art geschrieben.
Wie Schnitte in einem Film wechselt sie die Erzählperspektive zwischen Veras Geschichte und Szenen aus dem Leben einer gewissen Anne in Hamburg-Ottensen. Durch diesen Kontrast erzeugt Dörte Hansen eine gespannte Erwartung: Wer ist diese Anne?
Im Verlauf der Handlung wird klar: Auch Veras Nichte Anne muss mit dem kleinen Sohn Leon fliehen - aus ihrem alten Leben. Sie flieht ins Alte Land, wo sie auf dem Hof ihrer Tante Vera unterkommt. So unterschiedlich die beiden Frauen sind, so haben sie doch einiges gemeinsam. Nicht zuletzt das Gefühl verbindet sie, von einem wichtigen Menschen verraten worden zu sein.
Damit reduziert sich Dörte Hansens Roman nicht nur auf die Fluchtgeschichte der Nachkriegszeit, sondern beschreibt auch die Umbrüche und Enttäuschungen im Leben, die Menschen dazu zwingen, neu anzufangen - ein Leben lang.
Was andere über "Das Alte Land” sagen:
Das Thema Flucht bleibt der Zeitgeschichte verhaftet, wo aber die Heimat liegt, ist eine Frage, die sich jede Generation aufs Neue beantworten muss. [...] An diesem Thema arbeitet sich Hansen in gelungener Weise ab. Sie konzentriert sich ganz auf das verfallene Bauernhaus. Es bietet niemandem eine Heimat, sondern immer nur die zeitlich begrenzte Möglichkeit, heimisch zu werden. Über der Eingangstür steht die Inschrift: „Dit Huus is mien und doch nich mien, de no mi kummt, nennt’t ook noch sien.
Der Debütroman "Altes Land" von Dörte Hansen räumt gründlich auf mit den Klischees vom romantischen Landleben, die vor allem unzufriedene Städter zum Umzug ins Grüne bewegen. Gleichzeitig erzählt die Autorin klug und einfühlsam die Geschichte einer von Vertreibung und Flucht traumatisierten Familie.
Dörte Hansen lebt dort, wo der Horizont weit ist und die Berge fern. Von ihrem Büro im nordfriesischen Husum kann sie in den Garten des benachbarten Theodor-Storm-Hauses blicken. Doch [...] hat sie es geschafft, nicht nur zu einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Autorinnen zu werden, sondern auch zu einer, deren Qualitäten mittlerweile selbst bei denen angekommen sind, die Erfolg und literarische Zugänglichkeit eher für ein Alarmsignal halten.
Ausgewählte Audible Bewertungen
★★★★★ ”Anfangs hatte ich etwas Schwierigkeiten, die Erzählstränge und Personen richtig einzuordnen. Und beim Hörbuch blättert man auch nicht mal schnell zurück, um sich zu orientieren. Auch Dank der hervorragenden Leistung von Hannelore Hoger [Sprecherin] bin ich aber dran geblieben und wurde belohnt durch kauzige Charaktere, atemberaubende Formulierungskunst und subtilen Humor in einer fesselnden Geschichte. Unbedingt empfehlenswert.”
Audible Hörer Christiane Zahn
★★★★☆ “Wunderbar gelesen von Hannelore Hoger. Sehr berührend das Schicksal der Vertriebenen, deren Los auch das Leben der Nachkommen prägt.”
Audible Hörerin Ruth
★★★☆☆ “Das hätte ein richtig gutes Buch werden können. Eine knorrige Tante, als Kind vertrieben aus Ostpreußen und einsam sesshaft geworden auf einem Bauernhof im Obstland südlich von Hamburg, und ihre Nichte, Tischlerin und Mutter eines kleinen Jungen, von ihrem unbrauchbaren Lebensgefährten geflüchtet. [...] Schade, dass die Autorin sich mit diesen beiden deutschen Frauenschicksalen zufrieden gibt und die Möglichkeit verschenkt, das Fluchtthema mit wenigstens am Rande erwähnter Lebensgeschichte eines der rumänischen Erntehelfer fortzuführen. Schließlich gehören die so fest ins Bild des Alten Lands wie die Reisebusse in der Apfelblüte.”
Audible Hörerin Claudia Kiel
FAQ zu “Altes Land”
Welche Bücher von Dörte Hansen wurden verfilmt?
Ihr Bestseller "Altes Land" wurde als zweiteilige Serie unter der Regie von Sherry Hormann mit Iris Berben als Vera Eckhoff und Milan Peschel als Veras Stiefvater fürs Fernsehen verfilmt. Ihr zweiter Roman "Mittagsstunde" wurde mit Charlie Hübner in der Hauptrolle 2022 fürs Kino verfilmt. Von diesem Film wurden zwei Fassungen erstellt, eine auf Hochdeutsch und eine auf Plattdeutsch, jeweils mit Untertiteln.
Was ist das Besondere am Alten Land?
Das Alte Land erstreckt sich von Hamburg Richtung Westen immer an der Elbe entlang bis zur Hansestadt Stade. Dieses ursprünglich immer wieder überflutete Feuchtgebiet wurde von holländischen Siedlern erst urbar gemacht. Heute ist es das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Nordeuropas. Zur Apfelblüte im Frühjahr ist es bekannt für seine rosa-weiße Blütenpracht.
Wissenswertes
Dörte Hansen lebte selbst 10 Jahre in Steinkirchen, eine 2000-Einwohner-Gemeinde im Alten Land, ist aber inzwischen wieder in ihrer alten Heimat in Husum, an der Nordfriesischen Küste. Kaum verwunderlich, dass all diese Orte in ihren bisherigen Werken eine zentrale Rolle spielen.
Dörte Hansen war 2022 Mainzer Stadtschreiberin, ein von ZDF und 3sat gemeinsam vergebener Preis. Neben den Aktivitäten als Stadtschreiber arbeiten die Preisträger jeweils an einer Videoproduktion, die anschließend im ZDF und auf 3sat ausgestrahlt wird. Dörte Hansens Film lief im Februar 2023 unter dem Titel: “Inseln im Regen – Sehnsucht nach den Färöern”.
Über die Autorin Dörten Hansen
Dörte Hansen, geboren 1964 in Husum, sprach als Kind zunächst Plattdeutsch. Erst in der Schule lernte sie Hochdeutsch quasi als erste Fremdsprache und promovierte nach einem Studium der Soziolinguistik und F mit einer Arbeit über eine besondere Form der . Hansen war bis 2008 bei verschiedenen Hörfunksendern und bis 2012 bei NDR info als Reporterin tätig. Mit “Altes Land” feierte sie im Jahr 2015 ihr Romandebüt. Der Titel wurde auf Anhieb Lieblingsbuch des Jahres des unabhängigen Buchhandels. Das Buch war außerdem wochenlang die Nr. 1 auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.
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