• "Blinding Lights" - The Weeknd (USA, 2020)
    Oct 28 2024

    Kein Song wurde öfter gestreamt als "Blinding Lights". Und laut dem US-amerikanischen Billboard Magazine ist kein Song erfolgreicher. Er definiert Anfang 2020 die Erfahrungen des ersten Corona-Lockdowns. Zunächst scheint der Text prophetisch: "Die Stadt ist kalt und leer, niemand ist da, um über mich zu urteilen", heißt es vor dem Refrain. Im Musikvideo tanzt Sänger The Weeknd mit blutiger Nase auf den verlassenen Straßen von Las Vegas und rast in seinem Sportwagen an den bunten Lichtern der Glücksspiel-Metropole vorbei, bis der Wagen bei voller Geschwindigkeit ins Schleudern gerät. Mit seinem vertrauten retro-futuristischen Synthsound dominiert "Blinding Lights" das erste Halbjahr 2020.

    Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 von 28.–31. 10. 2024.

    Die Playlist und Literaturliste zum Podcast: https://oe1.orf.at/100songs/shownotes

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    19 Min.
  • "Diario de um detento" - Racionais MC's (Brasilien, 1997)
    Oct 28 2024

    Während Brasilien der Welthandelsorganisation beitritt und Soia, Eisenerz oder Öl exportiert, fehlen in manchen Vierteln Sao Paulos Strom und Wasser. Die Racionais MC's zeichnen ein drastisches Bild vom Überleben in der städtischen Peripherie. Sie räumen zudem mit dem Mythos einer post-rassistischen Gesellschaft auf, der in Brasilien Mitte der 1990er Jahre noch hochgehalten wird. Das Album "Sobrevivendo No Inferno" von 1997 gilt heute als Meisterwerk und ist Gegenstand universitärer Betrachtungen. Im zentralen Titel des Albums - im Tagebuch eines Häftlings - verarbeitet die Gruppe ein nationales Trauma. 1992 brachen in der größten Strafanstalt Südamerikas, dem völlig überfüllten Carandiru-Gefängnis im Norden von Sao Paulo, Kämpfe zwischen Insassen aus. Die Militärpolizei stürmte den Komplex und tötet 111 Insassen.

    Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 von 28.–31. 10. 2024.

    Die Playlist und Literaturliste zum Podcast: https://oe1.orf.at/100songs/shownotes

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    19 Min.
  • "Ya Tair" - Fairuz (Libanon, 1967)
    Oct 28 2024

    Die Beinamen von Fairuz sind vielfältig, die "Zeder von Libanon" und "Seele des Libanons" sind nur zwei davon. 1967 war die Sängerin bereits ein Star in der arabischen Welt. Fairuz steuerte nicht nur die Musik zu einem Film über den Ersten Weltkrieg bei, sondern spielte auch selbst die Hauptrolle. Der Film erzählt die Geschichte einer Frau, die ihren Mann sucht, während unter der Herrschaft des Osmanischen Reichs der sog. Kafno - eine der schlimmsten Hungersnöte des 20. Jahrhunderts - die Bevölkerung im multiethnischen Libanon dezimiert. Ein Vogel - "Ya Tair" heißt auf Deutsch "O Vogel" - soll in die ferne Heimat fliegen, singt Fairuz, den Liebsten von ihr berichten und sie mitnehmen. Fairuz feiert am 20. November 2024 ihren 90. Geburtstag.

    Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 von 28.–31. 10. 2024.

    Die Playlist und Literaturliste zum Podcast: https://oe1.orf.at/100songs/shownotes

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    19 Min.
  • "Whats Love Got To Do With It" - Tina Turner (USA, 1984)
    Oct 28 2024

    Tina Turner hatte bereits ein Kind von Ike Turner, als beide 1962 heirateten. Beide zusammen wurden als Ike & Tina Turner zu einer dominierenden RnB-Formation in den Vereinigten Staaten. Ike war gewalttätig und drogenabhängig. 1976 reichte Tina Turner deshalb die Scheidung ein, ihre ersten beiden Soloalben floppten und ihre Karriere galt als beendet. 1984 gelang ihr mit dem Album "Private Dancer" eines der unwahrscheinlichsten Comebacks der Popmusikgeschichte. Tina Turner überwand nicht nur eine unsichtbare Altersschranke, die insbesondere Frauen jenseits der Vierzig auf wenige Rollen beschränkte, zudem wagte sie sich großteils an Rocksongs, ein Stil, der in den 1980ern als weiße Domäne gilt. "What's Love Got To Do With It" war mit seinen Reggae-Einflüssen eine Ausnahme - ein vieldeutige Hymne.

    Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 von 28.–31. 10. 2024.

    Die Playlist und Literaturliste zum Podcast: https://oe1.orf.at/100songs/shownotes

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    19 Min.
  • “Spring Day”- BTS (Südkorea, 2017)
    Aug 29 2024

    Im Jahr 2012 wurde Psys “Gangnam Style“ zum unüberhörbaren Signal koreanischer Popkultur. 2016 kündigten Südkorea und die USA ein gemeinsames Raketenabwehrsystem an worauf China mit einem unausgesprochenen Boykott koreanischer Produkte reagierte. Entertainment-Konzerne in Südkorea fokussierten ihre Absatzmärkte auf Teenager des globalen Nordens. Die Mitglieder von BTS wurden zusammen gecastet und durch Kollaborationen mit US- und britischen Musikern immer populärer. K-Pop blieb konsensfähig und vermied Kontroversen. Der Song “Spring Day“ tarnte sich im Jahr 2017 als ein Lied über Liebe und Verlust, obwohl das Video den Verdacht nahelegte, dass hier das Sewol-Fährunglück thematisiert wurde, bei dem drei Jahre zuvor über 300 Studierende ertrunken waren - was Jahre später von einem der Bandmitglieder bestätigt wurde. Diese Dokumentation wurde in Ö1 am 29. August 2024 gesendet. Die Playlist und Literaturliste zum Podcast finden Sie in den Shownotes.

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    20 Min.
  • “Jóga“- Björk (Island, 1997)
    Aug 28 2024

    Island boomte. Mitte der Neunziger Jahre wurden massiv Steuern gesenkt, Tiefsee-Breitbandkabel verlegt und die New Economy schuf neue Arbeitsplätze. Die Sängerin Björk übersiedelte nach London und wurde zunächst dort bekannt, den Großteil ihres dritten Albums “Homogenic“ schrieb sie allerdings im deutlich ruhigen Süden Spaniens. Bei einem Besuch in ihrer Heimat schrieb sie dann ganz bewusst eine Hymne sowohl an eine enge Freundin wie auch an die Natur Islands. Im kunstvollen Musikvideo des äußerst gefragten französischen Regisseurs Michel Gondry brachen isländische Naturlandschaften auf. Letztere waren nicht nur in der virtuellen Welt des Musikvideos bedroht. Im Kyoto Protokoll verpflichteten sich die meisten Länder der Erde kurz vor Weihnachten 1997 zur Verringerung schädlicher Treibhausgase. Diese Dokumentation wurde in Ö1 am 28. August 2024 gesendet. Die Playlist und Literaturliste zum Podcast finden Sie in den Shownotes.

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    20 Min.
  • “Hijo de la luna“- Mecano (Spanien, 1986)
    Aug 27 2024

    Im Jahr 1975 gingen fast vierzig Jahre Franco-Diktatur zu Ende. In den großen Städten formierte sich eine urbane Avantgarde-Kultur und in Madrid experimentierten junge Menschen mit Film, Musik, Graffiti und Mode, aber auch Drogen, Alltagssprache und Geschlechterrollen. Die Band Mecano wurde mit ihrem Debütalbum über jugendliche Langeweile und exzessiven Feiern zum musikalischen Eckpfeiler der Movida. 1986 vertonten sie eine alte Roma-Legende über einen “Sohn des Mondes”, oder “Hijo de la luna”, der nach einem Mord an seiner Mutter in der Natur ausgesetzt wird - während die spätere B-Seite “Mujer contra mujer“ auf Italienisch und Französisch eingesungen wurde und sich zu einem zentralen Song lesbischer Frauen in vielen romanischen Ländern entwickelte. Diese Dokumentation wurde in Ö1 am 27. August 2024 gesendet. Die Playlist und Literaturliste zum Podcast finden Sie in den Shownotes.

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    20 Min.
  • “Blitzkrieg Bop“- Ramones (USA, 1976)
    Aug 26 2024

    Der Vietnamkrieg war gerade vorüber. Mitte der Siebziger Jahre stand New York kurz vor dem Bankrott, die Midtown von Manhattan war ein Rattenloch überschwemmt mit Heroin und Amphetaminen. Gebäude verfielen und in den alten Fabriken quartierten sich immer mehr Künstler ein. Im New Yorker Punk Club CBGB’s traten bald schon Bands wie Television, die Ramones aus Queens und Patti Smith auf. Hier wurde die Energie von Abgehängten zu einem brandheißen Cocktail. Punk hatte seine Wurzeln auch im queeren absurden Theater, doch die Ramones sangen nun über männliche Stricher, “I’m a Nazi, Schatzi”, oder darüber Kinder zu verprügeln, oder zu tanzen wie im Blitzkrieg. Sie vereinten die Widersprüche Amerikas. Erst viel später wurden die Ramones zur essenziellen US-Punk-Band geadelt. Diese Dokumentation wurde in Ö1 am 26. August 2024 gesendet. Die Playlist und Literaturliste zum Podcast finden Sie in den Shownotes.

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    20 Min.