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Autor | |
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Spieldauer | 8 Std. und 2 Min. |
Bewertung von Audiblehörern | 4,5 / 5 |
Unsere Audible Essentials Bewertung von "Der Steppenwolf"
Story | ★★★☆☆ |
Originalität | ★★★★★ |
Spannung | ★★☆☆☆ |
Schreibstil | ★★★☆☆ |
Empfehlung | ★★★☆☆ |
Das Buch ist gut, weil …
sich die Geschichte fast nur um eine Hauptfigur dreht, den Steppenwolf, was eine eingehende Betrachtung seiner Persönlichkeit ermöglicht. Die Nebenfiguren, die im Laufe der Geschichte eingeführt und teilweise entwickelt werden, dienen dazu, um zusätzliche Nuancen seiner Wesensart zu offenbaren;
es zusätzlich zu Harry Hallers Aufzeichnungen, in der Ich-Form, auch zwei längere Abschnitte über den Steppenwolf enthält, die aus der Erzählperspektive einer dritten Person geschrieben sind. Das macht die Geschichte leichter zu verdauen und gleichzeitig tiefgründiger, da verschiedene Facetten des Protagonisten wahrgenommen werden;
das vage Ende den Roman noch intriganter macht. Die Leser werden im Unklaren darüber gelassen, ob Harry seine Tat tatsächlich vollbracht hat, oder ob es sich nur um eine Fiktion seiner Fantasie handelte. So sind die Leser gezwungen, selbst zu entscheiden und zu rekonstruieren, was tatsächlich geschehen sein könnte;
der Charakter und das Innenleben des Steppenwolfs sehr geheimnisvoll, komplex und dadurch faszinierend wirkt. Er ist sehr belesen und verweist immer wieder auf Kunstwerke und große Philosophen und Künstler der Vergangenheit, wodurch sich kleine Fenster in seine Persönlichkeit öffnen.
Das Buch ist nicht jedermanns Sache, weil …
die Leser Geduld brauchen, um die Geschichte auf sie einwirken zu lassen. Über weite Teile ist es eine tiefgründige Introspektive fast ohne jegliche Handlung; die Prosa ist eher komplex und sehr intensiv, manche Abschnitte müssen somit mehrmals gelesen werden, um sie vollständig erfassen zu können;
es keine besonders überraschenden Wendungen enthält, sondern sich die Geschichte plötzlich in etwas Metaphysisches verwandelt, was den Roman weniger zugänglich macht.
Zusammenfassung von "Der Steppenwolf"
Harry Haller ist der Steppenwolf, die Hauptfigur des Romans, die gleich im ersten Teil des Buches, im sogenannten Vorwort des Herausgebers, vorgestellt wird. Er ist ein Mann mittleren Alters, der sich von der Gesellschaft isoliert. iAls er nachts wie ein Wolf durch die Straßen der Stadt streift, stößt er auf ein magisches Theater mit dem Schild "Nur für Verrückte". Dort überreicht ihm ein geheimnisvoller Mann ein Büchlein mit dem Titel "Tractat vom Steppenwolf. Nicht für jedermann." Das Büchlein bietet eine äußere Analyse des Steppenwolfs und enthüllt dabei Details über sein Leben und seine Persönlichkeit, darunter seine Verachtung der bürgerlichen Gesellschaft, seinen Glauben, zwei Seelen zu haben, eine als Wolf und eine als Mensch, seine Selbstmordgedanken.
Nach langem Nachsinnen und in sich gekehrter Analyse lernt Harry Hermine kennen, eine Frau der Nacht. Sie wird schnell zu seinem Felsen, zu seinem Grund weiterzuleben. Sie macht ihm klar, dass er ihr gehorchen wird, und er stimmt dem gerne zu. Durch Hermine lernt Harry seine Geliebte Maria und Pablo, einen Musiker, kennen. Die Erzählung wird immer phantastischer, da Harry sich auf einer metaphysischen Suche befindet, um den Wert seines Lebens wiederzuentdecken, während er gleichzeitig wider seinen Willen die von Hermine ihm anvertraute Aufgabe erfüllen muss.
Die innere Analyse als Psychotherapie für die Hauptfigur und den Autor
Als "Der Steppenwolf" veröffentlicht wurde, hatte Hesse zwei gescheiterte Ehen hinter sich und eine bewegte Historie von Depressionen und Selbstmordgedanken. Aber er hatte auch ein starkes Interesse am Buddhismus und seinem Weg der Erleuchtung. Er war belesen und genoss alle Klassiker der Literatur und der Musik, er las die Schriften der Philosophen und wurde von Nietzsche ebenso beeinflusst wie von der aufkommenden psychologischen Wissenschaft (er war bereits ein enger Freund des Psychologen Carl Jung geworden). All dies ist in den zahllosen Zitaten widergespiegelt. Es ermöglichte ihm, seinen Zustand durch sein Alter Ego Harry Haller in einer ebenso gründlichen wie gnadenlosen Selbstanalyse darzustellen, und es gelang ihm somit eine endgültige Erlösung. Durch die oft schmerzhafte Entdeckungsreise des Harry Hallers schloss seine Seele endlich Frieden mit der Welt um ihn herum.
Seine Analyse des schmerzhaften Bewusstseins eines brillanten und wissbegierigen Geistes, der dazu verdammt ist, unter mittelmäßigen Sterblichen zu leben, und die anschließende Therapie, die er in einfachen irdischen Vergnügungen wie dem Lachen findet, sind Schritte auf einem Weg zur Erleuchtung, den viele noch immer zu gehen versuchen.
Charaktere von "Der Steppenwolf"
Harry Haller
Harry Haller ist der Steppenwolf, die Hauptfigur des Romans. Ein Mann mit einer scheinbar gespaltenen Persönlichkeit, der als ein Wesen der Steppe beschrieben wird, halb Mensch und halb Wolf. Harry ist eine äußerst komplexe Figur, seine Gedanken sind oft so intensiv, dass man sich schwertut, ihnen zu folgen.
Sein innerer Konflikt wird ausgetragen zwischen seiner verunsicherten menschlichen Seite, die sich nach Liebe und Gesellschaft sehnt, und seiner abenteuerlustigen Wolfsseite, die alles und jeden, der nicht er ist, leidenschaftlich verachtet. Allein im Genuss der reinen, hohen Kunst der Unsterblichen (darunter Novalis, Goethe, Händel, Mozart usw.) scheinen die beiden Seiten zu einem vorübergehenden Burgfrieden zu finden. Infolgedessen isoliert sich Harry oft von der Gesellschaft, scheint aber gleichzeitig einen gewissen Trost darin zu finden, die geordnete tägliche Routine der kleinen bürgerlichen Welt zu erleben, die er in seinen beiden inneren Gestalten so offensichtlich verabscheut.
Hermine
Hermine ist alles andere als eine zufällige Begegnung in einem Tanzlokal mit Jazzmusik. Sie wird eine anspruchsvolle und gleichzeitig fürsorgliche Freundin von Harry. Mit ihrem Auftauchen beginnt der Roman mehr und mehr in eine metaphysische, fast magische Welt einzutauchen, die zuweilen von Erotik durchzogen ist. Die Tatsache, dass ihr Name die weibliche Form des Vornamens des Autors ist, hat viele zu der Vermutung veranlasst, dass sie nichts anderes ist als eine weitere Verkörperung von Harry, dem Alter Ego des Autors.
Maria, Pablo und Gustav
Über Hermine lernt Harry das Paar Maria und Pablo kennen. Maria wird später Harrys Geliebte. Pablo ist leidenschaftlicher Saxophonist und ihm gehört das Magische Theater. Gustav ist ein Jugendfreund Harrys und inzwischen Theologieprofessor.
Kritik von "Der Steppenwolf”
Ein großer Teil der Erzählung weist Ähnlichkeiten mit dem Leben des Autors auf. Obwohl es viele autobiografische Bezüge in Hesses Werk gibt (die Depression, die Selbstmordgedanken, das Scheitern der Ehe aufgrund der psychischen Erkrankung seiner Frau, die starken negativen Reaktionen auf seinen pazifistischen Artikel), scheint der Roman eher ein autobiografischer Bericht über Hesses inneres Leben zu sein. Dies könnte eine Erklärung für den vielschichtigen, komplexen und bisweilen sehr elaborierten Stil sein.
Gleichzeitig wundere ich mich, ob Hesse, vielleicht eher unbewusst, auf diese Weise schrieb, um die Leser zu zwingen, innezuhalten und viele Passagen und Situationen zu interpretieren, so dass bei jeder Lektüre des Buches eine neue Perspektive entsteht.
Ich hatte außerdem den Eindruck, dass der Schreibstil auch Steppenwolf selbst widerspiegelt, ein Einzelgänger und sowohl eine seltsame, geheimnisvolle, komplexe und innerlich reiche Figur, die für andere Bürger gleichzeitig schwer zu verstehen und zu widerstehen ist. Das Buch ist, wie die Romanfigur, nicht leicht zu lesen; Hesse musste zugeben, dass dieser Roman häufiger und heftiger missverstanden wurde als seine anderen Werke.
Je weiter der Roman fortschreitet, je mehr magische oder metaphysische Elemente auftauchen, je mehr Liebe und Lust wieder in den Vordergrund treten, desto mehr unterliegt die wölfische der menschlichen Seite. Da berichtet er weniger über seine inneren Gedanken und Konflikte und mehr über seine sozialen Interaktionen. Die geringe Anzahl von Nebenfiguren zu Beginn des Romans zeigt Harrys extreme Einsamkeit, im Gegensatz zu den vielen Nebenfiguren, die gegen Ende des Romans plötzlich auftreten.
Wie Hesse findet Harry um seinen 50. Geburtstag herum wieder Gründe, das Leben in vollen Zügen zu genießen, indem er seine Grenzen und die seiner Umgebung anerkennt und einsieht, dass Lachen das beste Heilmittel sein kann. In diesem Sinne wurde "Der Steppenwolf" auch als psychologischer Roman beschrieben.
Was andere über "Der Steppenwolf” sagen:
Kritiker nannten den Roman 1927 "ein seelenzerwühlendes Bekenntnisbuch" und lobten den "grausam ehrlichen Dichter". In Baden-Württemberg ist Der Steppenwolf derzeit Pflichtlektüre für das Deutschabitur. Wie lesen wir dieses Werk des Literaturnobelpreisträgers heute?
Thomas Mann fand das Buch experimentell gewagt, Generationen junger Menschen haben es verschlungen. Dabei erinnert Hermann Hesses Steppenwolf an eine langatmige Therapiesitzung - und zählt zu den humorlosesten Büchern der Literaturgeschichte.
Dieses Buch treibt dem denkenden Leser die Tränen in die Augen. Es räumt auf mit der Oberflächlichkeit der Menschen, ihrem Leben und unserer Gesellschaft. Heute aktueller denn je, völlig zeitlos. Hesse ist Richter und Henker der Gesellschaft. Er verurteilt sie zum Tode durch langsames Ersticken. Zurecht.
Ausgewählte Audible Bewertungen
★★★★★ “Der 'Steppenwolf' an sich ist schon eines der besten und tiefgründigsten Bücher, die ich kenne. Nur Steppenwölfe können ihn verstehen, der Rest liest ihn einfach…”
Audible-Hörer Cord-Hendrik
★★★★☆ “Interessante Philosophisch-Psychologische Studie erzählt in mehreren Ebenen mit surrealem Ende - Spannender Einblick in den intellektuellen Zeitgeist Berlins der späten 20er Jahre.”
Audible-Hörer:in Dr. No
★★★ “Ich lese gern Hesse. Mich stören hier die Aussagen zu schwarzen Menschen. Die rassistischen Kommentare sind nicht zu ertragen auch nicht für mich als weißen Europäer.”
Audible-Hörer Lukas Zanzinger
FAQ zu "Der Steppenwolf"
Wann erschien der Roman "Der Steppenwolf" von Hermann Hesse?
Der Roman “Der Steppenwolf” wurde 1927 veröffentlicht, nach einer Zeit der persönlichen Krise und des inneren Zerreißens des Autors, der im selben Jahr 50 Jahre alt wurde. Wie Harry Haller hatte auch Hermann Hesse Selbstmordgedanken und beschloss irgendwann, seinen 51. Geburtstag nicht mehr zu erleben. Wie der Steppenwolf konnte aber auch Hesse diese Lebenskrise überwinden.
Was hat uns der Steppenwolf heute noch zu sagen?
Der Roman folgt einer Erzählung, die im Kontext der modernen Stadt angesiedelt ist, wobei die Spannung durch den ständigen Vergleich mit früheren Epochen entsteht. Das Gefühl der Entfremdung wird nicht durch die Handlung verursacht, im Gegenteil: Die Handlung ist das eigentliche Ergebnis dieser Entfremdung (auf der gleichzeitigen Suche nach Selbstfindung), die durch die unvermeidlichen strukturellen Veränderungen der Weltordnung verursacht wird.
Ist "Der Steppenwolf" eine wahre Geschichte?
Die Geschichte wurde zweifellos durch Hesses persönliches Leben inspiriert, was durch zahlreiche Parallelen im Roman bestätigt wird. Die eigene psychische Verfassung des Autors, bis hin zur Veröffentlichung des Romans, spiegelt sich auch stark in der Person von Harry Haller wider. Man kann also behaupten dass Harry, der nicht zufällig die gleichen Anfangsbuchstaben wie der Autor hat, Hesses Alter Ego ist. Im Roman werden aber auch Ereignisse geschildert, die offensichtlich aus einer lebendigen Fantasie entstanden und die als Metaphern zu verstehen sind. In diesem Sinne bleibt der Steppenwolf eindeutig ein Werk der Dichtung.
Ist "Der Steppenwolf" depressiv?
Die Antwort ist sehr subjektiv und hängt sehr stark von der Einstellung und Laune des Lesers ab. Eine plausible Sichtweise ist, dass der Roman eine Suche nach dem inneren Selbst darstellt, durch die Linse eines Mannes mittleren Alters betrachtet, der den Mut findet, einschneidende Momente seiner Jugend wieder zu erleben, um die gegenwärtige Schwächung seiner Seele zu überwinden. Schließlich gelingt ihm dies, und in diesem Sinne kann der Roman als psychologische oder sogar psychoanalytische Erzählung betrachtet werden.
Wissenswertes
Obwohl der Roman in den 1920er Jahren spielt, gelingt es Harry, gegen Ende des Romans durch magische Ereignisse Mozart zu treffen, den er absolut verehrt. Nach Harrys Meinung ist Mozart einer der Unsterblichen, die in dem gleichnamigen Gedicht erwähnt werden, das Harry auf die Rückseite einer Weinkarte geschrieben hat.
Beim Film, das sich Harry im Kino ansieht, handelt es sich um den Stummfilm "Die Zehn Gebote", der 1923 in die Kinos kam und sofort ein Kassenschlager wurde. Der Film wurde für seine atemberaubenden Szenen gelobt, darunter die Teilung des Roten Meeres, die selbst der sonst so technikskeptische Harry bewunderte.
Wie Harry im Roman, so schrieb auch Hesse eine Kolumne mit pazifistischer Untertöne in einer Zeitung, welche die nationalistische Stimmung vor und während des Ersten Weltkriegs nicht widerspiegelte. Sein Beitrag "O Freunde, nicht diese Töne" erschien 1915 in der Neuen Zürcher Zeitung und brachte ihm viele Feinde ein.
Das Gefühl, dass die Technik die menschlichen Begegnungen ersetzen könnte, war bei Hesse sehr ausgeprägt, und nirgendwo hat er es präziser vorausgesagt als in "Der Steppenwolf": “Und das alles, ebenso wie heute die Anfänge des Radios, den Menschen nur dazu dienen werden, von sich und ihren Zielen wegzufliegen und sich mit einem immer dichteren Netz von Zerstreuung und nutzlosem Beschäftigtsein zu umgeben.”
Über den Autor Hermann Hesse
Hermann Hesse wird 1877 als Sohn protestantischer Missionare in Calw (Baden-Württemberg) geboren. Schon früh zeigt er einen neugierigen und freien Geist, sehr zur Besorgnis seiner Eltern. Er liest gerne und oft und saugt viel von den verschiedenen Landschaften auf, die ihn auf den Reisen seiner Familie umgeben, von den Erzählungen seines deutsch-baltischen Vaters oder seiner in Indien geborenen Großmutter mütterlicherseits. Er beginnt und beendet abrupt eine Reihe von Schulen und Lehrstellen, um schließlich Buchhändler zu werden. Die Welt der Bücher ist sein natürlicher Lebensraum, er beginnt Gedichte zu schreiben, die er 1902 zu veröffentlichen beginnt. Zwei Jahre später veröffentlicht er seinen ersten Roman "Peter Camenzind", der ein Erfolg wird und den Startschuss für seine literarische Karriere gibt, die 1946 mit dem Nobelpreis für Literatur gekrönt wird.
Seine Verachtung für das bürgerliche Milieu, sein Interesse für das Metaphysische und insbesondere für den Buddhismus, seine Antikriegshaltung sind Themen, die ihn für den Rest seines Lebens auszeichnen und begleiten werden.
1899 verließ er Deutschland, und wohnte seitdem in verschiedenen Städten in der Schweiz, wo er das Bürgerrecht erhält.
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