Das Übergangsmanagement muss effizienter werden: Im dritten Teil „Tod für Fortgeschrittene“ ist der Außendienst abgeschafft, Fine wickelt die Todesfälle im Callcenter ab. Was ändert sich noch für die Übergangsmanagerin?

Das ist bereits die größte Veränderung. Für Fine bedeutet das, dass sie keinen persönlichen Kundenkontakt mehr hat. Neu ist auch, dass die Übergangsmanager in Zweierteams arbeiten. Fine bekommt Ronnie zugeteilt, der im zweiten Teil noch Praktikant war. Das ist ein schöner Sidekick, und es zeigt: Auch der Tod muss angelernt werden.

Sobald Fine auftaucht, fragen sich die Menschen, ob sie alles richtig gemacht haben. Fine fragt sich, wie es B-4233 wohl geht. Sehen sich die beiden wieder?

Diesmal nicht. Aber es ist noch nicht das Ende zwischen Fine und Paul.

Es wird also einen vierten Teil geben?

Oh, ich hoffe sehr, dass Karen Elste die Geschichte weitererzählt! Das Übergangsmanagement hat einen süßen, tief philosophischen Ansatz, ohne moralisierend zu sein. Das finde ich schön.

Das Übergangsmanagement

Wie hat sich Fines Figur im dritten Teil weiterentwickelt?

Sie ist einerseits ein bisschen abgestumpft, weil sie mehr Routine im Job hat und ganz unterschiedlichen Sterbenden begegnet ist. Ihre persönliche Weiterentwicklung besteht darin, dass sie sich tiefere Fragen stellt, die wir uns alle stellen: Ist es das jetzt? Bin ich angekommen? Es wird auch für sie existenzieller, und sie geht einen Schritt weiter in die Vermenschlichung.

__Erkläre doch bitte kurz, was genau Fine ist. __

Sie ist halb Mensch und halb Tod. Alle Übergangsmanager führen ein ganz normales Leben. Sie müssen auch wohnen, essen, duschen, schlafen, können sich aber unsichtbar machen. Im ersten Teil wurde Fine selbst abgeholt, jetzt ist sie schon eine erfahrene Übergangsmanagerin.

Wie ist Fine denn mit all ihren menschlichen Seiten?

Fine ist ein sehr komplexer Charakter, weil man weiß, dass sie aus ihrem vorherigen Leben nichts wissen darf. Trotzdem ist sie ein normaler Mensch mit Gefühlen, mit Erinnerungen, mit Emotionen, und sie ist schon sehr konsequent in ihren Ansichten. Sie hat kein Problem damit ihre Meinung zu äußern, gerade gegenüber den Leuten, die ihr nicht glauben, dass sie der Tod ist oder dass der Tod auch endlich mal weiblich ist. Da kann sie schon aus der Haut fahren. Bei aller Unklarheit, die ihr eigenes voriges Leben betrifft, ist sie trotzdem in ihrer Art den Job auszuführen, sehr klar. Das mag ich sehr an ihr.

Was hat dich daran gereizt, den weiblichen Tod zu spielen?

Wenn ich eine Anfrage und damit ein Buch bekomme, dann streiche ich immer mit dem Daumen über die Blätter und mache irgendeine Seite auf. Das war in diesem Fall die Szene mit Sven Krüger, dem Fußballfan, der sagt, er kann jetzt nicht sterben, weil morgen Union gegen Pauli spielt. Ich lag vor Lachen auf dem Boden bei dieser vollkommen aus dem Zusammenhang gegriffenen Szene. Dann wollte ich wissen, worum es geht, habe das Buch gelesen und sofort zugesagt. Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen, dass es so etwas wie das Übergangsmanagement gibt.

Die Übergangsmanagerin

Was unterscheidet sie von den männlichen Kollegen?

Fine macht nicht so viel anders als die Übergangsmanager. Sie ist einfach nur eine Frau und muss sich dementsprechend behaupten, weil viele nicht wahrhaben wollen, dass der Tod auch weiblich sein kann.

Der Übergangsmanager

Hat sich durch Fine dein Denken über das Leben und den Tod verändert?

Platt gesagt ist die Message dieses Hörspiels: „Mach Dir jeden Tag schön.“ Selbst wenn das Leben nicht nur aus schönen Momenten besteht, Hinfallen gehört ja auch dazu. Aber versuche noch viel mehr, mir selbst schöne Momente zu schaffen, zum Beispiel durch Soulfood. Als ich ein Kind war, gab es oft süße-saure Eier. Die mache ich mir oft, wenn es mir nicht so gutgeht.

Wie bereitest du dich vor, wenn du ein Hörbuch einsprichst?

Meine Vorbereitung für solche Hörbuchaufnahmen besteht darin, das Buch komplett in- und auswendig zu kennen, es also öfter zu lesen – einmal für mich in Ruhe, dann ein paar Passagen laut, um zu gucken, welche Stimme man welchem Charakter geben kann. Dann mache ich mir sehr viele Gedanken über die einzelnen Figuren und schreibe sowas wie eine kleine Rollenbiografie, um auch in kurzen Sprechdialogen viel vermitteln zu können. Die Vorbereitung besteht auch darin darauf zu achten, eine Woche vor der Aufnahme die Stimme zu schonen, damit man überhaupt antreten und einlesen kann.

Hörst du selbst gerne Hörbücher?

Ich bin der Typ, der immer noch gerne selber liest. Ich brauche ein Buch, ich brauche Papier, ich brauche den Geruch von Papier. Zuletzt habe ich "Bis an das Ende der Nacht" von Christopher Coake gelesen und "All die unbewohnten Zimmer" von Friedrich Ani. Tatsächlich ist sind Hörbücher und Podcasts bisher total an mir vorbeigegangen. Umso schöner aber, ein Hörbuch einlesen zu dürfen, damit es andere hören.

Josefines (Hör-)Buchtipps:

Middlesex
Die Geschichte der Bienen
Von Männern, die keine Frauen haben
Rückwärtswalzer oder Die Manen der Familie Prischinger