Äußerst realistisch und tiefgründig sind französische Krimis seit ihrem Ursprung mit den Klassikern von Maurice Leblanc und Georges Simenon. Das macht sie besonders und besonders beliebt in der Kriminalroman-Szene. Auch zahlreiche deutsche Autoren haben sich den Frankreich-Krimis verschrieben – das beliebte Urlaubsland der Deutschen ist offenbar die perfekte Kulisse für knifflige Mordfälle.

Ob in den duftenden Lavendelfeldern der Provence oder an der mondänen Côte d'Azur, in der quirligen Metropole Paris oder an der stürmischen Atlantikküste: Die französischen „Chefs de Police“ sind Charmeure und zugleich begnadete Detektive. Berühmte Figuren von Kommissar Maigret bis Inspektor Durand lösen scharfsinnig-elegant jedes noch so brisante Verbrechen.

Französische Krimi-Klassiker: Von Gaboriau bis Simenon

Cosy Crime vom Feinsten: Im Fokus der klassischen Kriminalromane steht nicht die Grausamkeit eines Verbrechens, sondern die psychologischen Hintergründe der Ermittler, ihre Eigenheiten und ihr Seelenleben. Die Kulinarik und die landschaftliche Atmosphäre sind weitere zentrale Elemente.

Frei nach „Das Leben schreibt die schönsten Geschichten“ machte Étienne Émile Gaboriau (1832 – 1873) eine reale Person zum Protagonisten seiner Krimis. Hinter Inspektor Lecoq steckt Eugène François Vidocq (1775 – 1857): ein verurteilter Krimineller, der zum erfolgreichen Polizisten wurde. Sein verblüffendes Leben lieferte dem Autor genügend Stoff für komplexe Plots. Diese strickte er um soziale Spannungen und politische Intrigen im damaligen Frankreich herum. Wie in seinem Debüt-Roman Die Affäre Lerouge: Er basiert auf dem real geschehenen Mord, für den Gaboriau als Journalist recherchierte. Damit legte er den Grundstein für die realitätsnahen französischen Krimis und gilt verdienterweise als ihr Urvater.

Arsène Lupin gegen Herlock Sholmès - Das Duell der Meister

Zwar hat er es nie zugegeben, doch auch der Schriftsteller Maurice Leblanc (1864 - 1941) ließ sich wohl von einem französischen Anarchisten inspirieren. 150 verübte Einbrüche und mehr als 20 Jahre Gefängnis – damit war Marius Jacob genau richtig, um Modell für Leblancs bekannteste Kunstfigur zu stehen. Der mysteriöse Meisterdieb Arsène Lupin begeht überwiegend politische Diebstähle. Seine Identität kennt niemand, denn der Verwandlungskünstler schlüpft immer wieder in neue Masken. Nicht einmal der brillante Detektiv Herlock Sholmès, den der Autor „zur Hilfe holt“ – wie in Arsène Lupin gegen Herlock Sholmès - Das Duell der Meister – vermag den charmanten Gentleman-Verbrecher aufzuspüren.

Der erste Krimi mit dem Meisterdieb war zunächst als kleines Abenteuer à la Sherlock Holmes angedacht. Doch der Roman begeisterte das französische Publikum so sehr, dass Leblanc über Nacht zum populären Krimiautoren wurde und seine Karriere fast ausschließlich diesem Protagonisten widmete. Die Arsène-Lupin-Reihe zählt 20 Romane, zwei Theaterstücke und zahlreiche Kurzgeschichten.

Vom Meisterdieb zum Meisterdetektiv: Romane um den Ermittler André Brunel von Pierre Boileau (1906 - 1989) zählen ebenfalls zu den beliebten Klassikern der französischen Kriminalliteratur. Den großen Durchbruch schaffte der studierte Sozialarbeiter, als er nach dem zweiten Weltkrieg den Professor für Literatur und Philosophie Thomas Narcejac kennenlernte. Die beiden [französischen Autoren](https://www.audible.de/ep/autoren-frankreich "Französische Schriftsteller"") schrieben fortan gemeinsam. Ihre nervenzerreißenden Psychothriller wie Vertigo inspirierte zahlreiche Regisseure. Zum Beispiel Alfred Hitchcock, dem mit „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“ einer der spannendsten Thriller seiner Zeit gelang.

Maigret und seine Skrupel

Georges Joseph Christian Simenon (1903 - 1989) läutete eine neue Ära in der Geschichte der französischen Krimis ein: Als einer der ersten ausländischen Schriftsteller schenkte der gebürtige Belgier der Welt den bedeutendsten fiktiven Ermittler des 20. Jahrhunderts. Äußerst intuitiv, etwas altmodisch und überaus ruhig löst Kommissar Maigret nahezu jeden Fall. Der grüblerische Maigret begleitete den unsteten, ruhelosen Simenon durch insgesamt 75 Romane.

Das Geheimnis des Erfolgs von Simenon? Sein ganz eigenes Interesse am Menschen und sein Spürsinn für verbrecherische Logik. Zu seinem literarischen Erbe gehören außerdem 120 Non-Maigret-Romane und seine „Intimen Memoiren“: eine Autobiographie mit über 1000 Seiten. Sie ist ebenso mitreißend wie die Frankreich-Krimis des Ausnahmeautors.

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Zeitgenössische Krimiautoren aus Frankreich: Ein buntes Potpourri

Die zeitgenössischen Krimiautoren wenden sich bevorzugt den realen Ereignissen in ihrem Heimatland zu. Im Gegensatz zu Krimi-Klassikern bedienen sie das Genre Cosy Crime eher wenig. Ihre Frankreich-Krimis sind häufig brutaler, ihr Schreibstil weniger „gemütlich“ und die Themen brisant-politisch: Attentate, Männer-Vergewaltigungen, rätselhafte Morde in Mafia-Clans.

Eine der wenigen Ausnahmen in dieser Hinsicht ist Fred Vargas. Ihre Krimis sind ernst und anspruchsvoll, jedoch nicht brutal. Hinter diesem Künstlernamen verbirgt sich Frédérique Audoin-Rouzeau, die als Archäologin in einem Forschungsinstitut in Paris arbeitet. Mit weltweit zwei Millionen verkauften Büchern gilt die Bestsellerautorin als „Königin des französischen Kriminalromans“, gekrönt mit zahlreichen Literaturpreisen.

Vergas Werke gehen unter die Haut: Sie lässt den Leser tief in die Gefühlswelt ihrer Helden eintauchen. Die Handlungen in ihren Paris-Krimis sind grotesk und surreal, bleiben jedoch logisch. Die Romanfiguren sind skurril und liebenswürdig. Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg, zentraler Held ihrer Werke, ist ein Träumer und Einzelgänger. Er vertraut lediglich seiner Intuition und löst komplizierte Fälle auf unerwartete Weise.

Pierre Lemaitre, ein weiterer preisgekrönter zeitgenössischer Krimiautor aus Frankreich, lässt sich in Werken von literarischen Vorbildern wie Émile Gaboriau und dem amerikanischen Schriftsteller James Ellroy inspirieren. Zu seinen bekannten Kriminalromanen zählen Opfer, Ich will dich sterben sehen und Alex (La Trilogie Verhoeven), bei Audible auf Französisch erhältlich.

Alex

Im Exklusiv-Interview mit Audible gibt Pierre Lemaitre spannende Einblicke in die französische Krimi-Kultur.

Seine erfolgreichen Romane wiederum sind oft sozialkritisch und beruhen auf wahren Begebenheiten. Wie Die Farben des Feuers, sein Gesellschaftsroman und ein beeindruckendes Zeitpanorama über die Grande Nation der frühen Dreißigerjahre.

Die Farben des Feuers

Patrick Pécherot, der 2002 mit dem „Grand Prix de Littérature Policière“ ausgezeichnete Journalist, führt die französische Krimi-Tradition weiter. Er widmet seine Romane ebenfalls den sozialen und politischen Themen seines Heimatlandes. So entführt seine prämierte Paris-Trilogie Zuhörer in die Stadt der Liebe der Zwanziger- bis Vierzigerjahre. Die Liebe wird in den Jahren zwischen den Weltkriegen allerdings von allerlei Verbrechen überschattet. Düster, gefährlich und ungemütlich zieht die französische Hauptstadt Waffenschmuggler, Zauberkünstler, Psychopathen und andere obskure Gestalten magisch an. Der perfekte Schauplatz für Schandtaten, denen der anarchistische Privatdetektiv Nestor Burma nachgeht.

Paris Trilogie

In diesen Paris-Krimis trifft romantische Kulisse auf nervenaufreibende Fälle.

Deutsche Schriftsteller, die französische Krimis schreiben

Erstaunlicherweise bringen ausgerechnet die deutschen Krimi-Autoren etwas mehr Lokalkolorit in die französische Krimi-Landschaft. Das mag an ihrer besonderen Beziehung zu Frankreich liegen – der Wahlheimat vieler von ihnen. Sie laden ihre Leser in traumhafte Pinienlandschaften oder an endlose Sandstrände ein, übermitteln zahlreiche landeskundliche Details und preisen gekonnt das Savoir-vivre an – das besondere französische Lebensgefühl. Das macht ihre Kriminalromane zwar etwas „leichter“, aber keinesfalls weniger anspruchsvoll.

Ähnlich wie diese Autoren selbst verschlägt es ihre Protagonisten aus der quirligen Hauptstadt in die lieblichen französischen Provinzen – von Bretagne bis Provence. Selbstverständlich finden diese in der ländlichen Idylle keine Ruhe, dafür jede Menge raffinierte Verbrechen.

Manche Schriftsteller publizieren unter einem Künstlernamen und fügen sich so noch harmonischer in die französische Literatur-Szene. Die Hamburgerin Sophie Bonnet etwa lebt in ihrer atmosphärischen Frankreich-Krimi-Reihe Provenzalische Verwicklungen nicht nur ihre Leidenschaft für einen guten Plot, sondern ihre Liebe zur Provence und zur französischen Küche aus. Auch der Realitätsbezug kommt nicht zu kurz. Ihr authentischer Stil beschert der erfolgreichen deutschen Autorin dauerhaft einen sicheren Platz auf der Bestsellerliste.

Für Bonnet ermittelt Pierre Durand. Der dickköpfige, aber liebenswerte provenzalische Detektiv hat Paris den Rücken gekehrt. Er kümmert sich inmitten von Lavendelfeldern, Olivenhainen und Weinbergen um Recht und Ordnung in der malerischen Region.

Im aktuellen siebten Fall Provenzalischer Stolz ermittelt er verdeckt im Emigranten-Milieu, bei dem es scheinbar um einen Konflikt zwischen den Kulturen handelt.

Provenzalischer Stolz

Dieser deutsche Schriftsteller „versteckt“ sich ebenfalls hinter einem französischen Pseudonym: Jörg Bong alias Jean-Luc Bannalec. Sein offensichtliches Faible für den westlichen Zipfel Frankreichs treibt ihn zum regelmäßigen Tapetenwechsel an: Er lebt in Frankfurter am Main und im bretonischen Finistère. Mit sehr traditionell erzählten Bretagne-Krimis nimmt er Fans ins Land der Legenden und mystischen Geschichten mit. Sie enthalten viel Lokalkolorit, sind atmosphärisch dicht erzählt, stringent und fast unblutig. Bis auf die Morde, versteht sich – in denen Bannalecs eigensinniger Kommissar Dupin ermittelt.

Wie Bonnets Inspektor Durand tauscht der kauzige Dupin die französische Hauptstadt gegen die Provinz, wenn auch nicht ganz freiwillig. Doch in der ländlichen Idylle geht es bei weitem nicht so ruhig zu, wie er denkt: Familienkonflikte, Liebesdramen und Verbrechen aus Eifersucht oder Habgier, von allem ist ein wenig dabei.

Die ersten acht Bände der Dupin-Reihe wurden von ARD bereits verfilmt. Im neunten Fall für den smarten Kommissar serviert der preisgekrönte Autor Jean-Luc Bannalec Bretonische Spezialitäten vom Feinsten – inklusive heimtückischer Mordserie und entsetzlicher Familiengeheimnisse.

Bretonische Spezialitäten

Nach Nordfrankreich begleitet Fans des französischen Krimis die deutsche Autorin Maria Dries. Die studierte Sozialpädagogin lebt zwar in einem Bauernhaus in der Fränkischen Schweiz und urlaubt seit vielen Jahren in der liebgewonnenen Normandie. So spielen auch die meisten ihrer Frankreich-Krimis mit Kommissar Philippe Lagarde an der wild-rauen Atlantikküste. Eigentlich wollte sich der Ermittler im malerischen Dorf Barfleur zur Ruhe setzen. Doch die zum Träumen schöne Normandie zeigt schnell ihre gefährlichen Seiten, sodass ein Abenteuer nach dem anderen den ehemaligen Commissaire de Police auf Trab halten – in mittlerweile elf Normandie-Krimis.

Mit ihrem neuesten Werk Das Grab im Médoc macht Maria Dries einen schriftstellerischen Abstecher nach Bordeaux. Hier geht es um mysteriöse Morde zwischen Weinreben – und um die teuersten Spitzenweine der Region, die spurlos aus bekannten Weingütern verschwinden

Das Grab im Médoc

Lust auf kulinarische Krimis?

Cay Rademachers Frankreich-Liebe geht noch tiefer: 2013 brach er alle Brücken zu Deutschland ab und wanderte in die Provence aus, wo er mit seiner Familie in einer alten Ölmühle wohnt. Hier, zwischen Mittelmeer und Alpen, entdeckt er zwar auch düstere Ecken, die perfekte Schauspielplätze für seine beliebten Provence-Krimis liefern. Er lässt seine Fangemeinde großzügig an den landschaftlichen Schönheiten der uralten Region teilhaben – unter anderem auf seinem Blog über das Leben in Le Midi „Briefe aus der Provence“.

Sujets für seine Geschichten liefern oft reale Verbrechen vor Ort, die Cay Rademacher mitverfolgt. Entsprechend authentisch stellt er Details rund um die Ermittlungen von Capitaine Roger Blanc dar. Der ehemalige Pariser Korruptionsermittler deckt im malerischen Ambiente – zwischen engen Gassen und blühenden Lavendelfeldern – dunkle Familiengeheimnisse auf, untersucht merkwürdige Flugzeugabstürze oder stößt auf tote Taucher und wildgewordene Kampfstiere.

Die mittlerweile siebenteilige Provence-Krimi-Reihe um Roger Blanc ist bei Audible als ungekürzte Hörbuchfassung zum Download verfügbar.

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Verlorenes Vernègus. Ein Provence-Krimi

Oh là là, Provençe: Entdeckt mehr Provence-Krimis.

Parlez-vous français? Französisch lernen mit Krimis

Bekanntlich sprechen die Franzosen am liebsten ihre Muttersprache. Das sollte all denen nicht im Wege stehen, die das Land auch ohne Sprachkenntnisse bereisen möchten. Wie wäre es mit einer Mischung aus spannungsgeladenem Krimi-Hörbuch und effektivem Sprachtraining um Französisch zu lernen? Die Compact Lernkrimi-Hörbücher von Rosemary Luksch kommen doch wie gerufen:

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