Kategorie "Beste Interpretin"

Preisträgerin: Elisabeth Schwarz

Anne-Marie die Schöhnheit von Yasmina Reza erzählt die Lebensgeschichte einer alternden Schauspielerin, die es - vielleicht auch aufgrund mangelnder Schöhnheit und Talent - nie über das Pariser Vorstadttheater hinausgeschafft hat, während ihre Freundin den Erfolg auf der Bühne und in der Liebe feierte.

Die Preisträgerin, Elisabeth Schwarz, ist selbst Schauspielerin und hat mit ihren 82 Jahren die perfekte Erfahrung, um den inneren Monolog von Anne-Marie authentisch wiederzugeben. Sie lässt die Protagonistin plaudern, springen, irrational sein in ihrer emotionalen Ich-Erzählung. Die Preisträgerjury spricht von einer "wundervoll virtuosen Interpretation", die "nichts Geringeres als die Tragik menschlicher Existenz" verhandelt.

Anne-Marie die Schönheit

Kategorie "Bester Interpret"

Preisträger: Alexander Fehling

Das Thema ist schwerer Stoff: Mit dem kühlen Blick eines Naturwissenschaftlers schaut Autor Primo Levi in Ist das ein Mensch? auf das Jahr zurück, das er von 1944 bis 1945 in Auschwitz verbrachte.
Vielleicht trifft Sprecher Alexander Fehling den richtigen, distanziert melancholischen Ton der Erzählung deshalb so gut, weil er als Schauspieler bereits in zwei Filmen über den Holocaust mitgespielt hat und beim Dreh in Auschwitz die Buchvorlage für das Hörbuch las. Dort, so sagt er, stieß auch er an seine Grenzen. Für die Jury verschmilzt Fehling mit dem Autor und erzählt "unaufgeregt, mit großer Genauigkeit, ohne jegliches Pathos." Zurecht wird von einer Lesung gesprochen, die "viel Raum lässt für die Unfassbarkeit der Geschichte" und über die Entmenschlichkeit von Menschen.

Ist das ein Mensch?

Kategorie "Bestes Hörspiel"

Regisseur und Komponist Klaus Buhlert hat sich einen Namen gemacht für die Vertonung von unmöglichen Stoffen. Wie ein solcher wirkt auch Thomas Pynchons Parabel über einen Mann, der beim Herannahen einer eigentlich unhörbaren V2-Rakete eine Erektion bekommt und für die Alliierten im zweiten Weltkrieg deshalb als "Frühwarnsystem" interessant wird. Buhlert, der auch die Musik für die surreale Geschichte Die Enden der Parabel komponiert hat, sagt von sich, er krieche in den Autor hinein und sei fasziniert von großen Gedanken, die viel Zeit im Studio erfordern, um sie umzusetzen. Die Jury bescheinigt dem herausfordernden Hörspiel "eine eigene Klangsprache jenseits des Illustrativen" und bezeichnet es als ein Projekt, das "an Kühnheit, Prägnanz und Leichtigkeit nicht zu übertreffen" sei.

Die Enden der Parabel

Kategorie "Bestes Kinderhörbuch"

Ahmet, Der Junge aus der letzten Reihe, hat auf der Flucht aus Syrien nach England seine Eltern verloren. Um dem traurigen, von einem Quälgeist in der Klasse gemobbten Jungen zu helfen, setzen die neunjährige Alexa und ihre Freunde alles in Gang, was geht, um seine Eltern zu finden. Sie suchen sogar Unterstützung an oberster Stelle: bei der Queen. Die Kinderjury, die das von Onjali Q. Raúf geschriebene Hörbuch ausgezeichnet hat, emfpiehlt es, "Weil es zeigt, wie wichtig es ist, gute Freunde zu haben, die immer zu einem halten." Die Themen Fremdenfeindlichkeit, Mobbing und Zivilcourage könnten aktueller nicht sein, und die helle, mädchenhaft-warme Stimme von Sprecherin Birte Schnöink nimmt junge Hörer bestens an die Hand. Eine Geschichte, die klar und deutlich Stellung bezieht zu Fairness und Freundschaft.

Der Junge aus der letzten Reihe

Kategorie "Beste Unterhaltung"

Thomas Hürlimann folgte einer Familientradition, als er in den 60ern mit zwölf Jahren in ein klösterliches Internat eintrat. Ohne Manuskript, frei heraus, im Gespräch mit dem Regisseur, berichtet Hürlimann in Einsiedeln von seinen Erfahrungen. Er berichtet von einer strengen, harten Zeit, aber auch von guten Lehrern, und sein luzides Erzählen ist begleitet von Detailreichtum und Humor. Das ist eine persönliche Geschichte, aber auch ein spannendes Zeitgeist-Dokument. Die Jury verglich das das Hörbuch mit einem Spaziergang durch die Schweizer Berge in Begleitung eines Schriftstellers, "es zieht ein Unwetter auf und Sie flüchten sich in eine urige Berghütte - dort sind Sie beide allein, und während es draußen gießt, beginnt der Mann aus seiner Jugend zu erzählen."

Einsiedeln

Kategorie "Bester Podcast"

__Preisträger: Museum für Naturkunde Berlin und Lukas Klaschinski / Auf die Ohren GmbH für den Podcast "Beats & Bones"
__

Erst zum dritten Mal wurde dieser Preis vergeben, und mit Beats & Bones geht er an einen Podcast, der Wissensvermittlung und Unterhaltung perfekt miteinander verbindet. Der Moderator (und studierte Psychologe) Lukas Klaschinski, den ihr vielleicht vom Audible Original Podcast 180 Grad kennt, lässt uns locker, nerdig und Neugierde erweckend im Zusammenspiel mit Wissenschaftlern hinter die Kulissen des Naturkundemuseums Berlin blicken und darüber hinaus, in die verschiedenen Felder der Forschung. Gutes Storytelling, gekonntes Sounddesign und Sprecherin Ute Güldag runden Beats & Bones ab. "Der Podcast", so die Jury, "öffnet die Ohren für die Faszination der Natur und die großen Fragen des Lebens, und er inspiriert zu einem nachhaltigen Umgang mit der Erde." Das Format versprüht Begeisterung für Wissenschaft, die ansteckt. Anzuhören auf verschiedenen Podcast-Plattformen sowie auf der Homepage des Museums selbst.

Wer sich die die Radiosendung zur Preisverleihung anhören möchte, kann das noch ein ganzes Jahr lang bis zum 26.05.2022 in der Mediathek von WDR5 tun - dann wird es wieder an der Zeit, die nächsten Gewinner-Titel für den Deutschen Hörbuchpreis zu küren. Im Frühjahr 2022 hoffentlich wieder vor Ort, im Funkhaus in Köln, bei einer großen Gala, wie es sich gehört.