Es ist nie zu spät, seine Träume zu verwirklichen. Vor gut einem Jahr wagte ich den Schritt und ließ mich zur Sprecherin ausbilden. Seitdem nehme ich privat Sprech-und Schauspielunterricht, um hoffentlich bald regelmäßig für Synchron, Hörbuch und Hörspiel im Studio zu stehen. Ich liebe es, mit meiner Stimme zu spielen und Figuren sowie Geschichten einen Klang zu verleihen. Letztes Jahr durfte ich bereits den Wahlwerbespot der Grünen für die Landtagswahl in Sachsen sprechen. Ich habe fleißig Demos aufgenommen, um zu zeigen, dass ich alle Genres beherrsche und dass meine Stimme wandelbar ist.

Sprechen bedeutet ja nicht gleich Sprechen. Nachrichten werden anders gesprochen als Werbung. Und ein Kinderbuch wird natürlich nicht so gelesen wie ein Krimi. Das gilt es alles zu lernen. Sprechen kann nicht jeder, auch wenn viele das so sehen. Sprechen ist wie ein Musikinstrument lernen. Jeden Tag sollte man üben, um seine Virtuosität zu verbessern.

Anfang dieses Jahres war es für mich so weit: Ich hatte meinen ersten Sprechervertrag für ein Hörbuch auf dem Tisch. Aber nicht für irgendein Hörbuch, sondern für mein eigenes Buch! Ja, ich habe ein Buch geschrieben. Ein richtiges, echtes, verlegtes Buch! Auch ein Kindheitstraum von mir. Es heißt „Glanz und Gloria – der Universalreiniger für ein besseres Leben“ und es handelt tatsächlich von Reinigung. Aber nicht nur vom Wohnungsputz, sondern auch davon, wie wir uns von falschen Annahmen reinigen, wie wir toxische Freundschaften loswerden, es geht um Psychohygiene, Schlafhygiene und so viel mehr. Ein echter Reinigungsallrounder.

Glanz und Gloria

Als wäre das nicht schon aufregend genug, teilte mein Verlag mir mit, dass es auch ein Hörbuch geben würde - mit mir als Sprecherin. Als Autorin ist es keinesfalls selbstverständlich, dass man sein eigenes Buch sprechen darf, sonst würden das viel mehr Schriftsteller tun. Gerade Hörbücher gelten als Königsdisziplin der Sprecher und ich war dementsprechend aufgeregt. Was ist, wenn die Leute meine Stimme nicht mögen? Was, wenn ihnen das Buch nicht gefällt? Hält meine Stimme den Studiotag durch? Hoffentlich bekomme ich keine Erkältung! (All diese Sorgen sind übrigens filmisch festgehalten, wenn ihr auf Instagram @vrenifrost meine Highlight-Story „SprechBums“ anseht!)

Ein Hörbuch zu sprechen ist harte Arbeit. Drei Studiotage waren für 240 Seiten anberaumt. An Tag eins bin ich so aufgeregt, dass mir übel ist – und ich bin ein Mensch, der grundsätzlich nur sehr selten aufgeregt ist. Ich komme im Studio an und lerne meinen Regisseur kennen: Nico ist etwas jünger als ich, begrüßt mich herzlich und macht mir erst einmal einen Tee. Er zeigt mir das Studio und ich fühle mich sofort willkommen. Mein Platz ist an einem kleinen Holztisch, ein gemütlicher Stuhl mit einer Decke darauf läd zu langem Sitzen ein. Der Raum ist dunkel, nur der Tisch mit Manuskriptständer und Mikrofon sind erleuchtet. Im Studio gegenüber sitzt Nico hinter Mischpult und Monitor.

Der Regisseur beim Hörbuch hilft dabei, den richtigen Rhythmus zu finden, er achtet auf korrekte Aussprache und behält bei allem den Überblick. Ich tendiere im normalen Alltag zu einer sehr schnellen Sprechweise, also muss Nico mich am Anfang bremsen, bis ich mich eingependelt habe. Für mich gilt: Wenn ich selbst das Gefühl habe, fast einzuschlafen, dann ist es angenehm für die Zuhörer. Wenn ihr also dem Anfang meines Buches lauscht, so seht es mir bitte nach, dass ich etwas durch die Zeilen eile...

Bei den ersten Seiten muss ich nach fast jedem Satz einen Schluck Wasser trinken, bis sich die Aufregung endlich legt und ich auch längere Passagen am Stück sprechen kann. Wenn der Mund zu trocken ist, „schmatzt“ es bei der Aufnahme und das ist natürlich nicht optimal. Deshalb heißt es: trinken, trinken, trinken! Sich zu versprechen ist übrigens vollkommen normal, kein Sprecher schafft es, ein Hörbuch ohne Unterbrechung einzulesen. Das kennen die Regisseure, also sollte man sich deshalb keine Sorgen machen (so wie ich vorher...).

Nach eineinhalb Stunden machen wir Pause. Ich lutsche eine Isla Moos, diese Pastillen kenne ich schon vom Singen. Sie helfen, die Stimme zu schmieren. An Studiotagen sollte man übrigens bestenfalls keine Milchprodukte zu sich nehmen, da diese die Stimme belegen. Kaffee und auch so mancher Tee trocknen den Mund aus, also hier aufpassen. Sehr stark gewürzte Speisen oder viel Zucker trocknen ebenfalls aus. Kohlensäure ist natürlich tabu, beim Sprechen hilft stilles Wasser.

Nach knapp fünf Stunden haben wir 80 Seiten eingesprochen. Als ich nach Hause fahre bin ich total euphorisiert. An Tag zwei ist die unangenehme Aufregung weg und ich freue mich einfach wie bekloppt aufs Studio. Als wir die letzten Seiten am dritten Studiotag einsprechen, bricht meine Stimme. Wir haben wirklich nur noch fünf Seiten und ich bekomme kein Wort mehr heraus. Pause! Halspastillen lutschen, ruhig bleiben. Mit Ach und Krach spreche ich die letzten Seiten ein, muss mehrmals neu anfangen, aber ich bleibe gelassen. Dann ist es geschafft. Ich bin erledigt. Komplett erschöpft – und richtig glücklich. Eine aufregende Studiozeit geht zu Ende und ich würde am liebsten gleich morgen wieder hinter dem Mikrofon stehen.

Einige Wochen später bekomme ich das Hörbuch zugeschickt. Mit klopfendem Herz starte ich die Datei. Und da höre ich: mich. Abgefahren! Natürlich fallen mir sofort Dinge auf, die ich anders machen würde, beispielsweise langsamer sprechen oder längere Pausen. Aber: Ich mag es. Für mein erstes Hörbuch ist das richtig gut gelungen und ich bin stolz. Und jetzt ist es so weit, ihr dürft es hören und nicht nur meiner Stimme lauschen, sondern euch hoffentlich auch von den Zeilen, die ich geschrieben habe, motivieren und inspirieren lassen.

Viel Spaß!

Eure Vreni

Vrenis Hörbuchempfehlungen

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