Gabrielle Pietermann ist Hörbuch- und Synchronsprecherin. Bekannt ist sie insbesondere als Emma Watsons und Emilia Clark Synchronsprecherin, die nicht nur in „Harry Potter“ und „Game of Thrones“ besonders starke Frauenrollen verkörpern. Zeit also, auch mit Gabrielle zu sprechen, die diesen inspirierenden Frauen ihre Stimme leiht. Die 31-Jährige verrät uns, wie es dazu kam und welche Rolle ihr bislang am meisten Spaß gemacht hat.

Gabrielle Pietermann Interview mit dem Audible Magazin.

Wie bist du Synchronsprecherin geworden?

Ich habe mit 8 Jahren am Theater den Kleinen Prinzen in einer kreativen Lesung gespielt und dort Unterricht in Bühnensprache bekommen. Die Dame, der das Theater gehörte, war auch Synchronregisseurin und hat mich im Kinderensemble einfach mal ausprobiert und das hat dann ganz gut geklappt.

Welche Rolle hat dir bislang am meisten Spaß gemacht?

Meine Lieblingsfigur ist Daenerys aus Game of Thrones. Ich mag starke Frauen mit Ecken und Kanten. Emilia Clarke als Louisa Clark in „Ein ganzes halbes Jahr“ hat mir auch sehr viel Freude bereitet, da sie ein kompletter Nerd ist. Die schönste Herausforderung ist es, wenn eine Figur eine Entwicklung durchläuft und durch ihre Andersartigkeit besticht. Und Caitlin bzw. Killer Frost in „The Flash“ macht auch Spaß. Wann hat man schon mal die Möglichkeit als böser alter Ego mit sich selbst zu sprechen?

Was ist der Unterschied zwischen Synchronsprechen und Hörbuchsprechen?

Beim Hörbuch hat man die Möglichkeit sich in Ruhe vorzubereiten und die Geschichte am Stück zu erzählen. Und man ist in der Gestaltung völlig frei, da man ja an kein Bild und kein Original gebunden ist. Das stellt einen natürlich vor völlig andere Herausforderungen, da man alles aus sich selbst herausholen muss. Ich finde es toll zwischendurch mal ein Buch einzulesen. Dabei kommt man so schön zur Ruhe. Dafür hat man beim Synchronisieren mehr zu spielen und ist gefordert dem Original gerecht zu werden.

Du sprichst unter anderem Hermine und die Mutter der Drachen – was zeichnet diese beiden Rollen für dich aus?

Wie oben angesprochen, sind bzw. wurden im Lauf der Geschichte beide Figuren zu starken, unabhängigen Frauen, die durch ihre Andersartigkeit bestechen und sich vieles erkämpfen mussten, bis sie akzeptiert und respektiert wurden.

Inwiefern sind Hermine und Daenerys Vorbilder für (junge) Frauen?

Noch nie hatten Frauen so viele Rechte und Freiheiten wie heute, vor allem natürlich in den Industrienationen. Und bis die gesellschaftliche, politische und religiöse Unterdrückung der Frau einer kompletten Gleichberechtigung gewichen ist, wird wohl noch ein Moment vergehen. Aber Figuren wie Daenerys und Hermine inspirieren dazu mutig zu sein, seinen eigenen Weg zu beschreiten und dafür zu kämpfen, Glück und Erfüllung nicht vom Umfeld oder einem Mann abhängig zu machen. Anderen mit Respekt zu begegnen und Respekt für sich selbst einzufordern statt sich klein zu machen, auch wenn man es vielleicht so vorgelebt bekommen hat, das sind die Werte, die diese beiden tollen Ladys vertreten und die ich sehr an ihnen schätze.

Daenerys und Hermine inspirieren dazu mutig zu sein, seinen eigenen Weg zu beschreiten.

Gabrielle Pietermann, deutsche Stimme von Hermine und Daenerys

Welche Geschichte würdest du gerne mal als Hörbuch einsprechen?

Etwas Poetisches, einen Gedichtband. Oder einen richtig verstörenden Psychothriller. Das wären mal spannende Herausforderungen.

Hörst du selber gerne Hörbücher/Hörspiele/Podcasts?

Bei langen Autofahrten höre ich gern Hörspiele und erfreue mich dann an den Kollegen, die ich zum Teil ja persönlich kenne bzw. zu meinen Freunden zähle. Bücher lese ich lieber selbst. Und bis vor einem Jahr wusste ich noch gar nicht was ein Podcast ist... Ich bin was Internet und Social Media angeht ein Dinosaurier und benutze bis heute einen Papierkalender für meine Termine.

Wirst du mit deiner Stimme manchmal erkannt?

Zum Glück ist meine Stimme nicht allzu markant, so dass mir das bis jetzt noch nicht passiert ist. Aber mir wurde schon öfter gesagt, dass ich eine sehr angenehme Stimme hätte, wobei ich grundsätzlich sehr viel lache und das trägt wohl zu einer positiven Grundstimmung bei.